Bahnbetreiber investieren im Sommer in den künftigen Zugverkehr
In Tschechien ist die Sommerurlaubssaison weiter in vollem Gange. Die scheinbar etwas ruhigere Zeit im regionalen Nahverkehr nutzen indes die privaten Bahnbetreiber, um sich für künftige Aufgaben zu wappnen. Sie erweitern ihre Fuhrparks, während die Schienenwegverwaltung Strecken auf eine neue Höchstgeschwindigkeit testen wollte.
„Wir büßen im Vergleich zu diesem Jahr sechs Prozent unserer Leistung ein. Nichtdestotrotz werden wir weiterhin fast 90 Prozent aller Verbindungen gewährleisten.“
Die frei gewordenen Linien werden künftig von privaten Bahngesellschaften betrieben. Die Unternehmen haben bereits ausrangierte Züge gekauft, vornehmlich von der Deutschen Bundesbahn, und modernisieren diese für ihren neuen Einsatz.
„Wir führen Schweißarbeiten durch, um die Sitze für die erste Klasse umzurüsten, was ein Bestandteil der Modernisierung ist“, erläutert dazu der technische Direktor der Firma Pars Nova, Petr Driml. Die Verbesserungen an einem kompletten Triebwagen dauern in etwa zwei Wochen, in diesem Jahr modernisiert die Firma mehr als 30 Züge für die neuen Betreiber, so Driml.
Eine der Betreiberfirmen ist Arriva. Ab Dezember wird die Tochter der Deutschen Bahn damit weitere vier Schnellzugstrecken und den Linienverkehr in zwei tschechischen Kreisen bedienen. Arriva-Sprecher Martin Farář:
„Wir benötigen in etwa 60 Züge. Es handelt sich dabei um eine Investition von mehreren hundert Millionen Kronen.“Der Bahnhof im nordböhmischen Most wird ab Dezember ein Alleinstellungsmerkmal in Tschechien haben: Dort werden ab dem Fahrplanwechsel die Züge von gleich fünf Bahngesellschaften verkehren. Bisher waren es nur die Staatsbahn und die Regionalbahn GW Train Regio. Einer der drei Neuen ist die Firma RegioJet. Ihr Sprecher Aleš Ondrůj:
„Wir beabsichtigen auch, Züge auf der Fernstrecke zwischen Brünn, Ostrau und Bohumín einzusetzen. Wir rechnen dabei mit Investitionen von mehreren Milliarden Kronen.“
Die Bahngesellschaft Leo Express wiederum hat in China Züge für über fünf Milliarden Kronen (200 Millionen Euro) gekauft. Damit dürfte der Kampf um weitere Inlandlinien im tschechischen Bahnverkehr allerdings noch längst nicht abgeschlossen sein, denn:
„Wir rechnen damit, dass wir die Ausschreibung zum Betrieb von dotierten Fahrstrecken bis zum Jahr 2033 aufrechterhalten werden“, sagt die Sprecherin des Verkehrsministeriums, Lenka Rezková.Doch nicht nur dank des Konkurrenzkampfes auf den Inlandlinien wird sich einiges ändern. Auch auf dem Schienennetz selbst werden Verbesserungen angestrebt. Wie die staatliche Schienenwegverwaltung (SŽDC) im Juni informierte, wolle sie den Sommer nutzen, um einige Streckenabschnitte auf die neue Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometer zu testen. Vorerst aber musste sie davon wieder Abstand nehmen, weil die dazu ausgewählten Teilstücke diese Geschwindigkeit wider Erwarten noch nicht zulassen. Doch es bleibt festzuhalten: Im tschechischen Bahnverkehr soll es künftig noch zügiger und bequemer vorangehen. Und in diesem Sommer werden gewisse Voraussetzungen dafür geschaffen.