Konkurrenz für die Tschechischen Bahnen: Bekanntes Reiseunternehmen geht auf die Schiene

Regiojet (Foto: Archiv Student Agency)

In Tschechien kennt sie jeder: die gelb lackierten Autobusse des Reiseunternehmens Student Agency. Sie bedienen unter anderem die lukrativste Strecke auf dem tschechischen Markt, die Verbindung zwischen Prag und Brünn im Stundentakt, und sind bekannt für ihr Serviceangebot. Nun strebt das Unternehmen auch auf die Schiene.

Regiojet  (Foto: Archiv Student Agency)
Die automatisierte Bahnhofsansage kennt ihn schon: den neuen Regiojet. Es ist keine Bezeichnung der Tschechischen Bahnen für eine besondere Verbindung, sondern eine Marke des Reiseunternehmens Student Agency. Auffallend gelb lackiert, ähnlich wie die Reisebusse des Unternehmens, macht der „Regiojet“ seit Montag den Zügen des staatlichen Unternehmens Konkurrenz auf der Strecke Ostrau – Prag. Die erste reguläre Verbindung war ausverkauft, die Reisenden haben das Angebot angenommen:

„Ich bin begeistert. Vor allem sind die Züge sauber, hervorragend und schön. Ich werde diese Verbindung sicher nutzen, vor allem wegen des Preises und der Zeit. Es ist ein viel schnellerer und luxuriöserer Zug, als ihn die Tschechischen Bahnen anbieten.“

Regiojet  (Foto: Archiv Student Agency)
So eine der ersten Kundinnen des neuen Zugs. Im Jahr 2004 begann das Reiseunternehmen Student Agency, die Linie Prag – Brünn regelmäßig mit Bussen zu bedienen. Um sich von der halbstaatlichen Konkurrenz ČSAD abzusetzen, bot man den Kunden komfortable, neue Busse, kostenlose Getränke und Zeitungen sowie Filme und Musik. Zudem lag der Preis auch niedriger, und der Fahrgast wurde durch eine Stewardess betreut. Das Geschäftsmodell erwies sich als durchschlagend, und sieben Jahre später führt bei dem öffentlichen Verkehr auf der Straße (fast) kein Weg mehr an den gelben Bussen vorbei. Auf der Schiene möchte das Unternehmen nun denselben Weg einschlagen. Dass sich dies etwas schwerer gestaltete als vermutet, musste Unternehmensdirektor Radim Jančura einräumen:

„Wir haben für die Reisenden Kaffee im Angebot, aber bei der ersten Fahrt im vollen Zug war es sehr schwer. Wir mussten lernen, jedem Fahrgast während der Fahrt schnell einen hervorragenden Café Latte oder einen Capuccino zu reichen, und das sooft der Kunde danach verlangt. Da müssen wir die Kunden bitten, dass sie uns noch eine Woche Zeit geben, bis wir wirklich einen ausgezeichneten Service anbieten können.“

Auf die neue Konkurrenz haben die Tschechischen Bahnen umgehend reagiert. Kunden auf der Strecke Prag – Ostrau haben am Montagmorgen kostenlos ein nichtalkoholisches Getränk erhalten. Angst vor dem privaten Anbieter habe man aber nicht, wie der Pressesprecher der Tschechischen Bahnen, Petr Šťáhlavský, abzuwiegeln versucht:

Petr Šťáhlavský  (Foto: ČT24)
„Wir gewöhnen uns an die Konkurrenz, im Regionalverkehr gibt es da mehrere Anbieter. Privatzüge sind also in der Tschechischen Republik nichts Ungewöhnliches. Neu ist, dass hier eine Verbindung im Schnellzugbereich angeboten wird, aber Konkurrenz hatten wir auch schon in der Vergangenheit.“

Außerdem verweist der Pressesprecher auf den „Pendolino“, der auf derselben Trasse verkehrt und viel schneller ist. Da der Vorzeigezug der Tschechischen Bahnen allerdings auch doppelt so teuer ist, wird nun das Serviceangebot ausgebaut: Zu Anfang Oktober werden auch dort Servicekräfte eingesetzt, kostenlose Getränke angeboten und Zeitungen ausgeteilt. Zusätzlich soll sich im nächsten Jahr bei den Preisen etwas tun, die Bahn plant einige Sonderangebote und eine Preisreduzierung im Angebot des Speisewagens.