Kurze lange Tradition: zehn Jahre Masaryk-Institut
Sein zehnjähriges Bestehen feiert in diesen Tagen das Masaryk-Institut an der Tschechischen Akademie der Wissenschaften. Zugleich kann es jedoch auf eine lange Tradition zurückblicken, in der die Brüche der tschechoslowakischen Geschichte ihre Spuren hinterlassen haben. Mehr über die Aufgaben und das Verhältnis zum berühmten Namensgeber erfahren Sie von Thomas Kirschner.
"Wir haben mit der Herausgabe von Masaryks Schriften begonnen und versuchen daneben, in unserer Forschungsarbeit den von Masaryk abgesteckten Rahmen zu überschreiten und uns mit den Fragen der Demokratie und weiteren Problemkreisen im Zusammenhang mit seinem Werk zu beschäftigen."
Rund 20 Mitarbeiter arbeiten derzeit an Forschungsprojekten sowie in Bibliothek und Archiv des Institutes. Den Kernbestand bildet bis heute der Nachlass von Tomas Garrigue Masaryk und die 70.000 Bände seiner Privatbibliothek. Kennzeichnend sind die breite Perspektive und der konsequent interdisziplinäre Ansatz des Institutes, der ebenfalls auf die weit gefassten Interessen des Soziologen Masaryk zurückgeht. In der offenen Ausrichtung unterscheidet sich das Institut auch von einer traditionellen historischen Forschungsstelle, erklärt die Mitarbeiterin Eva Broklova.
"Wir stehen erst am Anfang und müssen erst noch an die intensive Arbeit des Institutes in der Vorkriegszeit anschließen. Aber wichtig ist uns, dass das Institut fächerübergreifend sein soll. Masaryk wollte, dass die Studien Politikwissenschaft, Geographie und Soziologie einbeziehen - Geschichte sah er eher als ergänzendes Fach an."
In der kommenden Woche können auch Besucher das junge und doch traditionsreiche Institut kennen lernen: Am 9. und 10. November lädt die Akademie der Wissenschaften zum Tag der offenen Tür. Neben einem Überblick über seine Tätigkeit bietet das Masaryk-Institut dabei vor allem interessante Exponate aus dem Archivnachlass des Staatsgründers und Präsidenten.
"Wir haben zum Beispiel den Waffenschein von Masaryk aus der Zeit der so genannten Hilsneriade, als Masaryk und seine Familie wegen seines Eintretens für einen angeblichen jüdischen Ritualmörder ganz konkret bedroht waren. Und daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer Dokumente aus seinem Archiv, die sich verdienter Beachtung erfreuen."