Hyundai plant Werk in Tschechien - Grundstückfrage aber noch nicht geklärt

0:00
/
0:00

In der vergangenen Woche haben wir Sie darüber informiert, dass der größte südkoreanische Autohersteller Hyundai die Absicht hat, mit der Errichtung eines neuen Werkes in Tschechien seine Präsenz in Europa auszubauen. Seitdem vergeht hierzulande kaum ein Tag, an dem sich nicht Befürworter und Gegner dieser Investition zu Wort melden. Lothar Martin informiert Sie über den Stand der Dinge.

Der Bau eines neuen Autowerkes des PKW-Herstellers Hyundai Motor in der Tschechischen Republik würde der hiesigen Wirtschaft einen weiteren starken Impuls verleihen. Er würde sich sowohl auf die Handelsbilanz des Landes als auch auf das Lebensniveau in Tschechien positiv niederschlagen, meinen die Analytiker. Einige wenige sehen in der nach Skoda, TPCA und nun mit Hyundai eindeutigen Gewichtung auf die Autoindustrie aber auch eine Gefahr, dass Tschechien bei einer größeren Rezession in dieser Branche dann auch mit harten Schlägen für die gesamte Wirtschaft rechnen müsse. Die das mögliche Engagement von Hyundai in Tschechien begrüßenden Stimmen haben jedoch klar die Oberhand. Dazu zählt auch die von Staatspräsident Vaclav Klaus, auch wenn sein "Ja" erneut mit gewissen Vorbehalten verknüpft ist:

"Solche Investitionen sind ganz sicher gut und positiv. Ich wünsche mir jedoch sehr, dass diese nicht auf der Basis von künstlich eingebauten sonderbaren Investitionsanreizen zustande kommen, sondern dass es sich um eine wirkliche ernsthafte Entscheidung dieser asiatischen Firma handelt. Vielmehr hoffe ich, dass diese Investition aufgrund von mehr als 1000 Gründen, die für Tschechien sprechen, getätigt wird. Einfach deshalb, weil der Investor daran glaubt und er das Gefühl hat, dass es eine sinnvolle Investition ist."

Dass die mit dem Bau des Werkes einhergehende Investition von einer Milliarde Euro auf jeden Fall für die Tschechische Republik Sinn mache, weil sie in der von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Region Nordmähren vorgenommen werden soll, dessen ist sich Premierminister Jiri Paroubek sicher. Daher sei es, so der Premier, das Gebot der Stunde, die Bereitstellung eines entsprechenden Baugrundstücks notfalls auch mit dem so genannten Gesetz über Enteignungen durchzusetzen, das im August in erster Lesung vom Prager Abgeordnetenhaus gebilligt wurde. Völlig anderer Meinung sind jedoch die gegenwärtigen Besitzer des Feldgrundstücks in Nosovice bei Frydek-Mistek, auf das die Hyundai-Verantwortlichen bereits ein großes Auge geworfen haben. Es sind die Mitglieder einer Genossenschaft, die hier eine einträgliche landwirtschaftliche Produktion betreiben. Die Genossenschaftler sehen allerdings nicht nur ihre Existenz gefährdet, sondern auch nicht ein, weshalb gerade ein ertragreiches Feld als Baugrundstück herhalten soll, wo es im Raum um Ostrava/Ostrau noch jede Menge ehemaliger und heute verlassener Industriezonen gebe. Die Zeit aber drängt, denn Hyundai will nicht nur schon im nächsten Jahr mit dem Bau des Werkes beginnen, sondern bis zum Jahresende auch Klarheit darüber haben, wo es stehen wird. Ob in Nordmähren, Polen oder der Slowakei. Deshalb hat sich der tschechische Wirtschaftsminister Milan Urban auch etwas zurückhaltend zum aktuellen Stand der Dinge in dieser Angelegenheit geäußert:

"Bisher haben wir noch keine offizielle Bestätigung der Firma Hyundai. Die Firma hat lediglich bekannt gegeben, dass die Tschechische Republik immer mehr zu einem wirtschaftlichen Zentrum in Mitteleuropa werde und dass sie uns als einen idealen Kandidaten für den Bau des Autowerkes ansehe. Wir warten daher mit Spannung auf die endgültige schriftliche Entscheidung."