Kriegsgräber interaktiv: Verteidigungsministerium setzt Webseite in Gang

Brookwood Friedhof, Großbritannien (Foto: www.army.cz)

Etwa 18.300 Tschechen sind im Ersten und Zweiten Weltkrieg nachweislich außerhalb ihrer Heimat gefallen. Wo sie begraben sind, das lässt sich auf einer interaktiven Webseite sehen, die das Verteidigungsministerium vor kurzem für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.

Kleve Friedhof,  Deutschland  (Foto: www.army.cz)
Die Orte sind über die ganze Welt verteilt. Am meisten tschechische Soldaten liegen in England begraben, weil sie für die Royal Air Force gekämpft haben. Doch sogar bis Japan reicht die Spur. Deutschland ist mit dem Friedhof am Perlacher Forst in München und dem Reichswald-Friedhof in Kleve vertreten. Selbst Soldaten, die vor der jemenitischen Küste im Roten Meer eine Seebestattung erhielten, werden auf der Webseite aufgeführt. Woher kommen all diese Daten? Imrich Vetrák aus dem Verteidigungsministerium:

„Über die Kriegsgräber im Ausland haben wir zum einen schriftliche Informationen zusammengetragen, die aus der Fachliteratur oder Archiven stammen, zum anderen haben wir mit Hilfe von Fotoaufnahmen und Aufzeichnungen tschechischer Legionäre die Gräber vor Ort ausfindig gemacht. In einigen Fällen haben uns auch Mitarbeiter der Botschaften und Konsulate geholfen.“

Auf den Webseiten lassen sich nun die Orte auf einer interaktiven Weltkarte einsehen. Zudem wurde eine Suchfunktion eingerichtet. Mit dieser kann man sowohl ausländische, zum Beispiel deutsche Gefallene in Tschechien suchen, als auch tschechische Gefallene rund um die Welt. Immerhin sind die Namen von knapp einem Viertel der im Ausland bestatteten Tschechen bekannt – und zum Teil auch die Todesumstände. So liegt in München ein Fallschirmspringer aus Obořiště begraben, dessen Flugzeug 1943 von der Wehrmacht abgeschossen wurde. Oder ein Beispiel aus dem Ersten Weltkrieg: 1919 starb ein Legionär aus Blatná beim Rückzug der tschechoslowakischen Legion wegen einer Nierenentzündung in einem Krankenhaus in Irkutsk. Er wurde in der sibirischen Stadt auch beerdigt.

Brookwood Friedhof,  Großbritannien  (Foto: www.army.cz)
Drei Jahre lang haben die Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums solche Informationen zusammengetragen. Allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit, wie Vetrák betont:

„In einigen Fällen wird uns gesagt, dass in unserem Projekt einige Kriegsgräber fehlen. Das ist auch der Grund, warum wir die Datenbank veröffentlich haben. Wir wollten eine Kontrolle durch die Öffentlichkeit und Hilfe bei der Suche von Orten, die wir aus irgendeinem Grund vergessen haben.“

Die meisten Gräber stammen aus dem Zweiten Weltkrieg, ältere Gräber sind allein wegen des größeren zeitlichen Abstands nicht in demselben Umfang erhalten geblieben. Dies betrifft vor allem Russland:

„Dort wurden fast alle Kriegsgräber aus dem Ersten Weltkrieg zerstört. Häufig stehen an ihrer Stelle heute Industrieanlagen oder Wohnhäuser. Eines der wenigen Gegenbeispiele ist Wladiwostok, dort wurden die Gräber wiederhergerichtet“, so Vetrák.

In Russland kämpfte im Übrigen im Ersten Weltkrieg die wohl größte tschechoslowakische Legion.

Die Adresse der Webseite lautet www.valecnehroby.army.cz