Kapsch-Vorstand Toplak: Wirtschaftlich ist unsere Mauttechnik nicht zu schlagen

Erst vor einer Woche, am 29. März 2006, hat Tschechiens Verkehrsminister Milan Simonovsky mit der österreichischen Firma Kapsch einen Vertrag unterzeichnet, nach dem die Kapsch TrafficCom AG noch in diesem Jahr auf den tschechischen Autobahnen und Schnellstraßen ein elektronisches Mautsystem installieren und bis zum 1. Januar 2007 betriebsbereit machen wird.

Hinter die Fassade geschaut

Verkehrsminister Milan Simonovsky
Erst vor einer Woche, am 29. März 2006, hat Tschechiens Verkehrsminister Milan Simonovsky mit der österreichischen Firma Kapsch einen Vertrag unterzeichnet, nach dem die Kapsch TrafficCom AG noch in diesem Jahr auf den tschechischen Autobahnen und Schnellstraßen ein elektronisches Mautsystem installieren und bis zum 1. Januar 2007 betriebsbereit machen wird. Die Entscheidung über die Auftragsvergabe war eigentlich schon im November vergangenen Jahres gefallen, doch aufgrund von Einsprüchen einiger Mitbewerber hat die tschechische Wettbewerbsbehörde (UOHS) die Entscheidung ausgesetzt, um die Beschwerden zu prüfen. Daher vergingen weitere vier Monate, bis Kapsch auch von dieser Behörde als Auftragnehmer bestätigt wurde. Ein Zeitverlust, der den Österreichern ihre Aufgabe alles andere als erleichtert. Doch Erwin Toplak, der Vorstand für Vertrieb und Technik der Kapsch TrafficCom AG, bleibt trotz allem zuversichtlich:

"Es ist klar, dass die Situation aufgrund der Verzögerungen nicht einfacher geworden ist. Klar ist natürlich auch, dass das Ministerium das System am 1. Januar in Betrieb setzen möchte. Wir werden uns aber zunächst einmal mit dem Ministerium zusammenzusetzen und dabei erörtern, wie der Zeitplan aussehen sollte und wie man insbesondere mit der Unterstützung des Verkehrsministeriums sicherstellen kann, dass die notwendigen Baubewilligungen rechtzeitig kommen. Auf dieser Basis werden wir gemeinsam einen Terminplan festlegen, der optimiert ist."

Teil des Terminplans wird auch der Probebetrieb des Mautsystems sein. Aber auch da sieht Toplak Möglichkeiten, diesen im vertraglich festgelegten Zeitrahmen zu realisieren:

"Laut Ausschreibung ist der Probebetrieb drei Monate vor dem Betriebsstart anzusiedeln. Das wird sicher aufgrund des kürzeren Zeitraumes nicht mehr ganz so leicht zu bewerkstelligen sein. Man muss aber wissen, dass wir ein verteiltes System von Stationen über das Land ziehen und wir diese Stationen auch schon in einer sehr frühen Aufbauphase installieren. Das heißt für uns, dass wir Teile des Netzes schon deutlich früher in Betrieb nehmen können. Daher können wir auch schon lange vor dem vertraglich festgelegten Zeitpunkt unsere Tests am System durchführen."

Nach Fertigstellung des bodengestützten Mikrowellensystems in Tschechien haben Lastkraftwagen über 12 Tonnen ab dem 1. Januar 2007 für die Nutzung der hiesigen Autobahnen und Schnellstraßen eine Mautgebühr zu entrichten. Die Installierung des Systems wird dabei in zwei Phasen erfolgen:

"Die Phasen teilen sich auf in zunächst 970 Kilometer und etwas über 1000 Kilometer für die Phase zwei."

Doch wie funktioniert das von Kapsch entwickelte Mikrowellensystem überhaupt? Dazu sagte Erwin Toplak gegenüber Radio Prag:

"Die Technologie funktioniert so, dass die Endgeräte in einem sehr kurzen Bereich mit den Antennen kommunizieren, und das mit einer sehr, sehr hohen Datenrate. Das heißt, Sie können in einem kleinen geographischen Bereich sehr, sehr viele Informationen in beide Richtungen austauschen. Und zwar um sicherzustellen, dass die Mautstation auf jeden Fall immer nur mit dem Fahrzeug spricht, das gerade die Mautabbuchung vornehmen möchte."

