„Immer einen Schritt voraus“ – Denkmal für Emil Kolben in Prag enthüllt

Emil Kolben (Foto: Free Domain)

Emil Kolben war ein Pionier der Elektrotechnik. Als Mitbegründer der ČKD-Werke gehörte er zu den bedeutendsten Industriellen der Ersten Republik. Seit einigen Jahren wird in Prag vermehrt an den jüdischen Unternehmer erinnert. Nun gibt es im Osten der Stadt, im Stadtteil Vysočany, ein neues Denkmal für Emil Kolben.

Emil Kolben  (Foto: Free Domain)
Emil Kolbens Leben war eng mit Vysočany verbunden. Der Stadtteil lag zu seinen Lebzeiten noch in der Peripherie von Prag. Dort ließ sich Kolben 1896 im Alter von 33 Jahren nieder und gründete die Firma „Kolben und Co“ (Kolben a. spol.), mit der er einen rasanten Aufstieg hinlegte. Die Firma produzierte Elektromotoren, Eisenbahnen und Kräne, erst für das Königreich Böhmen, dann im eigenständigen tschechoslowakischen Staat. Nach etlichen Fusionen entstand 1927 der Großkonzern ČKD (Českomoravská-Kolben-Daněk). In der Nähe des früheren Firmengeländes steht nun an einer belebten Kreuzung das auffällige Denkmal für den Gründer. Lukáš Velíšek ist einer der beiden verantwortlichen Gestalter:

„Das Denkmal setzt sich aus zwei Teilen zusammen: aus einem monolithischen Pfeiler, an dem eine Bronzetafel angebracht ist, und aus einem gläsernen Teil, dem eine historische Fotografie zugrunde liegt. Die Originalvorlage dafür war sehr klein, das heißt, wir haben eine Vereinfachung vorgenommen.“

Denkmal für Emil Kolben  (Foto: ČTK)
Die Künstler haben für die lebensgroße Gruppe gläserner Figuren ein Foto des jungen Kolben vergrößert. Es zeigt ihn zu Beginn seiner Karriere mit Kollegen in den USA. Vor der Gründung seines eigenen Unternehmens war Kolben dort einige Jahre die rechte Hand von Thomas Edison und arbeitete auch mit Nikola Tesla zusammen. Martin Suchánek ist der zweite verantwortliche Künstler:

„Das Erscheinungsbild der Installation ist ein bisschen industriell, es ist keine klassische Statue. Es soll klar werden, dass Kolben einen sehr scharfen Intellekt hatte, mit dem er sich in der ganzen Welt durchzusetzen vermochte.“

Andrée Kolben  (links). Foto: ČTK
Das Denkmal in Vysočany erinnert neben Kolben auch an die Belegschaft der ČKD. Auf einer Bronzetafel sind die Namen von Arbeitern eingelassen, die während der deutschen Besatzung im Protektorat ihre Leben verloren. In den 1930er Jahren hatte Kolben mehr und mehr expandiert. Er stellte nun auch Panzer, Flugzeuge und ab 1936 den ersten Oberleitungsbus für Prag her. Kolben erhielt Ehrungen für seine Verdienste. Dann kamen die Nationalsozialisten. Der deutsch-jüdische Unternehmer blieb trotz Warnungen seiner Freunde im Land. Mit 80 Jahren wurde er im Juni 1943 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und starb dort nach einem Monat. Zu Zeiten des Kommunismus wurde sein Unternehmen verstaatlicht. Es produzierte unter anderem Straßenbahnen für den ganzen Ostblock. ČKD existiert bis heute, die Familie Kolben hat jedoch nichts mehr damit zu tun. Zur Eröffnung des Denkmals am Mittwoch war auch Andrée Kolben angereist. Sie ist die Frau von Emil Kolbens Enkel Jindřich:

Foto: Aktron,  Wikimedia CC BY-SA 3.0
„Das Denkmal ist sehr modern, aber es stellt wirklich einen wirklichen Bezug zum Leben von Opa Kolben her, der immer einen Schritt voraus war. Ich hatte es mir anders vorgestellt, aber wenn ich jetzt diese Figuren und diese Durchschüsse sehe, die vielleicht auf weiße Flecken in den Schicksalen dieser Personen aufmerksam machen sollen, dann sehe ich das mit anderen Augen. Es gefällt mir sehr.“

Um seine Langlebigkeit zu garantieren, haben die Gestalter für das Denkmal besonders widerstandsfähige Materialien verwendet. Eine Büste Emil Kolbens hatten Diebe erst vergangenes Jahr aus der benachbarten U-Bahn-Station Kolbenova entwendet.