Islamfeindliche Demonstration endet in Gewalttätigkeiten – Politiker warnen
In Dresden ist es die Pegida, in Tschechien der „Block gegen den Islam“. Diese islamfeindliche Bewegung hat am Samstag den Schulterschluss geübt mit ihrer deutschen Schwester. Doch der Protest mündete in Ausschreitungen, zudem überfielen Vermummte ein alternatives Sozialzentrum.
„Ich musste vom Rettungsdienst behandelt werden. Ich habe etwas, das durchs Fenster flog, direkt an den Kopf bekommen. Sie haben Steine und Molotowcocktails geworfen, wahrscheinlich war es ein Stein. Die Verletzung musste genäht werden.“
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den Vermummten um Rechtsradikale gehandelt hat. Und wahrscheinlich besteht ein Zusammenhang zu den islamfeindlichen Kundgebungen am Samstagnachmittag, die Polizei hat dies aber weder bestätigt noch dementiert. Die „Klinika“ bietet jedenfalls kostenlose Tschechisch-Kurse für Zuwanderer an. Nach den Tätern wird weiter gefahndet.Doch auch bei der Demonstration war es zu Ausschreitungen gekommen. Während der zentralen Kundgebung von rund 1500 Islamgegnern auf dem Hradschin schoss ein Mann mit einer Pistole in die Luft. Er wurde verhaftet. Und: Wie bereits schon bei Pegida-Demonstrationen wurden Journalisten das Opfer von Übergriffen. Konkret versuchten aggressive Teilnehmer der Kundgebung, einen Übertragungswagen des Tschechischen Rundfunks zu stürmen. Dabei habe auch die Polizei versagt, ist die Ansicht beim Medienhaus. Rundfunksprecher Jiří Hošna:
„Ein Redakteur des Tschechischen Rundfunks hat in dieser angespannten Lage die Polizei gebeten einzuschreiten. Anstatt zu helfen haben die anwesenden Polizisten aber ablehnend und hochnäsig reagiert.“Die Polizei hat mittlerweile eine interne Untersuchung eingeleitet. Zudem gerieten am Samstag Rechtsradikale und die Teilnehmer einer Gegendemonstration aneinander. Es flogen Pflastersteine, Flaschen und Feuerwerkskörper. Die Polizei setzte mehrere Hundertschaften ein, um die beiden Gruppen voneinander zu trennen. Es besteht der Verdacht, dass die rechten Angreifer dieselben waren, die am Abend dann das linksalternative Sozial- und Kulturzentrum attackierten.
Wie auch immer die Zusammenhänge konkret gewesen sein mögen: Politiker unterschiedlicher Couleur haben die Ausschreitungen und Angriffe scharf verurteilt. Menschenrechtsminister Jiří Dienstbier und die Prager Oberbürgermeisterin Adriana Krnáčová kamen am Sonntag zu einer Solidaritätskundgebung für das alternative Zentrum „Klinika“.„Die Atmosphäre erinnert langsam an die 1930er Jahre. Der Hass kann sich gegen jede Bevölkerungsgruppe wenden, das kann auch wieder in Hass gegen Juden umschlagen“, so Jiří Dienstbier.
Politiker der konservativen Oppositionspartei Top 09 stellten zudem einen Zusammenhang her zwischen den Gewaltausbrüchen und den verbalen Ausfällen von Präsident Miloš Zeman gegen Muslime und gegen den flüchtlingsfreundlichen Teil der Bevölkerung. Eine Polarisierung der Gesellschaft, die unter anderem von den Meinungsäußerungen des Präsidenten unterstützt wird, sei sehr gefährlich. Dies sagte die Bürgermeisterin des dritten Prager Stadtbezirks, Vladislava Hujová – in dem Stadtteil liegt die „Klinika“.