Kampf gegen Crystal: Tschechien und Deutschland setzen auf den Zoll

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Methamphetamine sind synthetische Aufputschmittel. Das bekannteste ist eine Tablette, die heute nicht mehr produziert wird und Pervitin hieß. Die Droge, die auf dem Arzneimittel basiert, heißt zwar in Tschechien noch immer Pervitin. Anderswo ist sie aber eher als Ice, Crystal Speed oder Meth bekannt. Diese Droge verbreitet sich derzeit zunehmend im tschechisch-deutschen Grenzgebiet. Im vergangenen Jahr wurden 532 Kilogramm der Droge beschlagnahmt. Nun wollen die Zöllner beider Länder noch enger als bisher gegen die Drogenkriminalität vorgehen. Zu diesem Zweck hat sich der parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Hartmut Koschyk, mit dem tschechischen Finanzminister Miroslav Kalousek getroffen.

Hartmut Koschyk
Die Polizeibehörden Tschechiens und Deutschlands arbeiten schon länger zusammen, bereits seit dem Jahr 2000 gibt es ein bilaterales Abkommen zwischen beiden Ländern. Durch den EU-Beitritt Tschechiens haben sich aber die Bedingungen für die Ermittlungsbehörden geändert, daher einigten sich beide Seiten im Februar dieses Jahres in Hof auf eine Neufassung des Abkommens. Staatssekretär Koschyk legt dabei Wert darauf, eine weitere Behörde einzubeziehen:

„Die tschechische und deutsche Seite waren sich einig, dass die Zollbehörden in die Neufassung des Polizeivertrags einbezogen werden sollen. In Zukunft sollen Zollkontrolleinheiten aus Tschechien und Deutschland gemeinsam auf beiden Seiten der Grenze auch mit der notwendigen Eigensicherung, das heißt bewaffnet, Kontrollen durchführen können. Wir brauchen diese gemeinsamen Kontrollen auch im Zollbereich.“

Crystal Speed
Dass die beiden Behörden erfolgreich zusammenarbeiten können, haben sie bereits einmal im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Droge Crystal Speed unter Beweis gestellt.

„Wir haben im letzten Jahr eine sehr erfolgreiche Operation unter der Führung des Zollkriminalamtes in Köln durchgeführt. Die Operation ‚Speedway’ war die bisher größte Operation in der Zusammenarbeit zwischen Polizei- und Zollbehörden beider Länder. Dabei ist deutlich geworden, dass wir es mit einem Phänomen der in der Tschechischen Republik legal und illegal lebenden Vietnamesen zu tun haben. Sie sind die Hauptproduzenten und Hauptverteiler dieser Droge im deutsch-tschechischen Grenzraum.“

Nun haben die deutschen Polizeibehörden eigentlich reichlich Erfahrungen bei der Bekämpfung von Drogenschmuggel. Ein ähnliches Problem herrschte ja bis zur Einschränkung des Cannabis-Verkaufs an Ausländer auch an der deutsch-niederländischen Grenze. Für Koschyk aber ist bei der Herstellung von Crystal und dem Handel mit der Droge etwas anderes ausschlaggebend:

„Ich glaube, das Sonderproblem, das wir im deutsch-tschechischen Bereich haben, ist die Ethnie der Vietnamesen. Der Hintergrund ist die große Zahl der Vietnamesen, die sich in der Tschechischen Republik befindet. Man muss immer aufpassen, dass man eine ganze Bevölkerungsgruppe nicht einfach unter Generalverdacht stellt. Aber die polizeilichen und zollseitigen Erkenntnisse zeigen eben, dass die Hauptproduzenten und Verteiler dieser Droge sich im Bereich der vietnamesischen Kommunität in der Tschechischen Republik befinden.“

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Allerdings wurde nicht angesprochen, warum es mehrheitlich Vietnamesen sind, die bei der Verbreitung von Crystal eine solch große Rolle spielen.