Im großen Prager Derby triumphierte Sparta mit Lafata über Slavia mit Latka

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Was in England das Liverpooler Derby und in Deutschland das Ruhrpott-Derby ist, das nennt sich in Tschechien das große Prager Derby. Die beiden Traditionsclubs Slavia und Sparta sind genauso wie Borussia Dortmund und Schalke nicht nur ortsnah, sondern auch große Rivalen. Alle drei genannten Fußballspiele fanden am vergangenen Samstag statt, wir aber blicken natürlich nur auf das Duell der beiden Prager S-Vereine.

Slavia Prag - Sparta Prag  (Foto: ČTK)
Sie sind die beiden ältesten Fußballvereine des Landes und zählen auch in Europa zu den Dinos: die beiden Hauptstadtclubs Slavia Prag (gegr. 1892) und Sparta Prag (gegr. 1893). Beide Vereine sind also schon über 120 Jahre alt und haben gegeneinander auch hierzulande die meisten Punktspielduelle bestritten. Am vergangenen Samstag stand bereits die 282. Begegnung der Lokalrivalen in einem Liga-Wettbewerb auf dem Programm. Die Rivalität ist groß, der Respekt voreinander aber nicht geringer. Beim Team des amtierenden Meisters Sparta Prag genießt insbesondere Slavias Abwehrrecke Martin Latka hohe Wertschätzung. Vor der Partie sagte Sparta-Mittelfeldspieler Bořek Dočkal über ihn:

Bořek Dočkal  (Foto: ČTK)
„Das ist ein Spieler, der heraussticht durch seine Persönlichkeit, und dessen Stärken vor allem bei Standardsituationen zum Tragen kommen. Beim stets umkämpften Derby besteht daher eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass solche Details das Spiel entscheiden können.“

Der von den Sparta-Akteuren hochgelobte Innenverteidiger des SK Slavia spielte die vergangenen anderthalb Jahre noch für Fortuna Düsseldorf in der ersten und zweiten Bundesliga. Zuvor aber war er in den Punktspielen der tschechischen Top-Liga auch zehnmal auf den Stadtrivalen getroffen, gegen den er vor der Samstagpartie eine positive Bilanz hatte: drei Siege, fünf Unentschieden und zwei Niederlagen. In diesen Begegnungen traf er dreimal ins Schwarze, und nach diesen Begegnungen ging Slavia nicht einmal als Verlierer vom Platz. Latka selbst aber hatte das alles noch irgendwie anders in Erinnerung:

Martin Latka  (Foto: ČTK)
„Als ich mit Slavia begann, auch die Derbys gegen Sparta zu spielen, haben wir gleich zwei der ersten drei verloren. Das Derby ist ein ganz spezielles Match, es überwiegt der Kampf. Persönlich habe ich eigentlich geglaubt, dass ich eine negative Bilanz gegen Sparta hätte. Dass es nicht so ist, überrascht mich schon.“

Spartas Kapitän und Stürmer David Lafata gab indes vor dem Duell die Parole aus, im Kontrahenten Slavia nicht nur Spieler vom Schlage Latkas zu sehen:

„Wir wissen, dass Latka sehr stark bei Standards und in den Zweikämpfen ist, doch wir spielen nicht nur gegen ihn, sondern gegen Slavia. Wir wissen schon, dass wir auf ein Team treffen werden, und nicht auf einen Einzelspieler.“

David Lafata  (Foto: ČTK)
Die Mannschaft des Titelverteidigers hat sich auf das Duell dann offenbar auch sehr gut vorbereitet, denn sie gewann die Partie in der Synot Tip Aréna des Rivalen mit 2:0. Zweifacher Torschütze war – wie könnte es anders sein – der Torjäger der Gäste, David Lafata. Und so drehte sich nach dem Derby auch der Themenschwerpunkt: Keiner sprach mehr über Latka, sondern der seit Sonntag 30-Jährige redete in höchsten Tönen über Lafata:

„Sobald man ihm nur etwas Raum gibt, weiß er ihn zu nutzen. Beim ersten Tor hat er sich sehr gut von mir abgesetzt. Er hat mich letztlich übersprungen, doch das war mein Fehler. Ich hätte ihn nicht aus den Augen verlieren dürfen, dann wäre ich auch besser zum Ball gestanden.“

