Lehrer verlassen die jüdische Lauder-Schule in Prag

Es überrascht keinen, dass am Ende des Schuljahres Zeugnisse verteilt werden. Es ist jedoch außergewöhnlich, wenn gleichzeitig die Hälfte der Lehrerschaft eine Kündigung auf den Tisch legt. Das ist jedoch die Realität an der einzigen jüdischen Schule in Tschechien, der Ronald-Lauder-Schule in Prag. Unter einem Dach befinden sich hier eine Grundschule und ein Gymnasium mit insgesamt 130 Schülern sowie jede Menge Schwierigkeiten. Bereits vor zwei Jahren haben 80 Prozent der Lehrer die Schule schlagartig verlassen. Näheres dazu von Bara Prochazkova:

Foto: David Vaughan
Was war der Grund für die hohe Anzahl der Kündigungen an der Schule?

Seit dem 1. Juni hat die jüdische Lauder-Schule in Prag mit Katerina Dejmalova eine neue Schulleiterin. Sie wurde vom unabhängigen Schulrat gewählt, und der Schulrat gab ihr gleich zwei Hauptaufgaben mit auf den Weg: Kosten einsparen und die Qualität der Bildung an der Schule verbessern. Die Pädagogin Dejmalova hat seitdem bereits erste Schritte unternommen und dabei unter anderem die Beschäftigungsverhältnisse rationalisiert. Die meisten Lehrer wurden für eine Vollzeitstelle bezahlt, haben jedoch nur Teilzeit gearbeitet. Dies solle sich ändern, sagte Dejmalová. Viele waren nicht mit der neuen Zahlungsweise einverstanden und haben deshalb gekündigt. Das bestätigte auch die stellvertretende Sprecherin Lucie Soklova. An der Schule wurden in der Vergangenheit auch Lehrer mit ungenügender Qualifikation beschäftigt. Damit solle nun Schluss sein. Die neue Schulleiterin hat bereits sieben neue Stellen ausgeschrieben.

Was sind die Argumente der Lehrer?

Die ehemalige Englischlehrerin Kristina Haylettová spricht von einer Art "Terror" gegenüber den Lehrern seitens der Direktorin. Nach ihrer Auffassung habe sie die Lehrer unter Druck gesetzt, damit sie die Schule selber verlassen. "Sie mag uns nicht, weil wir von der vorherigen Schulleitung angestellt worden sind", sagt Haylettova.

Wie ist es zu dieser Situation gekommen?

Katerina Dejmalová war bereits vor zwei Jahren die Direktorin der Schule. Nach einem Streit in der Jüdischen Gemeinde in Prag über den Chefposten, hat der damals neu gewählte Vorsitzende Tomás Jelínek ohne Ausschreibung die Schulleitung ausgewechselt. Mit Dejmalova verließen damals auch 80 Prozent der Lehrer sowie Dutzende Kinder die Schule. Probleme in der Gemeinde wurden stellvertretend über die Schule ausgetragen. Deshalb wurde vor einem Jahr ein Schulrat gegründet, um den direkten Einfluss der Jüdischen Gemeinde auf die Schulleitung zu mindern. Die Jüdische Gemeinde wolle nun aus ihren Fehlern lernen und sich nicht mehr in die Angelegenheiten der Schule einmischen. Alle Entscheidungen werden nun dem Schulrat übertragen. Das bestätigte auch der Sekretär Jüdischen Gemeinde Michal Borges.

Und was sagen die Eltern der Kinder?

Die Eltern der Kinder beschweren sich über den ständigen Wechsel an der Spitze der Schulleitung, denn Dejmalova ist bereits die neunte Person in dieser Position in den letzten acht Jahren. Die Eltern der Schüler begrüÂßen jedoch die Änderung: "Unsere Kinder sollen von Leuten unterrichtet werden, die auch qualifiziert genug sind", sagt der Elternvertreter David Kostka. Die Schule muss seinen Worten nach jetzt zur Ruhe kommen, denn jahrelang stand sie im Zentrum eines Streits um Geld und Einfluss in der Jüdischen Gemeinde.