Ende der Maskerade: Polizisten dürfen sich nicht mehr als Junkies tarnen

Crystal Meth (Foto: Archiv der tschechischen Polizei)

Sie sind ein Dauerstreitthema zwischen Berlin und Prag – die weißen oder hellblauen Kristalle der Droge Crystal Meth. Große Mengen des Rauschgifts schwappen Tag für Tag aus Tschechien über die Grenze. Die Polizei ist dennoch erfolgreich bei der Zerschlagung von Dealerbanden. Nun soll ein Instrument der Beamten aber wegfallen.

Foto: Dominik Jůn
Dutzende Razzien führt die tschechische Polizei jährlich durch im Grenzgebiet zu Deutschland. Meist sind diese aber nur der Höhepunkt langwieriger Ermittlungen der Polizei auf beiden Seiten.

Es sei keine Arbeit von wenigen Tagen oder Monaten, so ein Beamter eines Antidrogenteams der tschechischen Polizei, der aus Sicherheitsgründen unerkannt bleiben möchte. Meist würden sich die Ermittlungen über mehrere Monate erstrecken oder auch länger als ein Jahr dauern.

Es ist ein Dauerbrenner der grenzüberschreitenden Kriminalität zwischen Deutschland und Tschechien. Meist auf den sogenannten Asiamärkten bei den Grenzorten in Tschechien wird Crystal Meth hergestellt, in Drogenküchen hinter Billigtextilien und Gartenzwergen. Die Dealer kaufen dort die aufputschenden weißen Kristalle und exportieren sie weiter, vor allem nach Sachsen und Bayern.

Crystal Meth  (Foto: Archiv der tschechischen Polizei)
„Wir haben hier im vergangenen Jahr etwa vier Kilogramm Crystal in Oberfranken sichergestellt“, so bilanziert Jürgen Stadtler. Er ist Sprecher der Polizei des nordbayerischen Regierungsbezirks. Und auch auf tschechischer Seite hat die Polizei alle Hände voll zu tun.

Man habe in diesem Jahr bisher in mehr als 50 Fällen ermittelt, wobei über 70 verdächtige Personen belangt worden wären, sagt Kateřina Böhmová von der Polizei im Kreis Karlovy Vary / Karlsbad.

Foto: Archiv der tschechischen Polizei
Bei den Ermittlungen sind die Polizisten meist kreativ. Ein Teil der Beweisbeschaffung läuft dabei undercover ab – Beamte tarnen sich als Junkies und kaufen den Stoff selbst bei den Crystal-Küchen ein.

Diese Ermittlungsmethode habe sich bewährt und sei in der Vergangenheit sehr erfolgreich gewesen, bewertet das Vorgehen ein in diesem Bereich tätiger tschechischer Beamter.

Doch damit soll jetzt Schluss sein, zumindest auf der tschechischen Seite der Grenze. Die Polizei würde durch ihr Vorgehen erst Straftaten provozieren, urteilten nun zahlreiche Rechtsexperten. Die Methode bewege sich tatsächlich in einer Grauzone des tschechischen Rechts, wie auch Oberst Jakub Frydrych einräumt. Er ist Leiter der Anti-Drogen-Zentrale bei der tschechischen Polizei:

Jakub Frydrych | Foto: Filip Jandourek,  ,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Wenn das der einzige Beweis in einer vorliegenden Strafsache ist, kann das bei einer Verhandlung vor Gericht oder weiteren Ermittlungen mit der tschechischen Rechtsordnung kollidieren.“

Die Beamten wollen auf die umstrittene Ermittlungsmethode nun verzichten. Man wolle verstärkt direkt in die kriminellen Organisationen einsteigen und dort verdeckt ermitteln, heißt es nun von der tschechischen Polizei. Auch soll die grenzüberschreitende Polizeiarbeit vertieft werden. Ein Schritt wurde durch das neue Polizeiabkommen mit Deutschland bereits getan. Polizisten erhalten damit die Erlaubnis, in einem Streifen von zehn Kilometern hinter der Grenze auch auf dem Gebiet des anderen Staates beispielsweise eigenständig Menschen festzunehmen.