Slavia Prag - Sparta Prag  (Foto: ČTK)
Das war in der 52. Minute, danach hatte Slavia noch etliche Chancen zum Ausgleich. Die Gastgeber nutzten sie aber nicht und wurden dafür bestraft: Gut zehn Minuten vor dem Abpfiff entwischte Lafata ein zweites Mal und stellte den 2:0-Sieg des Meisters sicher. Der Doppeltorschütze konnte sich dann auch ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen:

„Ich bin halt schnell“, sagte der 33-jährige Oldie gegenüber den mitlachenden Journalisten.

Doch während sich der Sparta-Kapitän über den Sieg, die drei Punkte und die Festigung des zweiten Tabellenplatzes freuen konnte, kam Latka noch einmal auf eine besonders negative Begleiterscheinung des Derbys zu sprechen. In der 75. Minute zündeten die Slavia-Anhänger Rauchbomben und verursachten damit starken Nebel und eine mehrminütige Spielunterbrechung. Slavias Trainer Miroslav Beránek schimpfte nach der Begegnung, dass die eigenen Fans ihre Mannschaft damit aus dem Rhythmus gebracht hätten. Martin Latka sah dies ein klein wenig anders:

Miroslav Beránek  (Foto: ČTK)
„Natürlich ist das nicht angenehm. Gezündelt wurde aber auf beiden Seiten, sowohl bei den Sparta- als auch den Slavia-Fans. Und das lässt sich nur schwer beeinflussen.“

Im Rückspiel im Frühjahr kommenden Jahres aber will Slavia die Begegnung und das Ergebnis wieder mehr beeinflussen als diesmal vor eigenem Publikum. Das wäre auch wieder einmal nötig, denn die Rot-Weißen haben seit der Gründung der tschechischen Liga eine negative Gesamtbilanz gegen ihre blau-gelb-roten Rivalen: In 43 Partien haben sie nur sechsmal gewonnen, aber 22 schon Mal verloren.


Haie-Trainer Krupp: CHL ist Bereicherung für europäisches Eishockey

Die höchste tschechische Fußball-Liga entstand nach der Trennung von der Tschechoslowakei im Sommer 1993. Die neu geschaffene Champions League im Eishockey aber gibt es erst seit anderthalb Monaten, sie wird seit Beginn der laufenden Saison ausgespielt.

In der sogenannten Gruppenphase, die am 8. Oktober abgeschlossen wird, spielten und spielen zunächst 44 Mannschaften in elf Vierer-Gruppen. Das Teilnehmerfeld wird insbesondere durch die großen Eishockey-Nationen in Nord- und Mitteleuropa gestellt, von Europas Elite fehlt nur Russland. Darunter sind auch je sechs Clubs aus Tschechien und aus Deutschland. Und zwei Teams von ihnen, die (Bílí Tygři) Weißen Tiger aus Liberec und die Kölner Haie trafen am 5. Spieltag der Gruppe A in der Stadt unter dem Jeschken aufeinander.

Uwe Krupp  (Foto: Markus Klemenschitz,  Wikimedia CC BY-SA 3.0 DE)
Beide Vereine wollten mit einem Sieg in der Partie ihre Chancen auf den Einzug in das Achtelfinale wahren. Das gelang am Ende den Gastgebern, die die Kölner mit 2:1 bezwangen. Der Trainer der Haie ist kein Geringerer als der erste Deutsche, der den begehrten Stanley Cup gewann: der gebürtige Kölner Uwe Krupp. Trotz der Niederlage war der 49-Jährige gar nicht so unzufrieden mit seiner Mannschaft.

Woran hat es heute gelegen, dass Köln nicht gepunktet hat? Waren die Tiger besonders in Überzahl bissiger als Ihre Haie?

