Kommunalwahlen: Siegreiche Ano – aber nicht in Prag

Ano (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)

Die Regierungsparteien haben bei den Kommunalwahlen am Freitag und Samstag unterschiedlich gut abgeschnitten. Andrej Babišs Ano gehört zu den Siegern, die Sozialdemokraten zu den Verlierern des Urnengangs. Die rechtsliberale Oppositionspartei ODS feierte ein Comeback.

ODS  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
Am lautesten knallten die Sektkorken bei den Bürgerdemokraten, also der ODS. In Prag wurden sie nach acht Jahren wieder stärkste Kraft, auch anderswo ging es nach oben.

„Wir haben praktisch im ganze Land zugelegt und sind wieder gewachsen“, so ODS-Parteichef Petr Fiala am Samstag bei der Wahlparty in Prag. Für die nächsten Wahlen versprach Fiala den Sieg seiner Partei.

Insgesamt konnte aber die Partei Ano von Premier Andrej Babiš die meisten Wähler gewinnen. Landesweit kam sie auf 14,9 Prozent der Stimmen. In 12 von 14 Kreisstädten siegte Ano. Aber nicht in Prag, wo sie mit Adriana Krnáčová in den vergangenen vier Jahren die Oberbürgermeisterin gestellt hatte. Die 58-jährige Politikerin war nicht mehr angetreten, stattdessen der relativ unbekannte Unternehmer Petr Stuchlík. Doch mit ihm als Spitzenkandidaten klappte es nicht in der tschechischen Hauptstadt. Patrik Nacher ist Prager Stadtverordneter und Parlamentsabgeordneter von Ano:

Jan Čižinský  (Foto: ČTK / Vít Černý)
„Weil wir nur fünftstärkste Kraft geworden sind, warten wir ab, ob jemand zu Koalitionsgesprächen auf uns zukommt. Die Verhandlungen starten gerade erst, und ich rechne mit einer Dauer von mehreren Wochen. Es kann aber auch sein, dass wir in die Opposition gehen.“

Die Oppositionsrolle ist wahrscheinlich – und sie droht auch den siegreichen Bürgerdemokraten. Sie errangen 14 von 65 Sitzen im Prager Magistrat. Knapp dahinter kamen die Piraten, die unabhängige Vereinigung Praha sobě des Politaktivisten Jan Čižinský sowie die Vereinigung „Spojené síly pro Prahu“ aus konservativer Top 09, Stan und Christdemokraten mit jeweils 13 Sitzen. Und genau diese drei Kräfte streben gemeinsam die Leitung des Rathauses an. Erste Sondierungstreffen gab es bereits am Sonntag. Der Prager Piraten-Kapitän Zdeněk Hřib kommentierte am Montagmorgen in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Zdeněk Hřib  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)
„Wir würden uns wünschen, dass sich als Nächstes bereits die Teams aller drei Gruppierungen treffen, um über programmatische Übereinstimmungen zu sprechen. Bisher warten wir noch auf eine Reaktion der Spojené síly pro Prahu.“

Personalfragen – also auch, wer Oberbürgermeister wird – wolle man erst später klären, so Hřib. Bisher beanspruchen sowohl er als auch Čižinský den Posten.

Der ist andernorts bereits ziemlich sicher vergeben. So hat in Brno / Brünn und Ostrava / Ostrau die Ano jeweils ihre Führung verteidigt. Die Oberbürgermeister bleiben daher wohl im Amt. In Brünn als der zweitgrößten tschechischen Stadt ist das Petr Vokřál. Er plant eine breite Koalition aus Bürgerdemokraten, Christdemokraten, Sozialdemokraten und unter Umständen auch den Piraten.

Jan Hamáček  (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)
Für die Sozialdemokraten wäre das eine der wenigen Möglichkeiten, überhaupt noch in den großen Städten an der Macht beteiligt zu sein. Denn die Regierungspartei hat bei den Wahlen herbe Verluste hinnehmen müssen. Trotzdem suchte Parteichef Jan Hamáček am Samstag bei einer Pressekonferenz nach positiven Erkenntnissen:

„Das Ergebnis berechtigt sicher nicht zum großen Feiern. Auf der anderen Seite ist nicht die Katastrophe eingetreten, die uns manche vorhergesagt haben. Bei den Parlamentswahlen sind wir nur Siebte geworden. In den Kommunalwahlen haben wir gemäß der Zahl der Mandate den vierten Rang erreicht. Das kann man als solides Ergebnis bezeichnen. Und für mich ist es das Signal, dass wir die Talsohle durchschritten haben.“

Auf der anderen Seite steht, dass die Sozialdemokraten in den Stadt- und Gemeinde-Vertretungen die Hälfte ihrer Sitze eingebüßt haben. In Prag flogen sie nicht nur aus dem Magistrat, sondern auch aus allen Bezirksvertretungen. Damit sind sie neben den Kommunisten die großen Verlierer der Wahlen.