Jablkoň - Vom Probenraum im Plattenbau nach ganz Europa
Es ist gar nicht so leicht, die CDs von Jablkoň im Plattenladen zu finden. Ist es Folk? Ist es Jazz? Ist es Weltmusik? Das weiß keiner so genau. Die Band existiert seit 1977 und hat sich in ihrer langen Karriere eine Fangemeinde in ganz Europa erspielt. Eine kanadische Zeitung hat einmal über sie geschrieben: Es wird sehr schwer sein, sich wieder an die sogenannte normale Musik zu gewöhnen, nachdem wir Jablkoň gehört haben.
Aller Anfang ist schwer. Erst 1980 sei die Gruppe den Waschküchen und Proberäumen im Plattenbau entkommen, so sagte Frontmann Michal Němec einmal in einem Interview. Im folgenden Jahrzehnt spielten Jablkoň auf unzähligen Festivals. Ihre Lieder sind häufig bestimmt von mehrstimmigem Gesang. Weil sie so ungewöhnlich klingen und ins kakophonische ausufern, hatte die Gruppe im Mainstream keine Chance. Der Tschechoslowakische Rundfunkt spielte ihre Lieder nicht, es kursierten lediglich Amateuraufnahmen von Live-Auftritten. Erst 1988 konnte die erste Langspielplatte mit dem Titel Devátá vlna / Neunte Welle erscheinen. Kurz darauf fiel der Eiserne Vorhang. Die neu gewonnenen Freiheiten nutzen Jablkoň voll und ganz. Sie tourten durch Europa und traten sogar in Nordamerika und Afrika auf. In den 1990ern begann die Band auch mit vielen anderen Künstlern zusammenzuarbeiten, etwa mit Radůza, Iva Bittová oder dem Tschechischen Sinfonieorchester. Eine weitere regelmäßige Zusammenarbeit gab es mit dem Geiger Jaroslav Svěcený, mit dem sie 1991 die Platte Jablkoň & Svěcený aufnahmen. Auch Filmmusik spielte Jablkoň ein. 2005 erhielt die Gruppe den Musikpreis Anděl 2005 für ihr Album Hovada Boží. Von den Gründungsmitgliedern mit an Bord ist heute nur noch Michal Němec. In wechselnder Besetzung ist die Band weiterhin unermüdlich auf Tour.