„Ich glaube einfach, dass wir die Chancen, die wir hatten, nicht effizient genutzt haben. Von den Spielanteilen her waren wir ohne Frage stärker als Liberec. Die 5:3-Überzahl, zu der wir schon kurz nach Spielbeginn kamen, hat uns leider etwas kalt erwischt. Nach dem ersten Drittel aber sind wir gut ins Spiel gekommen und konnten am Ende auch hoch erhobenen Hauptes aus dem Spiel gehen. Ich glaube, wir waren heute die bessere Mannschaft.“

Die Kölner Haiein spielen in der LANXESS arena  (Foto: Archiv Kölner Haie)
Meinen Eindrücken nach hat es wirklich 12 oder 13 Minuten gedauert, ehe es ein richtiges Eishockeyspiel wurde. Zuvor gab es kaum Körperkontakte, alles plätscherte so etwas dahin. Erst mit der zweiten Überzahl für Liberec kam das Spiel richtig in Fluss…

„Es stimmt, es hat etwas gedauert, bis wir in das Spiel gefunden haben. Aber das war ok, denn wir wussten, dass es für uns hier sehr schwer wird. Aufgrund mehrerer Verletzter trat meine Mannschaft schon etwas dezimiert an, unter diesen Umständen bot sie heute eine wirklich starke Leistung.“

Liberec hat eine tolle Halle  (Foto: Archiv Bílí Tygři Liberec)
Wie sind Sie mit den organisatorischen Begleiterscheinungen Ihres Auslandstrips zufrieden?

„Hier herrschen sehr gute Bedingungen. Liberec hat eine tolle Halle, um Eishockey zu spielen. Die Stimmung war gut, selbst mit den relativ wenigen Zuschauern, denn es ist eine echte Eishockeyarena. Und auch die anderen Dinge wie Anreise, Hotelübernachtung und sonstige Organisation – alles hat sehr gut geklappt.“

Sind Sie auch gut durchgekommen auf der deutschen Autobahn bis nach Tschechien?

Kölner Haie  (Foto: Archiv der Stadt Köln)
„Da gab es kaum Probleme, denn wir sind zunächst von Köln nach Dresden geflogen, und von dort aus weiter mit dem Bus gereist. Es war alles recht unkompliziert.“

In der Champions League hat jede Mannschaft nun fünf ihrer sechs Gruppenspiele absolviert. Wie schätzen Sie das Niveau dieser Liga ein?

„Zunächst einmal sei gesagt: Wir sind sehr stolz darauf, dass wir in dieser Liga dabei sein dürfen. Wir hatten uns vorgenommen, das deutsche Eishockey in diesem Wettbewerb gut zu repräsentieren, und das ist uns meiner Meinung nach auch größtenteils gelungen. Sicher, wir wollten heute den Grundstein für das Weiterkommen legen, das haben wir nicht geschafft. Aber wie gesagt, die Mannschaft war auch personell geschwächt. Ich glaube, dass das Level der Champions League sehr gut und die Liga eine Bereicherung für das europäische Eishockey ist. Für das internationale Eishockey ist es darüber hinaus gut, ein solches Standbein zu haben. Zudem bringt die CHL die Verbände und die nationalen Ligen näher zusammen. Davon profitiert das Eishockey in Europa.“

War Liberec der Stolperstein für Sie in der Gruppe? Gegen die Mannschaft aus Oulu, die ich für den Favoriten in der Gruppe halte, hat Ihr Team immerhin vier Punkte geholt. Gegen Liberec hat Köln indes alle Punkte liegengelassen…

„Ja, was heißt liegengelassen. Sicher, auch im Eishockeysport zählen in erster Linie Resultate, und wir wollten nach fünf Spielen noch etwas besser dastehen. Aber wir spielen natürlich auch regelmäßig in der DEL, so dass uns beide Wettbewerbe alles abverlangen. Insgesamt bin ich zufrieden mit der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Wir brauchten uns in der CHL nicht zu verstecken, im Gegenteil: Wir können auch weiter mit unseren Gegnern mithalten. Von daher hoffe ich, dass wir nächstes Jahr wieder dabei sind.“

Durch die Niederlage sind die Chancen der Kölner auf das Weiterkommen auf ein Minimum gesunken. Liberec hingegen kann mit einem Sieg beim Spitzenreiter Oulu noch Gruppensieger werden. Ins Achtelfinale ziehen alle elf Gruppen-Ersten und die fünf besten Gruppen-Zweiten ein.

Autor: Lothar Martin
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