Anstelle eines Bordcomputers wie beim Satellitengestützten System erfordert das Mikrowellensystem nur ein einfaches und kostengünstigeres Autozubehör:

"Sie kriegen ein kleines, Zigarettenschachtel großes Gerät, das nicht verkabelt werden muss, sondern das mittels eines Klebestreifens ähnlich wie eine Vignette in der Mitte der Windschutzscheibe angebracht wird. Über eine Batterie erhält es dann die Energie, die es braucht, um die nächsten fünf Jahre mit diesen Antennen kommunizieren zu können."

Das Mikrowellensystem habe sich gerade aus Kostengründen weltweit bewährt, preist Toplak:

"Das, was wir schon vielfach auf der ganzen Welt nachgewiesen haben, ist, dass unsere Systeme einfach die beste Performance liefern, die es auf der Welt gibt für solche Mautsysteme. Unterm Strich ist ein Mautsystem eine Geldmaschine, die möglichst wenig Betriebs- und Investitionskosten verursachen soll. Wenn die Betriebs- und Investitionskosten hoch sind, dann bedeutet das, dass die Mautgebühren natürlich steigen müssen, um den gleichen Ertrag zu erwirtschaften. Und genau dort ist unsere Technik unschlagbar."

Als Beleg für seine Aussage zieht Toplak das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu Rate, das der Republik Österreich mit der Einführung des Systems entstanden ist:

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
"Also, in Österreich lagen die Investitionskosten, die Finanzierungskosten und die gesammelten Betriebskosten über die geplante Dauer von zehn Jahren in der Höhe von zwölf Prozent der Gesamtmauteinnahmen. Das bedeutet, dass nach rund einem Jahr das gesamte System mit seinen gesamten Betriebskosten für die gesamte Betriebsdauer bezahlt war."

Damit nun auch die Tschechische Republik zum gewünschten Zeitpunkt die Lkw-Maut erheben kann, werde seine Firma die Installierung des Systems mit einem starken Personalaufgebot vorantreiben. Darüber hinaus werde man für die entsprechende Ausbildung derjenigen sorgen, die das System ab kommendem Jahr betreiben sollen, sagte Toplak und nannte dazu diese Zahlen:

"Sie können getrost davon ausgehen, dass es so an die 200 Leute sein werden, die das Mautsystem in Tschechien installieren werden. Hinzu kommt das, was wir in Tschechien vertraglich an Mautbetrieb aufbauen müssen. Und da kann ich Ihnen genau sagen, dass wir jetzt dabei sind, rund 140 Leute zu rekrutieren."

Diese Rechnung dürfte allerdings nur dann aufgehen, wenn es zu keinen weiteren von außen hineingetragenen Zeitverzögerungen kommt. Doch gerade in dieser Hinsicht droht seit Freitag vergangener Woche neues Ungemach. An diesem Tag hat nämlich das Kreisgericht in Brno / Brünn einer Klage entsprochen und eine einstweilige Verfügung über das Urteil des hiesigen Kartellamts erlassen. Die Klage kam von Seiten der Firma Autostrade, die als einer der Mitbewerber das Ergebnis der Auftragsvergabe anfechten ließ. In einer ersten Reaktion erklärte die Wettbewerbsbehörde am Dienstag, dass sie auf der Rechtskräftigkeit ihrer Entscheidung bestehe. Inwieweit der erneute Einspruch die Umsetzung des Mautprojekts in Tschechien weiter verzögern könnte, war zum Zeitpunkt dieser Sendung noch unklar. Für Erwin Toplak allerdings steht fest:

"Also, weitere Verzögerungen sind tödlich für den Realisierungszeitpunkt. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs für die Umsetzung unseres Auftrags keine Bedeutung hat."