Langjähriger Wegbegleiter der tschechischen Sozialdemokratie in Deutschland verstorben

Jiri Loewy

Die tschechische Sozialdemokratie hat - bereits am ersten Tag des Neuen Jahres - einen ihrer langjährigen Wegbegleiter und Wegbereiter verloren: Jiri Loewy stand zwar niemals im schillernden Rampenlicht der Politik, steht aber als langjähriger Vertreter der Exilpartei, als Publizist und oft auch als unbequemer Kritiker des politischen Tagesgeschäfts für ein hohes Maß an Kontinuität in der politischen Biographie eines Menschen. Am vergangenen Freitag wurde Jiri Loewy in Wuppertal beerdigt, Gerald Schubert hat folgenden Nachruf gestaltet:

Zweifellos ist Jiri Loewys Lebensgeschichte nicht ganz alltäglich, und doch verkörpert sie eines der typischen Schicksale des Zwanzigsten Jahrhunderts. Im Jahre 1930 im nordböhmischen Rumburk geboren fand sich Loewy bereits im Alter von acht Jahren in einer vom Wahn der Zeit verfolgten Familie. Grund: Sein Vater war Jude. Zehn Jahre später stand er abermals inmitten der politischen Turbulenzen. Nach dem kommunistischen Putsch 1948 arbeitete er illegal in der Sozialdemokratie weiter, wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, aus gesundheitlichen Gründen jedoch vorzeitig entlassen. 1969 schließlich emigrierte er nach Österreich, später reiste er weiter nach Deutschland, ließ sich in Wuppertal nieder und arbeitete dort als Publizist. 20 Jahre lang war er außerdem im Vorstand der Sozialdemokratischen Exilpartei tätig.

Radio Prag hat mit Jiri Loewy im vergangenen März, kurz vor dem Parteitag der CSSD, also der tschechischen Sozialdemokraten, ein Interview geführt. Bei dieser Gelegenheit hat Loewy erklärt, warum er sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr aktiv an der Politik beteiligt:

"Ich habe 1995 alle Funktionen niedergelegt, weil ich mich damals entscheiden musste: Entweder Politik oder unabhängiger Journalismus. Und mir war natürlich die Möglichkeit, unabhängig zu publizieren, viel wichtiger, als die Teilnahme an irgendwelchen parteipolitischen Strukturen."

Was den gegenwärtigen Zustand der Sozialdemokratie betraf, so hat Loewy zuletzt weitgehend die Linie von Premierminister Vladimir Spidla unterstützt. Anderen Parteikollegen aber warf er vor, ihr politisches Credo sei reines Machtstreben:

"Ich kann nur sagen: Verschiedene der heutigen Abgeordneten der CSSD haben sich sichtlich in der Tür geirrt, als sie in diese Partei eingetreten sind. Denn von der Gesinnung her sind sie alles Mögliche, nur keine Sozialdemokraten."

Am ersten Januar erlag Jiri Loewy 73jährig seinem Krebsleiden.