Komplizierte Kultur: Theater-Proteste kippen Fördersystem
Der Prager Magistrat hat endgültig das Aus für das neue System der Theaterförderung in der Hauptstadt erklärt. Das war erst zu Jahresbeginn eingeführt worden und hatte massive Proteste in der Prager Theaterszene und in der kulturellen Öffentlichkeit des ganzen Landes hervorgerufen. Knapp 30.000 Bürger haben eine Petition zur Unterstützung der Prager Bühnen unterzeichnet, erst vor kurzem haben die Theatermacher gar eine Ratssitzung gesprengt. Mit der jüngsten Entscheidung soll sich die Lage wieder beruhigen.
Kultur ist ein sehr komplizierter Mechanismus – wie sehr seine eigenen Worten gelten, musste in den letzten Wochen der Prager ODS-Kulturstadtrat Milan Richter feststellen. Und dabei war doch alles do gut gemeint gewesen. Vor allem die Verknüpfung der Fördergelder mit den verkauften Eintrittskarten sollte den Theatern einen starken Anreiz zum wirtschaftlichen Denken geben. Kleiner Haken dabei: die meisten Fördergelder gingen so an die kommerziellen Musical- und Touristentheater, während renommierte Experimentalbühnen vor dem Aus standen.
Nach massiven Protesten aus Theaterszene und Öffentlichkeit hat Oberbürgermeister Pavel Bém nun eingelenkt. Von dem neuen System bleibt damit nicht viel übrig: die Bindung der Fördergelder an die verkauften Karten wird aufgehoben, bei mehrjährigen Förderzusagen sollen die Bühnen mindestens mit der Summe des vergangenen Jahres rechnen können.
„Fast alle unsere Forderungen aus der Petition sind mit dieser Zusage… ich will nicht sagen: erfüllt, aber doch zumindest versprochen. Bis auf Punkt drei, und das ist der Rücktritt von Kulturstadtrat Milan Richter.“Sagt Doubravka Svobodová, Leiterin des Theaters Na zábradlí und Mitinitiatorin der Petition „Für ein Prag der Kultur“. Kulturstadtrat Milan Richter sieht in der Kehrtwende keine persönliche Niederlage:
„Ich habe nie auf dem bestehenden System als solchem beharrt, sondern vielmehr darauf, dass das System Objektivität und Transparenz gewährleisten muss, und natürlich auch darauf, dass es auf einer ökonomischen Basis stehen muss.“
Die soll nun durch ein umfangreiches Audit in den Prager Theatern gesichert werden.