Stadt Vsetín spricht generelles Handyverbot an Grundschulen aus

Die Grundschüler der ostmährischen Stadt Vsetín / Wsetin dürfen während der Unterrichtszeit in Zukunft keine Telefone mehr bei sich tragen. Dies hat der Stadtrat beschlossen. Doch von vielen Seiten gibt es Kritik – unter anderem vom Bildungsminister.

Über den Stadtratsbeschluss informierte am Donnerstag die Presseagentur ČTK. Demnach müssen die Grundschulen, die in Tschechien teils von Kindern und Jugendlichen bis zur neunten Klasse besucht werden, ihre Schulordnungen anpassen. Darin soll vorgeschrieben werden, dass die Schüler ihre Handys nicht mehr bei sich führen dürfen. Die Stadt will spezielle Boxen anschaffen, in denen die Mobiltelefone während des Unterrichts sicher verwahrt werden können.

„Dass die Nutzung von Handys Kindern schadet, bestätigen immer wieder Studien. Wir wissen sogar, dass 40 Prozent aller Kinder psychische Probleme haben, zu denen besonders die übermäßige Nutzung des Handys beiträgt“, so Bürgermeister Jiří Čunek (Christdemokraten).

Jiří Čunek | Foto: Roman Verner,  Tschechischer Rundfunk

„In den Schulen sinkt durch die Telefone die Konzentrationsfähigkeit der Schüler und die Effektivität des Lernens – ganz zu schweigen von den Gefahren durch Cybermobbing“, fährt das Stadtoberhaupt fort. In Einzelfällen können aus gesundheitlichen Gründen zwar Ausnahmen von der Regelung gemacht werden. Im Interview mit dem Nachrichtenportal Novinky.cz appelliert der Bürgermeister aber auch an die Eltern:

„Es ist nicht angebracht, dass Mütter in der Pause ihre Kinder anrufen und nachfragen, ob sie in der Schule sind und ihr Pausenbrot gegessen haben. Ich hoffe, dass die Eltern das verstehen. Es geht uns um die Bildung der Kinder, darum, dass sie sich besser konzentrieren können und nicht daran denken müssen, ob und wann sie eine Nachricht erhalten haben.“

Tomáš Zatloukal | Foto: Kateřina Cibulka,  Tschechischer Rundfunk

Das flächendeckende Verbot von Handys an Grundschulen hält der Magistrat für eine sinnvolle Lösung – und für einen rechtlich vertretbaren Schritt. Auch Tomáš Zatloukal, der Leiter der tschechischen Schulinspektion, sagte gegenüber dem Nachrichtenportal Novinky.cz:

„Das Schulgesetzt ermöglicht es durchaus, solch strikte Maßnahmen zu ergreifen. Das Handy zu Beginn des Unterrichts abzugeben und es vor dem Verlassen der Schule zurückzuerhalten, ist technisch möglich. Die Schulen müssen Verantwortung für die Kinder übernehmen. Es handelt sich nicht um eine Einschränkung von Rechten.“

Bildungsminister Mikuláš Bek (Stan) hingegen teilte auf X mit, er halte es für unglücklich, künstliche Barrieren zwischen der Schule und der Realität zu schaffen:

Mikuláš Bek | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Obwohl ich das Recht der Schulen auf ein Verbot von Mobiltelefonen respektiere, habe ich hinsichtlich der Sinnhaftigkeit und Rechtsmäßigkeit eines derart harten Vorgehens in dem konkreten Fall meine Zweifel“, so der Minister.

Novinky.cz zufolge äußerten bereits mehrere Eltern Kritik an der neuen Regelung. Ein generelles Verbot von Mobiltelefonen an Schulen hatte 2018 Frankreich eingeführt. Mit Beginn dieses Jahres haben zudem die Niederlande Handys, Tablets und Smartwatches in den Bildungseinrichtungen verboten – auch an Mittelschulen. Ebenso in Spanien gibt es immer mehr Regionen, die die Nutzung von Handys an Grundschulen untersagen.