Kardinal Vlk: Mit Jazz und Glückwünschen in weitere zwei Amtsjahre
Kardinal Miloslav Vlk wird weitere zwei Jahre den Posten des Prager Erzbischofs bekleiden. Dies wurde offiziell während eines Festgottesdienstes bekannt gegeben, der am vergangenen Samstag im Veitsdom auf der Prager Burg zelebriert wurde.
"Ihr Mandat wird laut Wunsch des Heiligen Vaters noch weiter dauern. Stärken Sie uns gemeinsam mit den weiteren Bischöfen im Glauben und zeigen Sie uns den Weg. Der Bau der geistlichen Kathedrale hat gerade begonnen."
Der Kardinal akzeptierte die Entscheidung des Papstes, seine Amtszeit als Prager Erzbischof um zwei Jahre zu verlängern. Wie er später verriet, hält er die Verlängerung seines Mandats für eine gewisse Genugtuung. Denn er sei sich, so der Kardinal, dessen bewusst, dass einige schon damit gerechnet haben, dass er seinen Posten verlassen werde. Der Kardinal hat sich nie gescheut, seine Meinung vor allem im Zusammenhang mit der bislang ungelösten Beziehung Staat-Kirche offen zu äußern. Miloslav Vlk erinnerte an seine vielfältigen Erfahrungen mit dem Totalitarismus."Meine Generation ist Generation, die den Großteil ihres Lebens in einer Art Provisorium gelebt hat. In meiner Jugendzeit habe ich den Zweiten Weltkrieg erlebt, dann kamen vierzig Jahre Kommunismus. Diese 46 Jahre stellen den Großteil meines Lebens dar. In diesem Provisorium in der kommunistischen Zeit habe ich gelernt, die augenblickliche Gegenwart zu leben. Denn es war sehr schwierig zu planen. So versuchten wir jeden Augenblick tief zu leben. Das war unsere Vorbereitung auf die Zukunft."
Im Unterschied zu einem Teil der tschechischen Geistlichen, die bis heute noch abgekapselt von der Welt leben, kann man an Kardinal Vlk erkennen, dass er sich nicht nur mit der Theologie befasst hatte. Der Historiker und Archivar, der später zum Priester geweiht wurde, war während des Kommunismus gezwungen, unter anderem als Fensterputzer zu arbeiten:"Mir hat damals geholfen, dass ich eine Gemeinschaft um mich herum hatte. Das waren Freunde, die mit mir verbunden waren. Wir haben uns gegenseitig nicht nur menschlich, sondern auch auf der tiefen religiösen Ebene geholfen. Wir haben daran geglaubt, was Christus sagte: Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Dies hat mir entscheidend geholfen."Eine Schlange von Gratulanten hat sich dann bei der Geburtstagsfeier im Erzbischöflichen Palais auf der Prager Burg gebildet. Stundenlang hat es gedauert, bis der letzte Gratulierende dem Jubilar die Hand schüttelte. Kardinal Vlk nahm das Menschengedränge gelassen.
"Das gehört zum Leben. Manchmal gibt es Momente, die ermüdend sind, aber man muss sich Zeit für die anderen Menschen nehmen und ihnen zuhören, " sagte Kardinal Vlk und genoss die Jazzmusik.
Fotos: Autorin