IGLU-Studie: Tschechische Schulkinder haben hohe Lesekompetenz

Lesekompetenz

Tschechische Schüler der vierten Klassen können im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gut lesen. Im Textverständnis haben sie jedoch Nachholbedarf. Dies geht aus der neuesten IGLU-Studie und den Erhebungen der Schulinspektion hervor.

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Seit 2001 wird alle fünf Jahre die Lesekompetenz von Schülern in verschiedenen Ländern der Welt analysiert. Die letzte Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung – oder auch kurz IGLU-Studie – wurde 2021 durchgeführt. Über ihre Ergebnisse informierte die tschechische Schulinspektion nun am Dienstag.

Laut der Behörde konnte Tschechien von insgesamt 57 teilnehmenden Staaten den 16. Platz belegen. Die tschechischen Kinder hätten dabei nur geringfügig schlechtere Ergebnisse erzielt als noch beim letzten Mal. Laut dem leitenden Schulinspektor Tomáš Zatloukal müssen die Daten aber genau analysiert werden. Er sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Die Ergebnisse in absoluten Zahlen sind mit denen der vergangenen 20 Jahre vergleichbar. Tschechien steht im Vergleich auch deswegen so gut da, weil bei der jüngsten Erhebung neue Länder hinzukamen, die niedrige Ergebnisse erzielten und so den Durchschnitt drückten.“

Diese neu hinzugekommenen Länder sind etwa der Iran, Kirgisistan oder Aserbaidschan.

In Tschechien waren 280 Grundschulen an der Umfrage beteiligt. Eingebunden wurden nicht nur über 8000 Schüler, sondern auch ihre Eltern, Lehrer und die Schulleiter.

In der Untersuchung mussten die Viertklässler unterschiedliche Fragen zu konkreten literarischen Texten beantworten, so zu Handlung, Figuren, Thema und Handlungsort. Zudem galt es Sachtexte zu lesen. Zuzana Janotová ist Mitarbeiterin der Schulinspektion:

„Anhand der Texte wurden vier Fähigkeiten überprüft. Das Auffinden von Informationen sowie das Zusammenfassen, Interpretieren und Bewerten des Textes.“

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Dabei brachte die Studie zum Vorschein, dass die Lesekompetenz der Schüler hierzulande sehr gut ist – sowohl bei literarischen als auch bei Sachtexten. Beim Verständnis gebe es aber noch Verbesserungsbedarf, so die Ansicht der Schulinspektion. Zudem sei, wie eingangs von Zatloukal angedeutet, kein wirklicher Fortschritt in den letzten 20 Jahren festgestellt worden – im Unterschied zu den Kindern aus anderen Staaten.

Wirklich besorgniserregend ist wohl aber vielmehr ein anderer Aspekt, auf den die Schulinspektion aufmerksam gemacht hat: nämlich die Abhängigkeit der Ergebnisse vom familiären Hintergrund der Schüler. So erzielten Kinder aus wohlhabenderen Familien bessere Ergebnisse als solche aus Haushalten mit einem geringeren Einkommen. Laut Tomáš Zatloukal steht dieses Problem auch auf der Agenda des Bildungsministeriums:

„Es soll dahingehend konkrete Maßnahmen geben. So ist geplant, die Kompetenzen der Lehrer weiter auszubauen, sodass sie die Leistungen besser einordnen können, entsprechende Lernmethoden verwenden und motivierendes Feedback geben. All dies soll in Kenntnis des familiären Hintergrunds der Schüler geschehen.“

Weltweit nahmen an der aktuellen IGLU-Erhebung rund 400.000 Schüler teil. Am besten schnitten mit 587 Punkten die Kinder aus Singapur ab, Schlusslicht war Südafrika mit 288 Punkten. Tschechien erhielt 540 Punkte und konnte sich damit nicht nur über dem EU-Durchschnitt einreihen (527 Punkte). Das Land schnitt auch besser ab, als etwa die Schüler aus Deutschland und Österreich.

Autoren: Ferdinand Hauser , Kryštof Šimek
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