Jiri Grusa erhält Großes Verdienstkreuz mit Stern

Jiri Grusa und Helmut Elfenkämper

Jiri Grusa, früherer tschechischer Botschafter in Deutschland und Österreich und heute Direktor der Diplomatischen Akademie Wien sowie Präsident des Internationalen P.E.N.-Clubs hat das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Ausgezeichnet wird er für seine bedeutenden Verdienste bei der Vertiefung und Festigung der Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien, aber auch für seine vielfältigen Tätigkeiten in Kultur und Politik. Die Auszeichnung wurde ihm am Montag durch Botschafter Helmut Elfenkämper in der Deutschen Botschaft in Prag übergeben.

Jiri Grusa und Helmut Elfenkämper
Jiri Grusa, zwischen 1990-1997 Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, fühlte sich hier nach seiner Ausbürgerung aus der kommunistischen Tschechoslowakei im Jahr 1981 zunächst sprachlos. Als Schriftsteller bedeutete für ihn die Übersiedlung in ein Land, dessen Sprache er nicht mächtig war, einen literarischen Neubeginn. Grusa machte das Bestmögliche daraus und verfasste letztlich sogar Gedichte in deutscher Sprache. Als Diplomat begriff er es nach der Wende von 1989 als große Chance, die jahrelange Sprachlosigkeit zwischen beiden Völkern auch auf politischer Ebene beenden zu helfen. Größter diplomatischer Erfolg als tschechischer Botschafter in Deutschland ist für ihn ohne Zweifel die Tschechisch-deutsche Erklärung aus dem Jahr 1997:

Jiri Grusa und Helmut Elfenkämper
"Wir waren das erste Mal nach 150 Jahren fähig, irgendeine gemeinsame politische Grundlage zu erreichen. Das war nicht einfach, besonders hier in Tschechien, alle in ein Boot zu bekommen. Wenn ich irgendwann einmal meine Memoiren schreiben sollte und Ihnen darin die erste und die letzte Fassung der Tschechisch-deutschen Erklärung präsentieren sollte und die zweieinhalb Jahre dazwischen, dann würden Sie sich wundern, wo denn die großen Unterschiede sind, warum es zweieinhalb Jahre gedauert hat, diesen Text zu erreichen. Das waren sozusagen die psychologischen, emotionalen und geschichtlichen Vorbehalten, die man überwinden musste."

Zu überwinden, so Grusa, gibt es auch heute noch Einiges - auf tschechischer Seite in erster Linie die "Selbstprovinzialisierung", die ein Handicap für die gegenseitigen Beziehungen sei. Und in Deutschland bestehe die Gefahr, den tschechischen Nachbarn schlichtweg zu übersehen. Grusa warnt daher vor Superlativen, die von Spitzenpolitikern beider Seiten regelmäßig aus der Reserve gezogen werden, wenn es um die Charakterisierung der bilateralen Beziehungen geht, die heute als so gut wie nie zuvor gelten:

"Das ist keine große Aussage, denn die Beziehungen waren früher so schlecht, dass es kein großes Problem war, sie ein wenig zu verbessern. In meinen Augen besteht das Problem darin: Das 'Soll' ist im Grunde erreicht worden, das 'Haben' könnte aber wesentlich größer."

Grusa ist nicht der erste Tscheche, dem das Große Verdienstkreuz mit Stern verliehen wurde. Vor ihm wurden bereist der frühere Präsident Vaclav Havel, der Dramatiker Pavel Kohout, Kardinal Miloslav Vlk und der Politiker und Publizist Pavel Tigrid damit ausgezeichnet.