Landstraße soll nicht mehr rollen

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"RoLa" steht kurz vor dem Aus. Die "Rollende Landstraße", die seit 1994 Lastkraftwagen auf Zügen zwischen Dresden und Lovosice transportiert, hat mit dem EU-Beitritt Tschechiens offenbar ausgedient. Mit dem Wegfall der Zollkontrollen gehören an der tschechisch-deutschen Grenze auch die Warteschlangen zur Vergangenheit, und "RoLa" hat ihren Zeitvorteil eingebüßt. Daniel Satra berichtet.

Gemeinsam hat sich die Tschechisch-sächsische Kommission entschieden. Das grenzüberschreitende Gremium, das vor zehn Jahren das erste Mal einen Lkw auf einen Transportzug verfrachtete, sieht keinen Sinn mehr im alternativen Nutzlasttransport. Das Interesse an "RoLa" sei mit dem EU-Beitritt Tschechiens eingebrochen. Das sagte gegenüber Radio Prag Milada Smejkalová, tschechische Direktorin der Kooperation mit Sachsen:

"Die Auslastung der Züge lag im vergangen Jahr in den ersten beiden Maiwochen bei 75 Prozent. Dieses Jahr erreichte die Auslastung im Mai nicht einmal 9 Prozent."

Runter von der Landstraße, rauf auf den Zug - eine Option, die kaum noch locken kann. Den Grenzübergang Cínovec/Zinnwald nehmen die Brummis heute im Vorbeifahren. Denn nicht nur die Zölle sind weggefallen und mit ihnen Zöllner und lange Kontrollen. Mit der EU sind auch die Obergrenzen für Lkw, die nach Deutschland oder nach Tschechien einreisen durften, passé.

"RoLa bleibt noch höchstens drei Monate im Betrieb. Falls sich die Deutsche Bahn AG, die Tschechische Bahn und die Betreiber einigen, ist sogar ein früherer Termin möglich."

Der Grund - so Smejkalová - sind allein die leeren Züge, mit Platz für immerhin 300 Lkw pro Tag. Die Bezuschussung von "RoLa", die Tschechien mit einem und Sachsen mit zwei Dritteln trägt, stehe nach wie vor zur Verfügung.

Umweltschützer auf beiden Seiten der Grenze haben Proteste gegen die geplante Einstellung der Zugtransporte angekündigt. Jindrich Pech, Sprecher der nordböhmischen Gemeinde Dubi/Eichwald:

"Nach dem 1. Mai kam zu einem massiven Anstieg des Lkw-Verkehrs, auf der internationalen Straße E 55 etwa um 30 Prozent. Die Situation war schon immer kritisch, aber jetzt hat sie sich weiter verschärft."

Noch fehlt die Autobahnverbindung Teplice-Dresden, die 2006 fertig gestellt sein soll. Heute sind Pech vor allem Gefahrentransporte ein Dorn im Auge:

"Nach unserer Meinung und auch nach Meinung der deutschen Seite, sollten keine gefährlichen Frachten wie explosives oder giftiges Material durch unsere Stadtzentren fahren. Diese sollten nur mit Zügen transportiert werden."

Insgesamt 832 000 Brummis hat das "RoLa"-System bisher transportiert. Die Million wird dieses tschechisch-sächsische Bahnprojekt jedoch nicht erleben.