Legende der Fotografie Robert Capa im Obecni dum

Ernest Hemingway mit seinem Sohn Gregory, Idaho, 1941

Zum ersten Mal hat die tschechische Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich mit dem Werk des legendären Fotografen und Mitbegründers der renommierten Fotoagentur Magnum, Robert Capa, vertraut zu machen. Über die derzeit laufende Capa-Ausstellung im Obecni dum, dem Prager Repräsentationshaus, berichtet Lucie Drahonovska.

Er war ein großer Kriegsfotograf, der sich immer in der Schusslinie befand. Und trotzdem war Robert Capa kein Jäger sensationeller Bilder, auf denen die Schrecken der Welt offen zur Schau gestellt werden. Der Ethik eines Kriegsreporters blieb er bis zuletzt treu - und wurde damit zum Vorbild für kommende Generationen von Fotografen.

Eigentlich war es ein kühnes Unternehmen, als der ungarische Jude Endre Friedmann gemeinsam mit seiner Frau Gerda Taro einen nicht existierenden Starfotografen namens Robert Capa erfand. Es klappte, und Robert Capa alias Endre Friedmann wurde allmählich zu einem begehrten Fotografen, der jedes Mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Den großen Durchbruch hat Capa seinen Bildern aus dem spanischen Bürgerkrieg zu verdanken - allen voran dem Bild eines sterbenden republikanischen Kämpfers, das wegen seiner Unmittelbarkeit etliche Spekulationen über eine mögliche Inszenierung hervorgerufen hat.

Doch mit demselben professionellem Einsatz wie bei seinen Kriegreportagen hat Capa berühmte Persönlichkeiten seiner Zeit fotografiert - neben Henri Mattisse und Pablo Picasso waren es beispielsweise auch Ernest Hemingway, Gary Cooper oder Ingrid Bergmann.

Für die in- und ausländische Öffentlichkeit hat in den 60er Jahren die tschechische Fotohistorikerin Anna Farova den Fotografen Robert Capa entdeckt - sie veröffentlichte die erste Monografie über ihn. Anna Farova erinnert sich an ihre Arbeit über Capa:

"Ich habe mich schon 1949 sehr genau mit vielen Kriegsfotografien von Capa vertraut gemacht, die in dem amerikanischen Magazin Life veröffentlicht worden waren. Es war für mich die erste große Schule des wunderbarsten und erhabensten Fotojournalismus, der ohne die üblichen drastischen Szenen auskam. Als ich dann seit 1958 Monografien in der Edition Odeon zu veröffentlichen begann, habe ich engen Kontakt zur Fotoagentur Magnum in Paris geknüpft. Da ich mich ganz besonders für Robert Capa interessiert hatte, habe ich mich an seinen Bruder Cornell gewandt, mit dem ich seit 1960 im Briefwechsel stand, und der mir später sogar umfangreiches Material aus dem Nachlass seines Bruders persönlich nach Prag brachte. Die Monografie ist in Amerika erst 1968 erschienen. Und da Capa damals der tschechischen politischen Szene nicht willkommen war, durfte das Buch in der Tschechoslowakei nach großen Eingriffen durch die Zensur erst 1972 oder 1973 herausgegeben werden."

In der Ausstellung über Robert Capa, die bis 11. Juli im Prager Repräsentationshaus - Obecni dum - unter dem Titel "Antlitze der Geschichte" zu sehen ist, werden Capas berühmte Fotografien neben den damaligen Zeitschriftenausgaben präsentiert. Und so kann der Besucher Capas Fotos in einer überdimensionalen Ausstellungsvariante und in der schließlich gedruckten Fassung direkt vor Ort miteinander vergleichen.

Capas Sucht, stets an gefährlichen Orten anwesend zu sein, ist ihm schließlich zum Verhängnis geworden: Er starb genau vor fünfzig Jahren in Indochina mit dem Fotoapparat in der Hand, als er bei der Suche nach dem richtigen Blickwinkel für sein Foto auf eine Mine trat.