Hotzenplotz - vergessener Mikrokosmos im Herzen Europas
Hotzenplotz, das ist nicht nur der bekannte Räuber aus den Kinderbüchern von Ottfried Preußler, sondern auch der deutsche Name von Osoblaha, einer Kleinstadt im tschechischen Jesenik-Gebirge. Das fast vergessene Hotzenplotzer Ländchen und die mährischen Enklaven in Schlesien waren nun Thema einer Konferenz zwischen renommierten Historikern aus Hamburg, Kassel und Frankfurt und ihren Kollegen von der Schlesischen Universität und dem Landesarchiv in Opava. Aus Troppau meldet sich Jitka Mladkova.
Professsor Rotter, der vor sechs Jahren die schlesischen Wurzeln seiner Familie vor Ort im Hotzenplotzer Ländchen zu suchen begann, bereitet in Zusammenarbeit mit tschechischen Kollegen im Landesarchiv eine neue Edition eines etwa 5000 Seiten umfassenden Manuskripts über diese einstige Enklave vor. Das Werk des 1821 geborenen regionalen Geschichtsschreibers Edward Richter bezeichnet Rotter als Enzyklopädie eines Mikrokosmos im Herzen Mitteleuropas. Durch die Lektüre ist er zum folgenden Schluss gekommen:
"Gerade im schlesischen Gebiet, ehemals Österreichisch Schlesien, waren wir auf dem besten Wege zu einer Gesellschaft zusammenzuwachsen, ähnlich wie in der Schweiz. Die Sprachgrenze war auch dort nicht die politische oder eine menschliche Grenze. Aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen die nationalistischen Gedanken auf beiden Seiten schon, dies zu zerstören. Natürlich haben dann die Nazis den Schlusspunkt gesetzt."