Harte Strafe für Drogen-Apotheker – ČLnK fordert Rezeptpflicht für Pseudoefedrine
Die Tschechische Republik nimmt bei Herstellung und Handel mit der Droge Pervitin einen Spitzenplatz in Europa ein. Pervitin – in Deutschland als Crystal bekannt – kann aus einer Substanz gewonnen werden, die in üblichen Grippe-Medikamenten steckt. Der Verkauf dieser Medikamente ist nicht rezeptpflichtig, Kontrollen sind nicht konsequent. Am Dienstag wurde ein Prager Apotheker verurteilt, der die Lücken genutzt und Millionen von Grippe-Tabletten an Drogenhersteller geliefert hat.
Das Stadtgericht Prag hat den Apotheker für den illegalen Handel mit Medikamenten, die Pseudoefedrine enthalten, zu acht Jahren Gefängnis unter verschärftem Vollzug verurteilt. Zudem muss er umgerechnet knapp 118.000 Euro Strafe zahlen und darf die kommenden zehn Jahre nicht in seinem Beruf arbeiten. Eine harte Strafe, hinter der aber diese Zahlen stehen: In nur drei Jahren verkaufte er an vier Personen rund sechs Millionen Tabletten, die den Wirkstoff zur Drogenherstellung enthalten. Die Tschechische Apothekenkammer (ČLnK) begrüßt die Strafe:
„Die Kammer hält dieses Urteil für gerecht. Es bestraft angemessen die schwerwiegenden Straftaten, die in der Apotheke des Betreibers verübt wurden“, sagte der Rechtsberater der Kammer, Jaroslav Maršík, gegenüber Radio Prag.Maršík räumte ein, dass diese harte Strafe sicher ein exemplarisches Urteil sei, das auch zur Abschreckung vor ähnlichen Handlungen diene. Das aber läge im Interesse der Kammer, da der Fall des Prager Apothekers nur die Spitze des Eisbergs sei, so Maršík:
„In Tschechien gibt es insgesamt 2500 Apotheken. Die Straftat des übermäßigen Verkaufs von Medikamenten mit dem Drogenwirkstoff wurde den Ermittlungen zufolge bei rund 20 Apotheken festgestellt.“
Bei ihren Ermittlungen haben die Inspektoren der Apotheker-Kammer sehr eng mit der Polizei zusammengearbeitet. Das Geschäft mit der drogenhaltigen Substanz ist dadurch begünstigt, dass man in Tschechien bis zu 60 Tabletten eines Medikaments mit Pseudoefedrin im Monat rezeptfrei kaufen kann. Es reicht die Vorlage des Personalausweises, die Daten werden aber nicht gespeichert. Ein Gesetz zur Datenspeicherung wurde im vergangenen Jahr auf Druck der Datenschutzbehörde wieder einkassiert. Deswegen fordert die Apotheker-Kammer eine andere Lösung des Problems, sagt Jaroslav Maršík:
„In diesem Zusammenhang wäre es am wirkungsvollsten, wenn Medikamente mit Pseudoefedrin, die Gegenstand dieses illegalen Handels sind, am besten gar nicht erst auf dem Markt wären. Wenn sie aber schon auf dem Markt sind, dann sollten sie nur gegen ein ärztliches Rezept erhältlich sein.“