„Internationale Vernetzung“: Arte kooperiert mit Tschechischem Fernsehen
Das Tschechische Fernsehen hat mit dem deutsch-französischen Kultursender Arte ein Kooperationsabkommen geschlossen. Gottfried Langenstein ist Vizepräsident von Arte. Im Interview erklärt er, wie die Kooperation zwischen den beiden Sendern ablaufen soll und wie die tschechischen Beiträge eingebunden werden.
„Die Kooperation zielt prinzipiell auf zwei Dinge ab. Einmal möchten wir zusammen mit dem tschechischen Fernsehen Koproduktionen umsetzen, im Bereich Film aber auch Dokumentationen und vielleicht Musik. Dafür wollen wir gemeinsam einen Etat einrichten, der zunächst von jeweils beiden Seiten aus mit 100.000 Euro finanziert wird. Der Beitrag soll noch gesteigert werden, aber aus Erfahrung heraus ist das schon ein solides Startkapital. Weiterhin sind wir bestrebt, auch im Online-Bereich zusammenzuarbeiten. Das tschechische Fernsehen hat bereits einen neuen Kulturkanal ins Leben gerufen. Dieser deckt sich mit dem Profil von Arte. Wir sind also durchaus gut beraten, auf der Netzebene zu kooperieren. Wir haben uns dazu bei der amerikanischen Internetverwaltung die Domain .arte gesichert. Unser Ziel ist es, weltweit eine Internetplattform aufzubauen und uns zusammen mit anderen Kulturkanälen zu vernetzen, die dem Programm von Arte sehr nahe stehen.“
Wird es dann im Arte-Sendeschema einen „tschechischen Block“ geben?„Es wird keinen `tschechischen Block` geben. Wir haben bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammen gearbeitet und die Produktionen laufen auf den Sendeplätzen, für die sie sich am besten eignen. Zum Beispiel der Film `König der Diebe`, produziert von Rudolf Biermann, welcher 2006 den Krimipreis gewann oder auch der jüngste Film von Martin Šulík `Zigeuner`. Diese Filme werden bei Arte dann in thematischen Abenden eingebettet. Wenn wir dann beispielsweise den Film Zigeuner zeigen werden wir zusätzlich eine Dokumentation darüber produzieren - zusammengefasst zu einem ganzen Themenabend. Diese thematische Vertiefung kommt bei den Zuschauern sehr gut an, damit hat Arte sehr großen Erfolg.“
Wieso eigentlich ausgerechnet Tschechien? Ist Polen nicht vielleicht wegen der größeren Einwohnerzahl attraktiver?„Tschechien hat für uns eine große kulturelle Bedeutung. Von Deutschland aus betrachtet gibt es einige Berührungspunkte: Albert Einstein etwa hat seine Antrittsvorlesung nicht in Berlin, sondern in Prag gehalten hat und Franz Kafka wäre ein Beispiel aus dem Bereich der Literatur. Bei den Kunstausstellungen, die wir in unserer Vorhalle machen, war der erste große Künstler der Tscheche Vladimír Škoda mit seinen schwebenden Kugeln. Es verbindet uns einfach sehr viel mit Tschechien und seiner Kultur. Insofern steht Arte die Verbindung mit Tschechien sehr gut zu Gesicht.“
Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit der tschechischen Kultur?
„Ich bin immer wieder gerne nach Tschechien und Prag gereist. Das Land, die Kultur und der Humor der Leute sind mir sehr sympathisch. Es hat mich sehr beeindruckt, dass auch ein Schriftsteller einen Staat führen kann. Das war in ganz außerordentlicher Weise ein Ausweis für Tschechien. Das erinnert ein bisschen an Momente der französischen Politik, wo es André Malraux (Schriftsteller und Politiker, Anm. d. Red.) oder anderen gelungen ist, bis in die höchsten politischen Ebenen aufzusteigen. Also das die Intellektuellen also auch die Chance haben, Europa ein Bild zu geben. Wir leben nicht nur von der Ökonomie, sondern auch von der kulturellen Vielfalt. Davon gibt es hier in Prag besonders viel.“