Tschechische Fußball-Liga startet in die neue Saison
Etwas im Schatten der Olympischen Spiele von Tokio beginnt an diesem Wochenende in Tschechien die neue Saison in der ersten Fußball-Liga des Landes. Nach den Corona-bedingten Änderungen der Vorsaison, als 18 Teams um Punkte und Platzierungen spielten, sind nun wieder nur 16 Mannschaften dabei.
Als Champion und damit Titelverteidiger geht der SK Slavia Prag in die neue Saison, und dies schon das dritte Mal in Folge. Unter ihrem Erfolgstrainer Jindřich Trpišovský wollen die Rot-Weißen ihre Siegesserie fortführen, doch der Coach ist mit der Ausgangsposition ziemlich unzufrieden:
„Wir haben gewiss die schlechteste Saisonvorbereitung gehabt, seitdem ich bei Slavia bin. In den ersten zwei Wochen fehlten uns 14 Spieler, die daher auch nicht mit im Trainingscamp waren. Es gab etliche Komplikationen.“
Paradoxerweise wurden sie durch den eigenen Erfolg hervorgerufen. Mehrere Slavia-Spieler kickten in der Nationalmannschaft, die bei der jüngsten Europameisterschaft bis in das Viertelfinale vorstieß. Deshalb fehlten sie zu Beginn der Vorbereitung. Zudem droht dem Meister der Abgang eines seiner besten Angreifer: Der Senegalese Abdallah Sima wird von großen europäischen Clubs umworben und könnte die Prager noch bis Ende August verlassen. Slavia hat jedoch vorgebaut und den tschechischen Nationalstürmer Michael Krmenčík vom belgischen Verein FC Brügge angeheuert. Der Vertrag mit dem 28-Jährigen soll am Freitag unterzeichnet werden, sagte Clubchef Jaroslav Tvrdík am Mittwoch auf einer Pressekonferenz und ergänzte:
„Wir haben Krmenčík für ein Jahr ausgeliehen. Die Leihe ändert sich zu einem Transfer in dem Fall, sollte sich Slavia in dieser Saison für die Champions League qualifizieren.“
Slavia startet in der dritten Runde der Qualifikation zur Champions League und trifft dort auf den Sieger des Zweitrundenduells zwischen Ferencváros Budapest und Žalgiris Vilnius. In diese Qualifikation hat bereits Vizemeister Sparta Prag eingegriffen. Am Dienstag trat der tschechische Rekordmeister im Hinspiel der zweiten Runde bei Rapid Wien an und verlor die Partie mit 1:2. Die Begegnung wurde von 19.500 Fans verfolgt, die ordentlich Stimmung machten:
Auf die Frage, ob diese Atmosphäre für seine Mannschaft ein Nachteil war, weil man die gesamte vergangene Saison quasi vor leeren Rängen gespielt habe, antwortete Spartas Torschütze Ladislav Krejčí mladší:
„Ich habe keinen Druck verspürt, sondern bin vielmehr froh, dass wir endlich wieder vor Zuschauern spielen. Schließlich haben wir den Fußball gern, weil wir ihn gerade in einer solchen Atmosphäre austragen können.“
Im Rückspiel am kommenden Mittwoch in Prag werden die Gastgeber dann von 9000 eigenen Fans unterstützt. Doch Sparta will nicht nur international erfolgreich sein, sondern auch in der nationalen Meisterschaft ein ernstes Wörtchen mitreden. Sportdirektor Tomáš Rosický:
„Ich sehe das als unsere ureigene Aufgabe an, nach der wir nur ein Ziel haben: Wir müssen um den Titel kämpfen. Sparta hat meiner Meinung nach nur zwei Möglichkeiten: Den Titelgewinn und die Qualifikation für die Champions League als ultimatives Ziel oder aber die regelmäßige Teilnahme am internationalen Wettbewerb und das Eingreifen in den Titelkampf. Etwas anderes zählt nicht für Sparta.“
Es gibt aber natürlich auch andere Mannschaften, für die der Kampf um die Meisterschaft nicht das primäre Ziel ist. Zum Beispiel das Team des Aufsteigers FC Hradec Králové, das nach vier Jahren in die erste Liga zurückgekehrt ist. In dieser Saison wollen sich die Ostböhmen natürlich zunächst wieder im Oberhaus etablieren. Dabei wollen sie sich am benachbarten FC Pardubice orientieren, der seine Erstliga-Premiere in der vergangenen Saison gleich mit dem respektablen siebten Platz abschloss. Hradec-Sportdirektor Jiří Sabou:
„Ich ziehe den Hut davor, was Pardubice in der letzten Saison in der ersten Liga geleistet hat. Denn niemand konnte damit rechnen. Für uns kann dies sicher auch eine Inspiration sein in dem Sinne, dass auch sogenannte No-Name-Teams im Oberhaus eine gute Rolle spielen können.“
Zu den Clubs ohne großen Namen gehört auch der FC Fastav Zlín. Nichtsdestotrotz verfolgt auch dieser Verein in der neuen Saison ein klares Ziel, bekennt Generalmanager Zdeněk Grygera:
„Die Liga ist in dieser Saison zum alten System zurückgekehrt, in dem nach einer Hauptrunde mit Hin- und Rückspiel in drei Gruppen weitergespielt wird. Wir wollen in der zweiten Gruppe landen – zum einem aus finanziellen Erwägungen heraus und zum anderen, dass wir im nächsten Pokalwettbewerb gesetzt sind.“
Mit der zweiten Gruppe meinte Grygera jene Teams, die nach der Hauptrunde auf den Plätzen 7 bis 10 liegen. Die Mannschaften auf den Rängen 1 bis 6 spielen nach den 30 Spieltagen um die Meisterschaft, die Vereine auf den Positionen 11 bis 16 gegen den Abstieg.