"Kafka - Zeitschrift für Mitteleuropa"

"Kafka - Zeitschrift für Mitteleuropa" - so der Untertitel der neuen Vierteljahresschrift, die seit Anfang des Jahres in jeweils einer tschechischen, slowakischen, polnischen, ungarischen und deutschen Ausgabe erscheint und über das Goethe Institut Inter nationes unentgeltlich vertrieben wird. Ihre Ambition ist es, zur Diskussionsplattform für mitteleuropäischen Dialog zu werden.

Für die meisten Tschechen, so einer der tschechischen Autoren - Tomas Kafka - löse der Begriff Mitteleuropa heute jedoch eher negative Assoziationen aus, etwa die einer Art Wartestation auf dem Weg von der kommunistischen Vergangenheit in die Europäische Union. Die Herausgeberin der Zeitschrift, Ingke Brodersen, unterstrich im Gespräch mit Radio Prag umgekehrt den positiven Beitrag, den Mitteleuropa für die Identitätsfindung in Europa leisten könnte:

"Ich finde Mitteleuropa deswegen eine so spannende Region - und mit Region meine ich sowohl das Geographische wie das Kulturelle wie das Politische - weil es sich stärker als viele andere Teile Europas durch eigentlich extreme Spannungs- und Mischungsverhältnisse auszeichnet. Gerade in der Auseinandersetzung mit Minderheiten erweist sich sozusagen die demokratische Verfasstheit der Mehrheit. Und dies sind z.B. zwei Kennzeichen, die für Mitteleuropa gegolten haben und heute auch immer noch gelten. Insofern, wenn es gelingt, diese zum Teil auf eine versöhnende Art zu lösen, dann finde ich, hat Mitteleuropa eine große Lernchance genutzt und kann damit auch sozusagen soetwas wie den Kernteil einer europäischen Identität ausmachen."

Stellt sich die Frage, welche Zielgruppe "Kafka" eigentlich anvisiert und wie es mit der bisherigen Resonanz auf die Zeitschrift aussieht. Den idealen Leser stellt sich Tomas Kafka, einer der tschechischen Autoren der ersten Ausgabe, folgendermaßen vor:

"Das sollte jemand sein, der bereit ist nachzudenken, aber der auch bereit ist, sich öffentlich zu engagieren. Es sollten vor allem Leute sein, die aufgeschlossen sind und für ihren Alltag neue Inspiration schöpfen möchten. Ich hoffe, dass die Zeitschrift diesen potentiellen Lesern etwas zu bieten hat."

Und wie sieht die Resonanz der echten Leser aus?

"Wir merken, nachdem jetzt das erste Heft erschienen ist und auch über einen großen Verteiler in die ganzen Länder verschickt worden ist, dass es offensichtlich auch eine starke Resonanz bei den Lesern hervorruft. Wir kriegen am Tag mal drei, mal sechs, mal vier Zuschriften von Lesern, die inzwischen die Beiträge gelesen haben. Und natürlich setzen sich meistens erstmal diejenigen hin, die begeistert sind von der Zeitschrift, aber es gibt eine sehr breite Zustimmung dazu. Sowohl in Deutschland als auch in Polen, Ungarn, der Tschechischen und Slowakischen Republik - von überall her haben wir bereits zahlreiche Zuschriften gekriegt."

Eigentlich ist der Diskussionsbedarf ja nicht verwunderlich, denn zu hinterfragen gibt es in Mitteleuropa und sicherlich genug:

"Die Karten sind eigentlich mit 1989 neu auf den Tisch geworfen worden und müssen wieder neu gemischt werden."

Und hier sollte man vielleicht lieber nicht abwarten und den Dingen ihren Lauf lassen, sondern sich - wie die Herausgeber der beiden vorgestellten Publikationen vorschlagen - aktiv an der Diskussion beteiligen. Und alles weitere - kann man dann ja immer noch "mal sehen".