Katholische Kirche und die Prostitution

Von Jitka Mladkova.

Eine heikle Frage - die Prostitution, und dies nicht nur für das Parlament, sondern auch für die tschechische katholische Kirche, die bislang eher Abstand von der Problematik gehalten hat. Der Weihbischof Vaclav Maly, ehemaliger Dissident und Moderator bei den Massenversammlungen der Prager Bürger im November 1989, gilt eher als Ausnahme, die die Regel bestätigt. Er ist bekannt durch seine Bemühungen, kontroverse Themen aufzuwerfen, doch nicht nur in akademischen Debatten, sondern auch durch direkte Gespräche mit betroffenen Personen, deren Motivation er erforscht und aufgrund derer er nach breiteren Zusammenhängen sucht. Vaclav Maly, den wir um seine Meinung zu dieser Problematik baten, ist beunruhigt durch die Tatsache, dass das Problem der Prostitution hierzulande bislang keineswegs gelöst ist bzw. wird.

"Seit zwölf Jahren leben wir im System einer parlamentarischen Demokratie und das Problem wird mehr oder weniger immer wieder auf die Schultern der einzelnen Städte und Gemeinden abgewälzt. Mir tun die Stadtratsmitglieder leid - dass sie mit dem Problem allein gelassen werden ist meiner Meinung nach unverantwortlich. Die Frage der Prostitution betrachte ich nicht aus der Sicht der Moral. Sie existiert und ist nicht absolut zu beseitigen, leider! Es ist aber nötig, dieses Problem, so weit es geht, zu reduzieren. Anders gesagt: Natürlich bin ich kein Befürworter der Bordelle, aber auf der anderen Seite scheinen sie, in der gegenwärtigen Situation das geringere Übel zu sein - vorausgesetzt, dass alles unter strenger Kontrolle ist, also anders als der aktuelle willkürliche Stand der Dinge."