Korruption: Polizei nimmt Ermittlungen gegen ehemaligen ČEZ-Chef Roman auf

Martin Roman (Foto: ČTK)

Im September trat der langjährige und erfolgreiche Generaldirektor des größten tschechischen Energieversorgers ČEZ, Martin Roman, überraschend von seinem Amt zurück. Es ist weiterhin unklar, warum er zurücktrat, offiziell führte Roman private Gründe an. Dies führte zu zahlreichen Spekulationen. Nun liegen Dokumente vor, laut denen Roman während seiner Tätigkeit bei ČEZ auch noch mit seinen ehemaligen Arbeitgeber Škoda Pilsen verbunden gewesen war.

Martin Roman  (Foto: ČTK)
Fragten sich im September noch die meisten politischen und wirtschaftlichen Kommentatoren, warum Martin Roman seinen Hut nehmen musste, scheint sich der Schleier nun zu lüften. Die Tageszeitung Mladá Fronta Dnes hat Recherchen veröffentlicht, nach denen Martin Roman im Zentrum eines komplizierten Firmengeflechts steht, das die Mehrheit am Maschinenbaukonzern Škoda inne hat – und zu dem Roman auch während seiner Zeit als Generaldirektor des Energieversorgers ČEZ Beziehungen unterhalten hat. Janek Kroupa, Reporter der Mladá Fronta:

„Im Jahr 2005 hat eine Gruppe von Managern die Škoda-Holding erworben. Und nach den Dokumenten, die wir vorliegen haben, war Martin Roman einer der Profiteuere. Aus meiner Sicht ist das Schlüsseldokument ein Vertrag zwischen vier Managern, den diese zwei Tage vor Romans Antritt bei ČEZ unterzeichnet haben. Darin erklären sie, dass Roman jederzeit zurückkehren kann und ein Vetorecht bei allen Wechseln auf Managementposten erhält.“

Janek Kroupa  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Nun keimt der Verdacht auf, Roman habe seine Stellung bei ČEZ genutzt, um Insidergeschäfte zu tätigen. Der Energieversorger hatte nämlich während Romans Zeit als Direktor mehrere große Aufträge an die Pilsener Maschinenbauer vergeben. Martin Roman selbst gibt zwar zu, Verbindungen zu diesem Firmenkonsortium unterhalten zu haben. Diese habe er allerdings vor seinem Antritt bei ČEZ beendet. Die Quellen der Tageszeitung zweifelte er an und führte die Nennung seines Namens auf einen Verwaltungsirrtum zurück. Janek Kroupa gibt sich damit nicht zufrieden:

Martin Roman  (Foto: ČTK)
„Wir veröffentlichen nicht Dokumente aus einer einzigen Quelle, wir haben Dokumente aus mindestens vier Quellen. Heute behauptet Roman nicht mehr, dass er nicht dabei gewesen sei und dass es sich um Fälschungen gehandelt habe. Heute behauptet er, die Dokumente seien veraltet und geben nicht den richtigen Stand der Dinge wieder. Und wenn dort der Name Martin Roman auftauche, dann sei dies ein administrativer Fehler. Dazu merke ich nur an: ein administrativer Fehler, der offensichtlich sechs Jahre überdauert haben muss und den Dutzende von Angestellten begangen haben müssen.“

Radim Bureš
Martin Romans Verstrickung in die komplizierten Eigentumsverhältnisse des Maschinenbaukonzerns Škoda haben aber nicht nur eine wirtschaftliche Dimension, sondern auch eine politische. Radim Bureš von Tranparency International verweist auf die angebliche Finanzierung von Parteien durch ČEZ unter der Leitung Romans, auf die jüngst auch der TOP-09-Vorsitzende und Außenminister Karel Schwarzenberg aufmerksam gemacht hatte. Radim Bureš:

„Die gesamte Angelegenheit kann zu einem großen Sicherheitsrisiko werden. Wenn der Chef der größten halbstaatlichen Firma in solchen Strukturen tätig ist, dann stellt sich doch die Frage, was die zuständigen Nachrichtendienste gemacht haben? Haben sie dies gewusst und bekannt gegeben und niemand hat reagiert? Oder haben sie nichts gewusst? Also hier stellen sich eine Reihe weiterer, sehr wichtiger Fragen.“

Die Polizei hat nun Ermittlungen aufgenommen. Eine Spezialeinheit wird sich um die Verstrickungen Martin Romans in die Eigentumsverhältnisse des Maschinenbaukonzerns im westböhmischen Plzeň / Pilsen kümmern.