Ist ein Teil der christdemokratischen Wähler zu den Grünen abgewandert?

Milan Simonovsky, foto: Autorin

Die Christdemokraten - KDU-CSL - haben von einem zweistelligen Wahlergebnis geträumt. Noch kurz vor den Wahlen hat ihr Parteichef Miroslav Kalousek ein solches Resultat erwartet. Martina Schneibergova sprach kurz nach den Wahlen mit dem Parteivizechef, Milan Simonovsky, der einer der Unterhändler bei den jetzigen Koalitionsverhandlungen ist.

Milan Simonovsky,  foto: Autorin
Simonovsky erinnerte ähnlich wie Parteichef Kalousek nach den Wahlen daran, dass einige Kommentatoren mit den Christdemokraten im Parlament bereits nicht mehr gerechnet haben. Dennoch sei er mit den 7,2 Prozent, die die Christdemokraten eingefahren haben, nicht zufrieden, so Simonovsky:

"Wenn man wirklich Politik machen will, um bestimmte Ziele zu erreichen, dann braucht man eine stärkere Unterstützung von den Wählern. Und man muss diese Unterstützung vor allem spüren."

Bei den Christdemokraten hat sich die These bestätigt, dass ihre traditionelle Wählerschaft aus dem stärker religiös geprägten Mähren kommt - denn dort haben sie bedeutend bessere Resultate erzielt als im böhmischen Landesteil. Während sie beispielsweise in Zlin mehr als 13 Prozent der Wählerstimmen einfuhren, kamen sie in einigen Landkreisen Böhmens noch nicht einmal über die Fünf-Prozent-Hürde. Die KDU-CSL wurde von nur 5 Prozent der Erstwähler gewählt, was den Parteivizechef Simonovsky ein wenig enttäuscht hat:

"Denn wir meinen, dass unser Programm auch für die jüngere Generation bestimmt ist, vor allem für junge Menschen, die eine Familie gründen wollen. Ich glaube, dass wir ihnen in den vergangenen Jahren auch viel geholfen haben. Ich dachte, dass sich das auch im Wahlergebnis widerspiegeln wird."

Es stellt sich die Frage, ob vielleicht ein Teil der jüngeren, christlich orientierten Wähler diesmal nicht zu den Grünen abgewandert ist. Dazu meint Simonovsky:

"Die Grünen sind bestimmt eine neue attraktive Partei auch für diejenigen, die nach einer Alternative zur bestehenden Parteienlandschaft gesucht haben. Sie werden aber erst zeigen müssen, was sie für ihre Wähler zu leisten imstande sind. Jetzt wurden sie stark unterstützt, und es waren viele junge Menschen, die die Grünen gewählt haben."