Iranische Filme begeistern Prager Publikum
Seit diesem Mittwoch laufen im Prager Kino Světozor die iranischen Filmfestspiele. Gezeigt wird eine breite Auswahl von iranischen Filmen, die sich mit verschiedensten Aspekten der iranischen Gesellschaft und Kultur auseinandersetzen.
„Jeder Film spricht eine internationale Sprache – egal, wo man ihn zeigt. Er spricht für sich selbst und muss nicht erklärt werden. Eine Hauptmotivation für uns war eigentlich das große kulturelle Interesse hierzulande; wir glauben, dass die Zuschauer in Prag die iranischen Filme sehr gut aufnehmen werden. Das hat sich auch schon auf anderen Festivals, zum Beispiel in Karlsbad, gezeigt.“
In der Tat zeigten die Besucherströme in der Eröffnungsnacht am Mittwoch, dass das Interesse am iranischen Kino groß ist.„Es scheint, als fänden Europäer die iranische Kultur irgendwie exotisch. Sie waren wahrscheinlich noch nie im Iran, somit gibt unsere Kultur ihnen viele Fragen und Rätsel auf. Auf der anderen Seite ist das iranische Kino momentan natürlich auf Festivals enorm erfolgreich, deswegen weiß das europäische Publikum, dass das iranische Kino wirklich etwas zu bieten hat.“
Der internationale Erfolg wirke sich wiederum auch positiv auf die heimische Filmindustrie aus, sagt Daneshmand:
„Natürlich öffnet der internationale Erfolg viele Türen für die Weiterentwicklung der iranischen Filmindustrie. Dadurch gibt es ein größeres Budget und mehr Möglichkeiten für die Umsetzung von erfolgreichen Werken.“
Ein Hauptthema des Festivals ist die Rolle der Frau in der iranischen Gesellschaft.
„Der Grund für unsere Themenwahl ist simpel. Im Iran gibt es viele Regisseurinnen, und Frauen spielen seit jeher eine wichtige Rolle in unseren Filmen. Dadurch, dass wir Frauen in der iranischen Gesellschaft als Thema gewählt haben, wollen wir den Zuschauern ermöglichen, die iranische Gesellschaft selbst kennenzulernen. Versteht man erst einmal die Rolle der Frauen in einer Gesellschaft, kann man diese auch als Ganzes verstehen.“Die meisten Zuschauer seien überwältigt von dem gewesen, was sich Ihnen dort auf der Leinwand bot, so Daneshmand. Das betrifft gerade jene, die mit einem bis dahin eindeutigen Bild der iranischen Gesellschaft den Kinosaal betraten:
„Alle, mit denen ich mich nach den Filmen unterhalten habe, waren sehr überrascht. Viele von ihnen waren geradezu schockiert, da das gerade Gesehene sich sehr von den erwarteten Stereotypen unterschied. Durch die Filme wurden sie mit realen Bildern des Irans und der dort lebenden Menschen konfrontiert.“
Einziger Wehrmutstropfen ist die Abwesenheit iranischer Regisseure und Schauspieler. Zumindest für das Wegbleiben des Regisseurs von „Nader und Simin“ gab es einen guten Grund, er wurde nämlich zu den Golden Globes nach Los Angeles eingeladen. Dass andere Gäste nicht kommen konnten, lag an Visa-Problemen. Die wurden allerdings nicht durch den Iran, sondern einen Zwangsurlaub der tschechischen Botschaft verursacht, die sich im Dezember zu einem Umzug entschloss. Aber auch ohne ihren Besuch ist das iranische Filmfest, das im Übrigen noch bis Sonntag läuft, mit seinen Dokumentar-, Feature- und Kurzfilmen wärmstens zu empfehlen.