Kampf um Slawisches Epos: Moravský Krumlov lässt Schloss renovieren
In Südmähren liegt in einer Schleife des Flusses Rokytná das Städtchen Moravský Krumlov / Mährisch Kromau. Der Ort ist vor allem wegen des Slawischen Epos von Alfons Mucha bekannt geworden. Der monumentale Bilderzyklus war nämlich lange im dortigen Schloss ausgestellt. Nach einem langen Streit musste das Epos aber nach Prag umziehen und ist seit Mai 2012 in der Hauptstadt zu sehen. Moravský Krumlov will seitdem aber kaum jemand mehr besuchen. Nun soll das dortige Renaissance-Schloss renoviert werden, um Muchas monumentale Bilder wieder nach Südmähren zurückzuholen.
„Nach der Abgabe des ‚Slawischen Epos’ an Prag hat das Kulturzentrum der Stadt etwa 1,5 Millionen Kronen (60.000 Euro) weniger Einnahmen erzielt. Zunächst haben wir uns genötigt gesehen, wegen der geringen Besucherzahlen das Kino zu schließen. Daneben werden viel weniger Veranstaltungen stattfinden, sowohl im Kulturzentrum selbst, als auch in der Stadtbibliothek.“
Aber auch der Rest der Stadt ist betroffen, vor allen die Hotel- und Restaurantbetriebe. Hana Čanová ist Besitzerin eines Hotels direkt am Hauptplatz:
„Jedes Jahr sind sehr viele Touristen hierhergekommen, die das „Slawische Epos“ sehen wollten. Und viele von ihnen kamen dann in unser Restaurant zum Mittagessen oder auf einen Kaffee. Das ist dieses Jahr nun anders. Wir erwarten auch nicht, dass sich etwas ändert, da weitere Attraktionen in Krumlov fehlen.“Dessen sind sich natürlich auch die Verantwortlichen bewusst und versuchen, Moravský Krumlov wieder attraktiver zu machen. Das Schloss soll renoviert werden, um das Slawische Epos wieder zurück nach Südmähren zu holen. Am Freitag unterzeichneten die Kulturministerin, der Bürgermeister von Moravský Krumlov, der Kreishauptmann Südmährens und ein Vertreter der Firma Incheba Praha ein Memorandum zur Renovierung des Schlosses. Der schlechte Zustand des Renaissance-Baus war nämlich einer der Gründe, warum die 20 großformatigen Bilder nach Prag gebracht wurden. Bürgermeister Tomáš Třetina:
„Wir wollen innerhalb der nächsten zwei Jahre einen Teil des Schlosses renovieren. Gründe dafür sind vor allem, dass wir Informationen aus Prag haben, nach denen das „Slawische Epos“ zwei Jahre im Messepalast ausgestellt werden soll. Dann sollen die Räume fertig renoviert und vorbereitet sein, für eine Rückkehr des Epos nach Moravský Krumlov.“Zunächst einmal sind 5 Millionen Kronen (200.000 Euro) für die Renovierung zugesagt, 2 Millionen (80.000 Euro) davon kommen von der Firma Incheba Praha. Kulturministerin Alena Hanáková zeigte sich bereit, der Stadt noch weitere Mittel aus laufenden Programmen zur Verfügung zu stellen. Im Schloss von Moravský Krumlov sagte sie:
„Ich kann mir das Epos gut in wunderschönen, sauberen, luftigen und großen Räumen vorstellen. Dort, wo es jetzt zu sehen ist, ist es auch schön. Es ist nur schade, dass es dem Schloss in Moravský Krumlov damals nicht gelungen ist, diese Räume anzubieten. Es ist möglich, dass das Epos zurückkehrt. Eine Entscheidung darüber kann ich derzeit aber nicht treffen.“
Der schlechte Zustand des Gebäudes war nämlich nur einer der Gründe für den Umzug der Gemälde nach Prag. Schließlich hatte Mucha seine Werke einst der Hauptstadt geschenkt, Moravský Krumlov war nur eine Verlegenheitslösung. Genug Stoff also für weitere Verhandlungen.