Knochen lagern noch bis 2008

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Der skurrile Knochenfund in der nordböhmischen Stadt Usti nad Labem / Aussig wird weiter heftig in der tschechisch-deutschen Medienlandschaft thematisiert. In einer Fabrikhalle bei Aussig hatte man in der vergangen Woche 4.000 Kisten mit den Überresten deutscher Wehrmachtssoldaten gefunden. Doch wie geht es nun mit den Knochen weiter? Miriam Goetz und Svenja Mettlach berichten.

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Wie Radio Prag vorige Woche berichtet hat, lagerten die Knochenkisten bereits seit drei Jahren in der Halle, und das werden sie nach dem neusten Stand der Dinge auch noch weitere zwei Jahre tun müssen. Die Gebeine der deutschen Soldaten können nicht vor 2008 beigesetzt werden. So lautete das Ergebnis der Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung von Aussig, der deutschen Botschaft, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie Vertretern des Außen- und des Verteidigungsministeriums. Der Bürgermeister von Aussig, Petr Gandalovic, will die betreffende Halle einstweilen so ausgestalten lassen, dass sie "ein würdiger Ort für die Aufbewahrung der sterblichen Überreste von Menschen" sei.

"Zwischen dem Eigentümer des Objekts, der Deutschen Kriegsgräberfürsorge und Vertretern der Polizei muss es jetzt noch Verhandlungen über einen effektiven Schutz des Geländes geben. Sowohl durch einen Sicherheitsdienst als auch durch technische Maßnahmen soll jedwede Störung verhindert werden."

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In der aktuellen Debatte um die Zukunft der deutschen Soldatengebeine lobt Pressereferent Fritz Kirchmeier vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ebenfalls die gute, tschechische Zusammenarbeit vor Ort. Auch im Falle von zehn Friedhöfen, die es hierzulande bereits gibt:

"Natürlich ist es in keinem Land selbstverständlich Friedhöfe für deutsche Soldaten anzulegen. Denn das heißt, man muss sich mit dem Schatten der Vergangenheit befassen. Ganz reibungslos geht das in keinem Land, dafür ist die Geschichte einfach zu grausam gewesen. Dennoch werden die zehn Friedhöfe von den regionalen Verwaltungen akzeptiert, und auch von den Menschen, die hier leben. Ich finde, das ist eigentlich eine sehr positive Bilanz."

Rechtliche oder hygienische Bedenken betreffend die Lagerung gibt es nicht. Der Plan für einen elften Soldatenfriedhof in Prag wurde jedoch durch die veranschlagten Kosten von weit über zwei Millionen Euro zunichte gemacht. Dies hätte den finanziellen Rahmen des Volksbundes gesprengt. Deshalb wird nun nach einem anderen geeigneten Bestattungsort in Tschechien gesucht.

"Wir wünschen uns den elften und damit letzten Friedhof in Tschechien, und dass wir möglichst bald, das heißt in zwei Jahren, die Gebeine begraben können.", so Kirchmeier.

Anforderungen oder Beschwerden seitens Verwandter oder Hinterbliebener trafen nach Aussage Kirchmeiers bislang noch nicht ein. Angesichts des anschwellenden Medieninteresses sind diese jedoch zu erwarten. Das Hauptanliegen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist zunächst die würdige Lagerung der Gebeine und die Frage der Identifizierung. Man geht davon aus, dass circa zwei Drittel der sterblichen Überreste identifiziert werden können.