Kreislaufwirtschaft statt Recycling: Tschechien plant Pfand auf PET-Flaschen und Dosen

Eigentlich funktioniert das Wertstoffsammeln in Tschechien relativ gut. Die Menschen tragen Plastik oder Einweg-Glasflaschen regelmäßig zu den Containern. Dennoch fehlt einiges, um die von der EU geforderten Recyclingquoten zu erreichen. Auch deswegen plant Umweltminister Hladík, ein Pfand auf PET-Flaschen und Dosen einzuführen.

Bisher gibt es in Tschechien nur ein Mehrwegpfand. Doch nun soll das Verpackungsgesetz so geändert werden, dass auch PET-Flaschen und Dosen zurückgegeben werden können. Anvisiert ist ein Termin Mitte 2025. Die entsprechende Gesetzesnovelle hat Umweltminister Petr Hladík (Christdemokraten) am Dienstag vorgestellt. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte der Ressortchef dazu:

Petr Hladík | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

„In Deutschland gibt es schon seit langem das Einwegpfand, in der Slowakei seit zwei Jahren. Die Österreicher haben ein entsprechendes Gesetz bereits verabschiedet, und die Polen verhandeln es gerade im Parlament. Wir hinken also leicht den Ländern um uns herum hinterher.“

Widerstand gegen die Einführung des Pfands kommt aus zahlreichen Kommunen und Kreisen. Ihre Vertreter argumentieren damit, dass die Tschechen bereits fleißige Wertstoffsammler seien.

„Im bestehenden System werden die einzelnen Komponenten des Recyclings sehr effektiv voneinander getrennt. Wir halten die Einführung eines parallelen Systems für Geldverschwendung“, so der Wirtschaftsrat des Kreises Olomouc / Olmütz, Otakar Bačák.

Zwar kommt Tschechien durchaus auf eine gute Quote bei der Rückführung von Wertstoffen, doch sie reicht nicht aus. Dies unterstreicht Umweltminister Hladík mit Zahlen:

Foto: Tschechischer Rundfunk

„Wir müssen das gesamteuropäische Ziel erfüllen – und das bedeutet, 90 Prozent der PET-Flaschen und Dosen zu recyceln. Wir liegen derzeit bei 77 Prozent, was immer noch ein hoher Anteil ist. Aber die Slowaken haben innerhalb von zwei Jahren durch die Einführung des Einwegpfands ihre Quote von rund 60 Prozent auf 88 Prozent erhöht. Eine solche Effektivität zeigt, dass dies einerseits der Weg ist zur Erfüllung der Ziele und andererseits, um zu verhindern, dass PET-Flaschen und Dosen weiterhin in die Natur geschmissen werden. Und drittens eröffnet dies überhaupt erst die Möglichkeit, Neu aus Alt zu machen.“

Bisher sammeln die Tschechen zwar fleißig, aber vieles davon landet immer noch auf der Mülldeponie. Denn aus dem Inhalt der bisherigen gelben Plastik-Sammeltonnen entstehen vielleicht Flies-Pullis und Autofußmatten, aber keine neuen Flaschen. Dies ist erst bei einer genauen Trennung möglich. Oder wie der Minister sagt: Man wolle von der Recycling- zur Kreislaufwirtschaft übergehen.

Foto: Michaela Danelová,  Tschechischer Rundfunk

Im Übrigen rennt Hladík damit offene Türen ein in seinem Land. So hat die „Initiative für ein Pfandsystem“ (Iniciativa pro zálohování) die Menschen in Tschechien zu ihrer Meinung befragt. In der Initiative sind seit 2021 die Getränkehersteller im Land zusammengeschlossen. Kristýna Havligerová ist die Medienvertreterin dieses Zusammenschlusses und erläuterte am Dienstagmorgen:

„Wir haben unterschiedliche Umfragen gemacht. Und aus diesen geht hervor, dass mehr als 85 Prozent der Tschechen das Einwegpfand unterstützen. Ihnen gefällt daran, dass sie damit die Umwelt schützen, dass weniger Abfall achtlos in die Natur geworfen wird und dass es einen finanziellen Anreiz für ein ökologischeres Verhalten gibt.“

An der hohen Unterstützung würde auch nichts ändern, dass man die PET-Flaschen und Dosen nicht mehr wie bisher für die gelbe Tonne zusammendrücken dürfe, wenn man sie zurückgeben wolle, so Havligerová weiter.

Als Pfandhöhe schlägt Minister Hladík in seinem Gesetz im Übrigen vier Kronen (0,16 Euro) pro Flasche und Dose vor. Bei Mehrwegflaschen liegt der Pfandbetrag derzeit bei drei Kronen (0,12 Euro).

Autor: Till Janzer | Quelle: Český rozhlas
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