Junge Talente und ein fiktives Genie: Mezzosopranistin Pecková über das Festival ,Zlatá Pecka‘

Dagmar Pecková

Was hat das Musikfestival „Zlatá Pecka“ in diesem Jahr zu bieten? Das hat Radio Prag International die Gründerin des Festivals, die renommierte Mezzosopranistin Dagmar Pecková, gefragt.

Die tschechische Mezzosopranistin Dagmar Pecková ist während ihrer erfolgreichen Karriere in vielen renommierten Opernhäusern und Konzertsälen der Welt aufgetreten – etwa in der Bayerischen Staatsoper, der Carnegie Hall in New York, der Opéra National de Paris sowie im Royal Opera House Covent Garden in London. Pecková sang wiederholt bei vielen großen Musikfestivals, darunter den Salzburger Festspielen, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival und dem Prager Frühling. Zu Beginn ihrer Karriere wechselte sie nach zwei Jahren an der Semper-Oper an die Staatsoper Berlin. In diesem Jahr schlüpfte sie im Prager Ständetheater in die Sprechrolle des Haushofmeisters in der Oper „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. Vor einigen Jahren gründete Pecková in ihrer Heimatstadt Chrudim das Musikfestival „Zlatá Pecka“. Auf Deutsch bedeutet dies wörtlich „Der goldene Kern“. Mit dem Spruch „To je pecka!“ drückt man im Tschechischen aber auch sein Erstaunen über eine Information aus, etwa wie im Deutschen mit der umgangssprachlichen Äußerung „Das ist der Hammer!“ Und nicht zuletzt ist der Festivalname natürlich eine Anspielung auf den Familiennamen von Dagmar Pecková. Die Mezzosopranistin hat am Mittwoch das Prager Funkhaus besucht. Bei dieser Gelegenheit entstand das folgende Gespräch.

Frau Pecková, was ist das Hauptthema der 8. Auflage des Festivals „Zlatá Pecka“?

„Im Zentrum steht die tschechische Musik, da 2024 als das Jahr der tschechischen Musik begangen wird. Zudem wird an den 200. Geburtstag von Bedřich Smetana erinnert. Das ist ein Jubiläum, das in der Musikwelt in Tschechien in diesem Jahr besonders berücksichtigt wird.“

Das Festival wird am Sonntag mit einem Gottesdienst in Chrudim eröffnet. Das Eröffnungskonzert findet einen Tag später statt. Was steht auf dem Programm?

„Beim Gottesdienst erklingt die Messe in D-Dur ,Lužanská‘ von Antonín Dvořák. Den Gottesdienst zelebriert Bischof Václav Malý. Und beim Konzert treten das Orchester und der Chor der Oper aus České Budějovice auf. Aufgeführt werden große Chöre aus tschechischen Opern. Der Solist ist der junge tschechische Bariton Daniel Kfelíř. Er hat beim Festival ,Zlatá Pecka‘ den Masterkurs absolviert. Den Kurs führte der Solist der Metropolitan Opera und der Staatsoper in Berlin, mein ehemaliger Kollege René Pape. Daniel Kfelíř singt inzwischen im Prager Nationaltheater, im Nationaltheater in Brünn, im Mährisch-Schlesischen Nationaltheater in Ostrau und in den Opernhäusern in Pilsen und in Olmütz. Er singt auch Musicals und Operetten. Er ist wie ich in meinen jungen Jahren – überall ,einsetzbar‘.“

Auf dem Festivalprogramm stehen nicht nur Konzerte, sondern auch Theatervorstellungen. Und das tschechische fiktive Universalgenie Jára Cimrman darf dabei nicht fehlen…

„Wenn schon alle großen tschechischen Musiker gefeiert werden, muss auch eine derartige Persönlichkeit wie Jára Cimrman dabei sein. Das Jára-Cimrman-Theater aus Prag wird in Chrudim das Stück ,Tschechischer Himmel‘ aufführen, in dem mehrere Persönlichkeiten aus der tschechischen Geschichte auftreten.“

Die Konzerte werden nicht nur in Ihrer Heimatstadt Chrudim veranstaltet. An welchen weiteren Orten finden die Festivalveranstaltungen statt?

„Das Abschlusskonzert veranstalten wir in Pardubice. Dort treten junge talentierte Musiker und Sänger auf, die an unseren Programmen ,Talentissimo‘ und ,Pěvissimo‘ teilgenommen haben. Das ,Talentissimo‘ ist für Instrumentalisten bis 16 Jahre bestimmt, das Programm ,Pěvissimo‘für Sänger bis 30 Jahre. Vor dem Konzert wird eine Ausstellung über den geplanten Bau der Moldau-Philharmonie eröffnet. Ich bin Botschafterin des Projektes. Gezeigt werden ein 3D-Modell und Fotografien. Zudem gibt es Vorträge zum Thema. Der Sinn des Konzerts besteht unter anderem darin, dass die jungen Künstler, die dort auftreten, möglicherweise in zehn Jahren als große Stars im neuen Gebäude der Philharmonie spielen oder singen werden.“

Kommen wir auf die Anfänge des Festivals zurück. Wie kamen Sie auf die Idee, das Festival in ihrer Heimatstadt zu gründen?

„Ich finde, meine Geburtsstadt Chrudim ist eine wunderschöne historische Königsstadt, die über einen herrlichen Konzertsaal mit einer fantastischen Akustik verfügt. In der Stadt befinden sich zudem das Karel-Pippich-Theater, einige Ausstellungssäle und eine Musikschule. Es gibt dort viele Möglichkeiten, mit den Menschen zu arbeiten. Chrudim war schon immer ein kulturelles Zentrum. Ich wollte damals an diese Tradition anknüpfen und etwas aufbauen. In der Stadt bin ich großgeworden, und ich möchte ihr nun sozusagen etwas zurückgeben.“

Das Festival Zlatá Pecka findet von 25. August bis 7. September statt. Es gibt noch Restkarten. Mehr über das Festivalprogramm erfahren Sie unter www.zpfestival.cz.

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