Fahrplanwechsel bringt Liberalisierung auf Schiene

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Seit dem Wochenende gilt der neue Fahrplan der Bahn in Tschechien. Dieser bringt nicht nur Änderungen in den Abfahrtzeiten. Auf die Schienen kommen auch mehr Züge der Privatanbieter.

Emanuel Šíp  (Foto: Jana Trpišovská,  ČRo)
Besserer Service im Zug, zugleich aber auch Schwierigkeiten beim Kauf der Fahrscheine. Das sind in Kürze die jüngsten Veränderungen. Insgesamt werden seit Sonntag mehr Verbindungen angeboten, und zwar unter anderem zwischen Prag und Brno sowie landesweit im Regionalverkehr. Die Tschechischen Bahnen haben mehrere Strecken an Privatanbieter abgegeben. Trotzdem bleibt das Staatsunternehmen mit rund 6850 Zügen pro Tag der dominante Anbieter auf der Schiene. Emanuel Šíp ist Verkehrsexperte bei der tschechischen Wirtschaftskammer:

„Durch die Änderungen sinkt der Anteil der Tschechischen Bahnen am Schienenverkehr von 95 auf etwa 90 Prozent.“

Von den Privaten erwartet der Staat besseren Service und niedrigere Fahrpreise, wie die Sprecherin des Verkehrsministeriums, Lenka Rezková, mitteilte:

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„Die privaten Anbieter haben einen anderen Fuhrpark als die Tschechischen Bahnen. Man darf daher einen besseren Service erwarten. Dazu gehören etwa ein Internetanschluss und kostenlose Erfrischungen.“

Der Nachteil zumindest am Anfang ist, dass es keinen einheitlichen Fahrschein gibt. Man muss stattdessen für jeden Anbieter das Ticket gesondert kaufen. Die Privatunternehmen haben sowohl im Regional- als auch im Fernverkehr einige Strecken übernommen. RegioJet bedient bespielsweise die Verbindung zwischen Brno in Südmähren und Bohumín in Schlesien. Firmensprecher Aleš Ondrůj erklärt, wie man am besten sein Ticket kauft:

„Wenn man an einem Ort die Reise antritt, der nicht direkt auf der Strecke liegt, die von RegioJet bedient wird, muss man zwei Fahrkarten kaufen. Die eine von den Tschechischen Bahnen und die andere von Regiojet.“

Allerdings verspricht die Firma, in den ersten Wochen des Betriebs mit Rücksicht auf etwaige Versäumnisse zu reagieren.

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Das Angebot der Privatanbieter erhöht sich auch im Regionalverkehr, vor allem in den Kreisen Pardubice, Zlín und Ústí nad Labem. Im Letztgenannten betreiben seit Sonntag gleich fünf Gesellschaften ihre Züge – neben den Tschechischen Bahnen sind das RegioJet, Länderbahn, AŽD und Arriva. Die Reisenden können dort in den Zügen aller Anbieter ein einheitliches Ticket für den Kreis nutzen. Jaroslav Komínek ist stellvertretender Kreishauptmann (Kommunisten).

„Will man von Most nach Ústí fahren, kauft man ein Ticket und sucht sich im Fahrplan die Verbindung eines beliebigen Anbieters aus. Zudem kann man mit diesem Kreis-Fahrschein während seiner Gültigkeitsdauer die öffentlichen Verkehrsmittel in Most und in Ústí nutzen.“

Die jetzige Erweiterung des subventionierten Bahnbetriebs auf private Anbieter ist nur ein erster Schritt. Laut EU-Recht soll ab 2023 der Betrieb der Strecken öffentlich ausgeschrieben werden. Das tschechische Verkehrsministerium plant bereits im kommenden Jahr die ersten Ausschreibungen. Und die Privatanbieter stehen schon in den Startlöchern. Emil Sedlařík ist Sprecher von LeoExpress:

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Wir sind unter anderem an Regionalstrecken im Kreis Olmütz interessiert und warten, wann der Kreis die Verhandlungen mit den Interessenten startet. Zudem möchten wir im Nahverkehr im Kreis Pilsen und in Prag präsent sein.“

Im Laufe des kommenden Jahres soll auch das Problem des Fahrkartenkaufs wegfallen. Der Staat will in einem Pilotprojekt einen einheitlichen Tarif für alle Anbieter einführen. Ab Dezember 2020 soll es die einheitlichen Tickets dann landesweit geben.