Kardiologe Widimský erhält den Wissenschaftspreis „Česká hlava“

Petr Widimský (Foto: ČTK)

Starke Brustschmerzen und Atemnot sind die Symptome für einen akuten Herzinfarkt. Das bedeutet: mit Blaulicht in ein Kardiozentrum. Dort wird dann eine so genannte Angioplastie vorgenommen. Diese Methode hat sich dank dem Kardiologen Petr Widimský in ganz Tschechien verbreitet. Am vergangenen Freitag wurde Widimský dafür mit der Hauptauszeichnung des staatlichen Wissenschaftspreises „Česká hlava“ (Tschechisches Köpfchen) geehrt.

Petr Widimský
Professor Petr Widimský leitet das Kardiocentrum der Prager Uni-Klinik in Královské Vinohrady. Nach seinem Studienabschluss im Jahre 1979 wollte er zunächst allerdings gar nicht Kardiologe werden, erinnert er sich:

„Ursprünglich wollte ich die Kardiologie meiden, weil schon mein Vater Kardiologe war, und ich wollte nicht ständig in seinem Schatten stehen. Mein damaliger Chef hat mich dann aber doch für die Kardiologie gewonnen. Es lockte mich, dass es eine Art Action-Medizin ist, dass man Leuten mit einer akuten Erkrankung helfen kann.“

Die damalige Methode zur Behandlung eines akuten Herzinfarkts war allerdings mit der heutigen Therapie nicht zu vergleichen. Der Patient wurde in das nächste Krankenhaus eingeliefert, wo er nur liegen durfte.

„Man hat abgewartet, ob es zu Komplikationen kam. Es konnten sich beispielsweise Herzrhythmusstörungen einstellen. Zwar konnten wir diese schon damals behandeln; Den Infarkt als solchen konnten wir allerdings noch nicht heilen.“

Dort setzte Professor Widimský an und erforschte mit seinem Team die Möglichkeiten einer Behandlung des akuten Infarkts. Die Forschungsergebnisse des Kardiologen wurden auch international gewürdigt.

„Vor einigen Jahren erschien sogar in den New York Times ein Artikel, in dem festgestellt wurde: Für einen Amerikaner, der einen Infarkt bekommt, wäre es am besten, ihn in Prag zu bekommen. Es ist wirklich so, dass wir als eines der ersten Teams überhaupt die Angioplastie bei der Behandlung des akuten Infarkts eingeführt haben.“

Sein Hauptverdienst bestehe, so der Kardiologe, darin, dass er mit seinem Team die Angioplastie mit einer älteren Behandlungsmethode – der Thrombolyse – verglichen habe und so die Wirksamkeit der neueren Methode beweisen konnte. Sie besteht in der Erweiterung verengter Blutgefäße mittels einer Ballondilatation. Bei den Versuchen, die neue Methode durchzusetzen, stieß Widimský jedoch auf die konservative Haltung vieler älterer Ärzte. Noch vor 15 Jahren galt immer noch die eiserne Regel, nach der ein Patient mit akutem Infarkt auf einem Bett im nächsten Krankenhaus möglichst bewegungslos liegen sollte.

„Wir kamen mit der Idee, dass wir den Patienten in ein gut ausgestattetes Krankenhaus transportieren, in dem es ein Kardiocentrum gibt. Dort sind die Kardiologen zu jeder Zeit in der Lage, eine Angioplastie durchzuführen. Und es ist egal, ob das Kardiocentrum 80 oder 100 Kilometer weit entfernt liegt.“

Zur massenhaften Anwendung der Angioplastie trug erst eine Studie bei, die Widimský 1999 vor 25.000 Kardiologen aus der ganzen Welt präsentierte. Die Behandlung von Patienten mit Herzinfarkt habe sich dementsprechend weltweit geändert, erzählt Professor Widimský. Er nennt konkrete Zahlen:

Petr Widimský  (rechts) wurde mit dem tschechischen Wissenschaftspreis ausgezeichnet  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Vor 30 Jahren ist jeder dritter Patient an einem Herzinfarkt gestorben. Heutzutage stirbt jeder zwanzigste Patient daran. Sodass wir imstande sind, 95 Prozent der Patienten zu retten.“

Für die Durchsetzung der modernen Behandlungsmethoden eines akuten Herzinfarkts wurde Petr Widimský mit dem tschechischen Wissenschaftspreis „Česká hlava“ (Tschechisches Köpfchen) ausgezeichnet. Die internationale Medizin würdigte Widimskýs Ergebnisse mit der Wahl zum Vizepräsidenten der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft.