Internationale Musikfestspiele "Prager Frühling 2001"

Logo der Musikfestspielen 'Prager Frühling'

Der Frühling ist endgültig da. Sollte das Wetter anders aussehen, als es in den letzten Wochen der Fall war, haben wir einen weiteren Beweis dafür. Am kommenden Samstag, dem 12. Mai, werden die traditionellen Musikfestspiele "Prager Frühling" eröffnet. Was erwartet die Musikliebhaber aus Prag, sowie zahlreiche Besucher der tschechischen Hauptstadt in diesem Jahr? Wie wird die Zukunft des 56 Jahre alten Festivals aussehen? Das sind Fragen, auf die ich im heutigen Kulturspiegel Antworten finden möchte. Aus Prag begrüßt Sie Markéta Maurová.

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Um etwas über die diesjährigen Festspiele zu erfahren, habe ich Zuzana Ruzickova ans Mikrophon geladen. Diese Cembalo-Virtuosin und Professorin der Akademie der Musischen Künste ist seit vielen Jahren Mitglied des Ausschusses der Musikfestspiele "Prager Frühling".

Soweit die Cembalistin, Zuzana Ruzickova, die im künstlerischen Rat des "Prager Frühlings" sitzt. Wir haben über die künftige Entwicklung des Musikfestes gesprochen, schauen wir aber nun gemeinsam, was genau uns im diesjährigen Programm erwarten und erfreuen kann. Es sind vor allem die Namen von zwei weltberühmten Dirigenten, die sich zum allerersten Mal in Prag vorstellen: Nikolas Harnoncourt und Sir John Eliot Gardiner. Nikolas Harnoncourt kommt an der Spitze seines legendären Orchesters Concentus musicus Wien. Es wurde bereits 1953 gegründet, als das weltweit erste professionelle Ensemble, das sich der authentischen Interpretation auf alten Musikinstrumenten gewidmet hat. Der britische Dirigent Sir John Eliot Gardiner, der sich ebenso besonders der alten Musik widmet, wird in Prag gemeinsam mit der Tschechischen Philharmonie auftreten und Werke von Dvorak, Berlioz und Schostakowitsch leiten. Dadurch wird jedoch die Zusammenarbeit mit dem ersten tschechischen Orchester nicht ausgeschöpft sein. Sie wird im August auf dem traditionsreichen Festival in Salzburg fortgesetzt, wo die Oper Jenufa von Leos Janacek aufgeführt wird.

Eine besondere Gelegenheit bietet sich für Liebhaber der Ethno- und exotischen Musik. Sie können zwei der ältesten Musikkulturen aus dem Fernen Osten miteinander vergleichen - in Konzerten des chinesischen Shanghai-Orchesters traditioneller Musik und des japanischen Ensembles Pro Musica Nipponia. Prag begrüßt aber auch Musiker, die schon zu regelmäßigen Gästen auf den hiesigen Bühnen gehören - den französischen Dirigenten Serge Baudo, den Pianisten Garrick Ohlsson und weitere.

An der Vorbereitung des diesjährigen Programms war Dr. Oleg Podgorny in erheblichem Maße beteiligt, der mehr als zehn Jahre lang, seit November 1989 an der Spitze des Festivals stand. Im Dezember letzten Jahres verstarb Podgorny unerwartet. Als sein Nachfolger wurde Roman Belor ausgewählt, der derzeit als Direktor des Prager Symphonieorchesters FOK wirkt. Was hat sich der neue Direktor vorgenommen? Ich fragte ihn, ob er bereits Veränderungen in der Gestalt des Festivals im Kopf hat:

"Ich bin eigentlich ein ziemlich starker Anhänger von Traditionen. Und die Musikfestspiele "Prager Frühling" gewannen seit 1946 eine tatsächlich bewundernswerte Tradition. Davor muss jeder, der die Ehre hat in der Leitung des Festivals zu stehen, Achtung haben. Allerdings bin ich der Meinung, dass das Festival bestimmte Entwicklungstrends verfolgen und das reflektieren muss, was in der Kulturwelt und außerhalb der Kultur geschieht. Bestimmte Korrekturen des Festivals werden höchstwahrscheinlich eintreten. Aber ehrlich gesagt, ich bin persönlich eher im Stadium des Aufnehmens von Dingen, die mit dem Betrieb dieses Festivals zusammenhängen. Ich verlebe jetzt eine Lehrzeit. Ich stand zwar einige Jahre im Festivalsausschuss, so dass ich es relativ gut kenne, aber bevor ich irgendwelche prinzipielle Veränderungen ankündige, will ich sehr loyal zur Kontinuität des Festivals sein."

Das war´s für heute liebe Hörerinnen und Hörer über die Musikfestspiele "Prager Frühling". Abschließend haben wir einen Hinweis für Sie. Am kommenden Samstag um 20 Uhr können Sie selbst dabei sein. Der Tschechische Rundfunk 3 - Vltava und der Deutschlandfunk werden nämlich das Eröffnungskonzert live übertragen. Der Zyklus symphonischer Dichtungen "Mein Vaterland" von Bedrich Smetana wird diesmal - übrigens erst zum sechsten Mal in der langjährigen Geschichte des Festivals - von dem Prager Rundfunk-Symphonie-Orchester unter der Leitung von Vladimir Valek gespielt. Ein schönes musikalisches Erlebnis wünscht Ihnen Markéta Maurová.