Im Fadenkreuz der Wilderer: Großraubtiere in tschechischen Wäldern

Tschechische Naturschützer bemühen sich schon seit mehreren Jahren, in der Natur bessere Lebensbedingungen für große Raubtiere zu schaffen. Trotzdem sinkt die Zahl der frei lebenden Luchse, Wölfe und Bären immer weiter. Jakub Siska hat sich nach den Gründen erkundigt.

Foto: Archiv Radio Prag
Wölfe und Bären kann man in Tschechien nur selten beobachten, und zwar in den Beskiden im östlichen Teil des Landes. Die Tiere kommen aus der Slowakei und aus Polen, aber sie bilden keine ständige Population. Bei den Luchsen ist die Lage etwas besser: Sie bewohnen nicht nur die Beskiden, sondern auch den Böhmerwald, wo sie in den 70er Jahren künstlich angesiedelt wurden. Ihre Anzahl verringert sich jedoch: Mitte der 90er Jahre gab es dort noch 120 Tiere, nun sind es nur mehr rund 80. Der Grund besteht in der illegalen Jagd, erklärt Jaromir Blaha von der Umweltorganisation "Hnuti Duha", zu "Bewegung Regenbogen":

"Manchmal finden wir im Wald einen erschossenen Luchs, aber das sind nur Einzelfälle, die Spitze des Eisbergs. Obwohl die Strafen für die Tötung eines Luchses, Bären oder Wolfs sehr hoch sind, ist es bisher noch nicht gelungen, einen Täter zu fassen. Auf das Ausmaß der Wilderei weisen nur indirekte Indizien hin. Zum Beispiel haben laut einer anonymen Umfrage, die die Akademie der Wissenschaften durchführte, von 200 befragten Jägern zwanzig schon heimlich einen Luchs erschossen, drei Jäger sogar mehr als einen."

Die Bewegung Regenbogen organisiert gemeinsam mit den staatlichen Naturschutzbehörden so genannte Luchs- und Wolfswachen. Seitens der jungen Leute gibt es großes Interesse an dieser freiwilligen Arbeit. Die Teilnehmer absolvieren zunächst eine Schulung, um verschiedene Aufgaben in den Wäldern wahrnehmen zu können, sagt Blaha:

"In den Beskiden, wo dieses Projekt schon seit sieben Jahren läuft, arbeiten jährlich 100 bis 150 Freiwillige. Sie gehen vor allem in der Winterzeit bestimmte Strecken ab, nehmen Abdrücke von den Spuren, sammeln Losungen der Tiere und katalogisieren ihr Vorkommen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen kann man dann die Lebensweise der Raubtiere ableiten: Welches Territorium sie bewohnen, womit sie sich ernähren oder wie viele Jungen sie haben. Darüber hinaus entfernen unsere Wachen gelegte Schlingen und durch ihre Präsenz schrecken sie auch die Wilderer ab"

Das künftige Schicksal der großen Raubtiere hängt laut Naturschützern von den Menschen ab. Darum organisieren sie in ganz Tschechien Vorträge und Diskussionen mit dem Ziel, die Leute zu größerer Aufmerksamkeit für die Raubtiere zu bewegen. Besonders was die junge Generation betrifft, sind sie optimistisch. Die Reduzierung der Wilderei auf eine zumutbare Größe wird aber noch längere Zeit dauern.

Autor: Jakub Šiška
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