Illegale Herstellung von Pervitin in Tschechien nimmt zu – Crack als weitere Gefahr erkannt

In Tschechien wurde jüngst der Drogenbericht für das Jahr 2007 veröffentlicht. Die Fakten, die da zu Tage traten, sind alles andere als erfreulich: In Tschechien wird immer mehr Pervitin illegal hergestellt und wohl auch konsumiert. Und Kokain entwickelt sich mehr und mehr zur Modedroge.

Im vergangenen Jahr wurden in Tschechien rund vier Millionen Packungen mit Medikamenten verkauft, in denen die Substanz Pseudoefedrin enthalten war. Ein Ausgangsstoff zur Herstellung der gefährlichen Droge Pervitin, die in Tschechien ein Renner ist. Das wird auch von der Tschechischen Ärztekammer bestätigt, deren Schätzungen zufolge etwa 80 Prozent der genannten Menge, also rund 3,2 Millionen Packungen, zur Herstellung von Pervitin missbraucht wurden. Mit dieser Menge wiederum lässt sich gut und gern eine Tonne der berüchtigten Droge erzeugen. Der Vorsitzende der Ärztekammer, Stanislav Havlíček, wusste aber ebenso zu berichten, dass man den „schwarzen Schafen“ in der Apothekerbranche bereits auf der Spur sei:

„Wir haben ganz klare Beweise dafür, dass eine Reihe von kleineren Apotheken bis zu einem Viertel ihres Umsatzes mit dem Verkauf von Medikamenten macht, die als Ausgangsstoffe zur Produktion von Pervitin genutzt werden. Vermutlich sind diese Apotheken an der Herstellung von Pervitin zwar nicht direkt beteiligt, doch andererseits stellen sie dafür eine legale Quelle da. Das ist die Spitze des Eisberges und nur regelmäßige Kontrollen können zu weiteren Enthüllungen auf diesem Gebiet führen. Aber das ist die Arbeit für die Polizei.“

Der Chef der Nationalen Drogenzentrale (NPC), Jiří Komorous, gab jedoch zu bedenken, dass die Polizisten seiner Spezialabteilung ihre Möglichkeiten bereits ausgereizt hätten. Im vergangenen Jahr haben die Drogenfahnder zum Beispiel 12.000 Tabletten des Medikamentes Nurofen beschlagnahmt, bevor man sie zweckentfremdet nutzen konnte.

Pervitin
Pervitin, von der Öffentlichkeit als eine typisch tschechische Droge wahrgenommen, wird in Böhmen und Mähren in immer größeren Mengen illegal hergestellt und mittlerweile auch im Ausland verkauft. In Deutschland, Österreich oder auch in England wächst die Nachfrage nach Crystal Speed, wie es dort bezeichnet wird. In Tschechien aber macht man sich bereits Sorgen vor einer anderen Droge, vor der man hierzulande neben dem Kokain immer stärker warnt: Crack. Dazu sagte Komorous:

„Kokain ist schon auf der Straße angeboten worden und in kleineren Mengen auch in Jugendclubs. Und das ist bereits sehr gefährlich, denn Kokain beginnt langsam aber sicher eine Modedroge zu werden. Worin wir außerdem eine sehr große Gefahr für die Zukunft sehen, ist Crack. Crack kann auch als gestrecktes Kokain bezeichnet werden. Wir hoffen, dass diese Droge um die Tschechische Republik einen Bogen macht, denn in den Vereinigten Staaten zum Beispiel hat man mit Crack sehr negative und unglückliche Erfahrungen gemacht.“

Der Zugang zu den Ausgangsstoffen für die Herstellung von Pervitin soll in Zukunft erschwert werden. Diesbezügliche Maßnahmen werden derzeit von einer Arbeitsgruppe erörtert, die aus Vertretern des Gesundheitsministeriums, der Drogenzentrale, Apothekern und Suchtexperten gebildet wurde. Denn die weitere Verbreitung des Crystal Speed soll nach Möglichkeit verhindern werden.