Kulturzentrum Dox zeigt „Charlie Hebdo“-Titelbilder

Foto: ČTK

Auch in Tschechien war sie sofort vergriffen: die erste Ausgabe der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo, die nach dem Anschlag auf die Redaktion weltweit in den Verkauf kam. Die überlebenden Redakteure wollten damit ein Zeichen für die Meinungsfreiheit setzen, ehe sie nun einige Wochen pausieren. Für alle, die sich für die Geschichte des französischen Satiremagazins interessieren, gibt es nun in Prag die Gelegenheit dazu. Die Galerie Dox zeigt Titelblätter aus den vergangenen Jahrzehnten.

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Knapp drei Wochen nach dem Terrorangriff auf die Redaktion, der insgesamt 15 Menschen zum Opfer fielen, öffnete Ende Januar die Ausstellung im Prager Dox. Die Kuratoren vom Zentrum für zeitgenössische Kunst haben die Zeichnungen innerhalb von elf Tagen zusammengetragen. Zur Verfügung gestellt wurden sie von französischen Sammlern. Zu den Kuratoren gehört Michaela Šilpochová:

„Mit dieser Ausstellung wollten wir dem tschechischen Publikum einen Zugang zu dieser Zeitschrift ermöglichen und zeigen, dass sie seit ihrer Gründung in den 1960er Jahren bis heute eine eigene Tradition geschaffen hat.“

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Zu sehen sind daher nicht nur die islamkritischen Titelblätter, die „Charlie Hebdo“ in den letzten Jahren über Frankreich hinaus bekannt gemacht haben. Das Magazin, das sich 1970 von Harakiri in Charlie Hebdo umbenannte, kennt keine Tabus. Und immer wieder waren es die Vertreter der Weltreligionen, die das Titelblatt schmückten:

„Diese Zeitschrift nimmt alle Menschen aufs Korn, die von irgendeiner Religion überzeugt sind,“

Leoš Válka  (Foto: ČT24)
sagte die Soziologin Jiřina Šiklová bei der Eröffnung im Dox. Leoš Válka ist der Leiter des Zentrums für zeitgenössische Kunst. Er verweist darauf, dass Charlie Hebdo in Frankreich bis vor kurzem ein Nischenprodukt war:

„Nur ein sehr kleiner Teil der französischen Gesellschaft hat die die Zeitschrift geschätzt und gesammelt. Die Mehrheit hielt sie für problematisch linksorientiert und hatte keine besonders hohe Meinung von ihr.“

Doch gleich ob man die Zeitschrift für genial oder taktlos, für provokativ oder böse halte – im Vordergrund stehe immer der Humor, sagen die Kuratoren. Abseits von den „Je suis Charlie“-Kampagnen wollen sie zeigen, was den Charakter der Zeitschrift ausmacht.

Galerie Dox  (Foto: ČTK)
„Ich würde sagen, Charlie Hebdo ist jetzt erst zu einem Symbol der Meinungsfreiheit geworden. Heute wird damit eine Einstellung und ein Zeichen des Respekts vermittelt. Aber ursprünglich war das immer eine höchst kritische Zeitschrift, die keine Rücksicht genommen hat. Mit den Dingen, die sie publiziert und gemacht hat, hat sie automatisch die Meinungsfreiheit auf die Probe gestellt und herausgefordert.“

Um Terroranschläge zu verhindern, kontrollieren in den kommenden Wochen Sicherheitskräfte die Besucher des Dox. Die Ausstellung ist dort noch bis zum 9. März zu sehen.