Kofola – die tschechoslowakische Alternative zur Coca-Cola

Kofola vom Fass

Sie wurde einst im Auftrag der kommunistischen Regierung geschaffen, erfreut sich aber auch heute noch großer Beliebtheit. Vor über 60 Jahren mischten Forscher in der Tschechoslowakei die erste Kofola – ein Cola-Getränk aus heimischen Zutaten.

Cola ist ein süßes, kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk, das in der Regel mit Karamell gefärbt ist und Koffein enthält. Der Name stammt von der Kolanuss, dem Samen des Kolabaums, der ursprünglich als Koffeinquelle verwendet wurde. Die ersten Colas wurden bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Amerika hergestellt.

Tschechoslowakische Kofola - immer und überall | Foto: Kofola ČeskoSlovensko a.s.

In der Tschechoslowakei der Nachkriegszeit waren die im Westen populären Produkte von Coca-Cola oder Pepsi seltene Waren. Die Getränke waren nicht erhältlich, und wenn doch, dann waren sie kaum bezahlbar. Sie symbolisierten die westliche Welt, die man nicht erreichen konnte. Daher wurde von der Staatsführung Ende der 1950er Jahre entschieden, eine sozialistische Alternative zu den koffeinhaltigen Cola-Getränken zu schaffen. Die Brause sollte aus einheimischen Zutaten bestehen, beziehungsweise aus solchen, die man aus befreundeten Ländern importieren konnte. Laut anderen Quellen suchte man damals auch nach einem Verwendungszweck für den Überschuss an Koffein, der bei der Kaffeeröstung entstand. Und der Weg führte zur Kofola.

Braune Brause aus dem Ost-Block

Zdeněk Blažek

Der Auftrag traf zunächst beim Forschungsinstitut für Arzneipflanzen in Prag ein. Der dortige Institutsleiter, Zdeněk Blažek, wurde mit der Aufgabe betraut. Als seinen Mitarbeiter wählte er den jungen Pharmakologen Jaroslav Knap, der damals in einer pharmazeutischen Fabrik in Opava / Troppau für die Herstellung von Kräutertinkturen zuständig war. Blažek und Knap einigten sich 1959 auf einem Pharmakongress in Karlovy Vary / Karlsbad auf ihr gemeinsames Vorgehen: Während Blažek das Rezept erfinden sollte, war Knap für die Herstellung des neuen Getränks verantwortlich.

Es dauerte zwei Jahre, bis das Team um Zdeněk Blažek schließlich den speziellen Kofo-Sirup erfand. Der süß-säuerlich schmeckende, dunkle Sirup ist bis heute der Schlüssel zur Herstellung des Getränks. Er enthält eine geheime Kräutermischung, deren genaue Zusammensetzung nur sechs Personen kennen. Einer von ihnen ist Petr Pravda, der Leiter der Abteilung für Qualitätskontrolle und Entwicklung bei Kofola:

„Die Mischung enthält Zucker und Fruchtkonzentrate. Der Geschmack kommt durch den karamellisierten Zucker und vor allem durch die Kräuterextrakte. Der Sirup besteht aus 14 natürlichen Zutaten, die so ausgewogen sind, dass der Kofola-Geschmack entsteht.“

Kofola Firmensitz in Ostrava. Von Kräutern,  Früchten und Liebe | Foto: Kofola ČeskoSlovensko a.s.

Das sagte Pravda gegenüber dem Inlandssender des Tschechischen Rundfunks. Die Hauptzutaten sind seit jeher unter anderem Himbeersirup, Brombeer-, Erdbeer- und Himbeerblätter, Zimt, Lakritz, Karamell, Apfel-, Kirsch- und Johannisbeerextrakt sowie getrocknete Orangenschalen.

Aus dem süß-sauren Sirup namens Kofo wurde schließlich ein neues Getränk gemacht – Kofokola. Doch der Name war zu lang und wurde deshalb auf Kofola verkürzt. Petr Pravda zufolge ist das Rezept seit 1960 praktisch unverändert geblieben.

„Das Rezept ist fest vorgeschrieben, und wir dürfen damit nichts machen. Unsere Aufgabe ist es nicht, das zu verbessern, was die Apotheker damals erfunden haben, sondern die Qualität zu erhalten und nicht zu verderben.“

Kofola Etikett - Erfrischungsgetränk ohne Frucht | Foto: Kofola ČeskoSlovensko a.s.

Geheimrezept aus 14 Zutaten

Von den 1960er bis zu den 1980er Jahren war Kofola in der Tschechoslowakei äußerst beliebt. Doch nach dem Niedergang des Staatssozialismus 1989 war das einheimische Cola-Getränk dem Wettbewerb mit den ausländischen Marken ausgesetzt, die nun auf den geöffneten Markt drängten. Hinzu kamen Rechtsstreitigkeiten zwischen vielen Produzenten hierzulande, die auf einmal alle ihre eigenen Kofola-Limonaden herstellten.

