Ich weiß, was du gestern getan hast!
Ahnungslos kaufte ich eine tschechische Handykarte. Und stellte fest: Ich werde überwacht.
Das Telefon schien jeder meiner Bewegungen zu folgen. Seit ich in der Narodni das Geld auf den Ladentisch gelegt hatte, war ich in einem perfide ausgeklügelten Überwachungssystem gefangen. Sogar unter Tage funktioniert der Navigator. "Metro B Chodov", "Metro C - Andel", mein Handy kennt jede einzelne Haltestelle entlang der roten, grünen und gelben U-Bahn-Linie. Vom Funkhaus in der Vinohradska fahre ich täglich drei Stationen mit der Tram nach Hause und gehe dann noch rund 500 Meter zu Fuß. Auf dem ganzen Weg wechselt die Anzeige fünf Mal. "Vinohradska" - "Muzeum" - "Sokolska" - "Bruselska" - "Belgicka". Und noch bevor ich den Geruch von ranzigem Frittenfett an der Metro-Haltestelle "I.P.Pavlova" wahrnehme, wirbt das Display schon: "Cheeseburger 20 Kronen". Für mich als Vegetarierin ein besonders wertvoller Hinweis.
In den ersten Tagen in Prag kannte sich mein Telefon tatsächlich besser aus, als ich. Doch nach und nach entlarve ich seine Fehler. Ich ertappe mich dabei, dass ich mein Handy kontrolliere. Und wenn es irrt, kann ich eine gewisse Schadenfreude nicht verbergen. In meinem Zimmer, zum Beispiel, sagt es stets "Praha 2 - Nusle". Dass man vom Fenster aus über das Nusle-Tal blickt, die Wohnung aber im Stadtteil Vinohrady liegt, das weiß es nicht.
In zwei Wochen fliege ich zurück nach Hause. Ich bin schon sehr gespannt, ob sich mein Handy dort auch auskennt. Wäre doch nett, wenn ich mit "O2 - CZ" und "Flughafen Hamburg" begrüßt werden würde.