Junge Talente und Altmeister – Der tschechische Musikpreis Anděl 2022

Rapper Smack (rechts)

Vor einigen Tagen wurden die „Anděl“-Preise in Prag vergeben. Diese Auszeichnung der tschechischen Musik-Akademie erhielt unter anderem Altmeister Vladimír Mišík, aber auch die junge Prager Singer-Songwriterin Amelie Siba. Selbst eine Death-Metal-Band wurde bedacht.

David Stypka | Foto: František Tichý,  Tschechischer Rundfunk

Die meisten Preise in diesem Jahr gingen an David Stypka. Und das posthum. Denn der Sänger ist im Januar vergangenen Jahres an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben – im Alter von nur 41 Jahren. Stypka erhielt gleich drei sogenannte „Anděl“, also Engelstatuen: eine für sein letztes Album, das erst nach seinem Tod fertig wurde, eine weitere für das beste Stück des Jahres sowie noch eine als bester Solo-Interpret.

Ewa Farna | Foto: Michal Kamaryt,  ČTK

Das bedeutete, dass die Sängerin Ewa Farna, die wir bereits vor einer Woche vorgestellt haben, ihre Nominierungen nur in einem Fall in einen Preis umwandeln konnte. Sie wurde als beste Solo-Interpretin geehrt.

Die Entdeckung des Jahres ist Annabelle. Eigentlich heißt sie Anna Žitníková, ihr Künstlername ist unter anderem eine Anspielung auf die Horror-Puppe Annabelle. Die Sängerin hat in London Popmusik studiert und singt daher nicht zufällig auf Englisch.

Annabelle | Foto: Michal Kamaryt,  ČTK

Annabelle – Entdeckung des Jahres

Mirai | Foto: Michal Kamaryt,  ČTK

Die Anděl-Preise werden seit 1991 verliehen. Über sie entscheiden die Mitglieder der tschechischen Musik-Akademie (Česká hudební akademie). Dies sind gut 450 Musiker, Produzenten, Journalisten und weitere Vertreter des hiesigen Business.

Bei der Band des Jahres siegten Mirai aus Frýdek-Místek in Ostmähren. Das Quartett um Sänger und Gitarrist Mirai Navrátil, der übrigens in Japan geboren wurde, spielt seit 2014 zusammen.

Album „Noční obraz“ | Foto:  Animal Music

Aber auch Altmeister Vladimír Mišík ging nicht leer aus. Der 75-Jährige wurde für sein Album „Noční obraz“ (Nachtbild) im Bereich Folk geehrt. Die Ursprünge des Sängers aus Prag liegen im Beat, später hat er den tschechischen Jazzrock mitgeprägt. Im vergangenen Jahr kündigte er an, aus gesundheitlichen Gründen keine Live-Konzerte mehr zu geben.

Death Metal aus Prag

Amelie Siba | Foto: Michal Kamaryt,  ČTK

Weitere Genre-Auszeichnungen gingen am Mittwoch an den Rapper Smack sowie an die Singer-Songwriterin Amelie Siba aus Prag. Im Bereich „Rock“ wurde überraschenderweise die Band Sněť ausgezeichnet. Sie stammt eher aus der Underground-Musikszene und spielt Death Metal. Nichts also mit schönem Gesang, stattdessen ziemliche harte Klänge.

Autor: Till Janzer
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