Iglauer Gespräche zum 10. Mal

Tschechische und deutsch Flagge

Zum Anhören des folgenden Beitrags im Format Real Audio klicken Sie bitte hier: Es ist kaum übertrieben gesagt, dass tschechisch-deutsche Gespräche in Jihlava/Iglau zum Begriff für Begegnungen von Tschechen und Deutschen geworden sind, bei denen offen über das gemeinsame Verhältnis, darunter auch über die aus der Vergangenheit rührenden Probleme, aber auch über die gemeinsame Zukunft diskutiert wird. Das 10.Jubiläumssymposium von Iglau fand am vergangenen Wochenende statt. Hören Sie dazu den folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

Tschechische und deutsch Flagge
In einem kurzen Beitrag darüber zu berichten, worüber sich 150 Teilnehmer der Iglauer Konferenz, unter ihnen Politiker, Politologen, Publizisten u.a. zwei Tage lang ausgestauscht haben, ist sehr schwer. Um so mehr, wenn die besprochenen Themen zum Teil auch kontrovers sind und viele Fragen auslösen. Eine Unisono-Resonanz war also kaum zu erwarten, aber selbst das Suchen der Antworten erweist sich als nützlich. In den 10 Jahren der Iglauer Treffen ist es zu keinem prinzipiellen Umbruch in den existierenden Sichtweisen gekommen, was einige Teilnehmer mit etwas Skepsis kommentieren, doch der tschechisch-deutsche Dialog selbst ist sehr offen geworden, was kaum anders als positiv einzuschätzen ist. Traditionsgemäß wird dieses Treffen als ein tschechisch-deutsches deklariert, dabei hat es aber eine viel breitere Dimension angenommen, wie es auch das diesjährige zentrale Motto: " Nationale Identität und europäische Einigung" nahelegt. Mit diesem, wie er selbst gleich zur Einleitung sagte, kontroversen Thema setzte sich ausführlich in einem gedankenreichen Referat der Vorsitzende des tschechischen Senats Petr Pithar auseinander. In diesem Zusammenhang sagte er:

"Diesen Kontinent kennzeichnet kaum etwas mehr als einerseits die Suche nach einer Einheit, und auf der anderen Seite die Sorge, dass sich die Europäer in Europa irgendwie auflösen - als Italiener, Franzosen, Briten oder aber als Protestanten, Katholiken, Konfessionslose etc. Diese beiden Tendenzen waren nie ausgeglichen, Europa war immer von nationalpartikularen Tendenzen, aber auch von universal orientierten nationalen Imperialismen bedroht".

Nun geht es also darum, das für ein stabiles Europa nützliche Gleichgewicht zu finden. Das wird eben nicht so leicht sein, wie sich auch bei der Diskussion in Jihlava erwiesen hat. In den postkommunistischen Ländern überwiegen laut Pithart in der Wahrnehmung der nationalen Interessen eher ihre ethnischen Dimensionen. Er warnte ausdrücklich davor, dass diesem Begriff der aus dem 19. Jahrhundert stammende Inhalt verliehen wird.

Damit sei das Risiko verbunden, aus dem modernen sich vereinigenden Europa der Bürger in das emotional immer noch stark besetzte Museum eines Europa der Nationalisten zu gelangen, und hier seien immer noch viele Blutspuren zu finden. Auch in den mitteleuropäischen geografischen Graden sollten also nach Pitharts Auffassung die Nationalinteressen mit denen des Staates identisch sein. Hierzu noch einmal Pithart:

"In unserem Staatsinteresse sei es aber, Bestandteil eines solchen sich vereinigenden Europa zu werden, das die ethnischen, oder wenn Sie wollen , die nationalen, kulturellen und regionalen Spezifika in sich einbezieht und respektiert. In einem Europa, das seine Vielfarbigkeit verteidigen kann gegenüber dem gleichschaltenden Druck jeder Art - sei es durch die Medien, durch die multinationalen Gesellschaften und ähnliches".

Soviel aus Iglau. Mehr zu diesem Thema erfahren sie in einer der nächsten Ausgaben unserer Sendereihe Begegnungen.