Künstlersalon hautnah erleben - bei Zdenka Braunerova in Roztoky
Die Gartentür öffnet sich, man steigt einige Treppen hinauf, und oben betritt man plötzlich eine andere Welt - die Welt der Künstlersalons vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Man vergisst die lärmende Hauptstraße, die gar nicht weit entfernt ist, und verliert sich im Atelier, das so wirkt, als habe seine Besitzerin noch vor einem Moment hier gesessen. Dies erlebt man beim Besuch des Ateliers der tschechischen Malerin Zdenka Braunerova. Für seine entsprechende Renovierung und Eröffnung wurden die Mitarbeiter des Mittelböhmischen Museums in Roztoky bei Prag vor kurzem vom Kulturministerium mit dem Preis "Gloria musaealis" gewürdigt. Martina Schneibergova hat die Gedenkstätte besichtigt.
Man kann schon überrascht davon sein, was sich in diesem ländlichen Haus verbirgt. Auf den ersten Blick sieht das Gebäude gar nicht so richtig böhmisch aus. Seine Besitzerin suchte beim Entwurf für ihr Atelier in den ländlichen Regionen Englands und Frankreichs nach Inspiration. Das Haus ließ Zdenka Braunerova in den Jahren 1903-1904 erbauen. Dort ist auch die Mehrheit ihrer Werke entstanden. Ihr Atelier ist außerdem als Ort berühmt geworden, an dem namhafte Persönlichkeiten des kulturellen und politischen Lebens zusammenkamen.
Braunerova gehörte zu den tschechischen Intellektuellen, die um die Jahrhundertwende gegen die Vernichtung der historischen Denkmäler protestierten, zu der es damals während der so genannten Stadtsanierung in Prag kam. Sie schuf auch zahlreiche Graphiken mit Motiven aus dem bedrohten und verschwindenden alten Prag.
Die Mitarbeiter des Museums in Roztoky haben das Atelier der Malerin aufgrund der erhaltenen schriftlichen Dokumentation sehr sensibel renoviert und entsprechend eingerichtet. Es unterscheidet sich bedeutend von den üblichen Ausstellungen, die in verschiedenen Gedenkstätten oder Geburtshäusern namhafter Persönlichkeiten eingerichtet sind, sagt der Kunsthistoriker Miloslav Vlk:
"Es ist phantastisch, dass es sich hier um einen authentischen Bau handelt, der in den Zustand versetzt wurde, wie er zu Braunerovas Zeiten aussah. Sie hat das Atelier selbst entworfen. Die Atmosphäre wirkt auch deshalb authentisch, weil hier Werke zu sehen sind, die früher bereits wirklich hier hingen. Außerdem gibt es hier auch Sachen aus dem Nachlass - beispielsweise Keramik. Ich meine, dass es eine sehr glaubwürdige Ausstellung ist. Wir sind froh, dass es uns gelungen ist, das Atelier zu eröffnen und dass das Projekt gewürdigt wurde."
Nach Worten des Kunsthistorikers sind dermaßen authentische Ausstellungen auch im Ausland nicht geläufig. Wie er an einigen Beispielen aus Frankreich belegt, sind in den Ateliers bekannter Künstler meisten keine Originalgemälde mehr zu sehen, weil diese in Galerien hängen.
Das Atelier von Zdenka Braunerova kann vom April bis Oktober täglich von 10-18 Uhr außer montags besichtigt werden. Die Eintrittskarten sind direkt im Museum in Roztoky erhältlich.