CEO der Kofola-Gruppe Jannis Samaras | Foto: Kofola ČeskoSlovensko a.s.

Nach Jahren des allmählichen Niedergangs gelang es schließlich der im schlesischen Krnov / Jägerndorf ansässigen griechischen Familie Samaras, die Firma zu kaufen. Sie ließen Kofola als Handelsmarke schützen und wurden zum alleinigen Hersteller und Vertreiber von Kofola in Tschechien und der Slowakei. Jannis Samaras erzählt über die Anfänge der unternehmerischen Tätigkeit seines Vaters Kostas zu Beginn der 1990er Jahre:

„Mein Vater wollte an seine griechische Herkunft anknüpfen und begann, Orangen aus Griechenland nach Tschechien zu importieren. Er verpfändete unser Haus, die Garage und den Garten. Doch es lief alles schief. Sowohl ein griechischer als auch ein tschechischer Obshändler bestahlen uns, bei den ersten beiden Lkw-Ladungen hatten wir Verluste von jeweils 200.000 Kronen. Es sah schlecht aus. Doch danach ging es aufwärts.“

Kostas Samaras | Foto: Jan Rash,  Kofola ČeskoSlovensko a.s.

Vom Obst- und Gemüsehandel wechselte die Familie Kostas zur Herstellung von Zitronensaft und Limonade. Mit dieser Branche wurde der damals 20-jährige Sohn Jannis beauftragt. Er baute nach und nach eine Getränkefirma auf, die um die Jahrtausendwende Kofola übernahm.

Zum neuen Durchbruch der einheimischen Cola trug auch bei, dass die Menschen in der Zeit zu den Marken zurückkehrten, die sie aus der Vergangenheit kannten. Denisa Hejlová ist Spezialistin für Marketingkommunikation an der Karls-Universität in Prag.

„Es gab Nostalgie für verschiedene Marken, die vor allem mit dem angenehmen Teil des Lebens verbunden waren. Wenn man mit etwas aufwächst, denkt man sein ganzes Leben lang gern daran.“

Wenn du sie liebst, ist alles andere egal!

Aber auch bei solchen Konsumgütern galt, dass man nicht von der Geschichte allein leben konnte. Die Retro-Nostalgie sprach die Generation an, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurde. Bei der jüngeren Generation spielten die Erinnerungen an die alte gute Kofola keine große Rolle. 2001 startete die Firma deshalb eine erfolgreiche Medienkampagne, mit der sie sich eben an diese jüngere und modernere Zielgruppe richtete. Unkonventionelle Aromas kamen auf, der Slogan: „Wenn du sie liebst, ist alles andere egal!“

Kofola ist heute nicht nur das braune Kultgetränk, sondern ein Getränkekonzern, der in Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien, Österreich und Ungarn tätig ist. Die Gruppe besitzt auch weitere Softdrink-, Mineralwasser- und Teemarken. Der Umsatz lag 2021 bei rund 273 Millionen Euro. Jannis Kostas:

„Es sind immer noch hauptsächlich die Getränke, obwohl wir nun auch ins Lebensmittelsegment vorgedrungen sind. Es ist ein ganz neuer Weg für uns, vielleicht abenteuerlicher, als wir erwartet haben. Aber wir werden nicht davor zurückschrecken, weil es uns wirklich Spaß macht.“

Und was sollten Sie noch über die Kofola wissen?

  • Im Vergleich zu Coca-Cola enthält Kofola fast ein Drittel weniger Zucker. Der Koffeingehalt liegt bei etwa der Hälfte. Außerdem enthält sie keine Phosphorsäure.
  • Die Herstellung von Kofola hat in den 1960er Jahren zum landesweiten Sammeln von Kräutern und Orangenschalen geführt.
  • Die Nachfrage nach Kofola war damals so groß, dass die Kräuter in der Tschechoslowakei Ende der 1960er Jahre ausgingen und importiert werden mussten.
  • Das in der Kofola enthaltene Koffein wurde damals unter anderem aus dem Ruß in den Schornsteinen einer Kaffeerösterei in Prag gewonnen.
  • Bis 2000 zeigte das Kofola-Logo eine Kaffeebohne, heute ist es ein Blatt des Süßholzes, aus deren Wurzeln Lakritze gewonnen wird.
  • Man bekommt den Softdrink heute nicht nur in Flaschen und Dosen, sondern auch gezapft in Gaststätten, als „Kofola vom Fass“.