Lehrerprotest in Tschechien

Lehrerprotest, Foto: CTK

Am 1.September ist in Tschechien traditionsgemäß der Tag, an dem Schüler der Grund- und Mittelschulstufe nach zwei Monaten Sommerferien wieder in die Schule gehen - die ABC-Schützen zum ersten Mal. Nicht alle jedoch konnten an diesem Schuljahresbeginn ihr Klassenzimmer, ob gewollt oder ungewollt, betreten, denn - wie Sie bereits unseren Nachrichten entnehmen konnten - in tschechischen Schulen wird gestreikt. Hören Sie dazu einen Beitrag von Jitka Mladkova:

Lehrerprotest,  Foto: CTK
In der Tat! Der Streik ist sogar der größte Protest tschechischer Lehrer seit dem Wendejahr 1989. Gestreikt wird natürlich ums Geld, das im Sinne der vorbereiteten Regierungsreform der öffentlichen Finanzen in absehbarer Zukunft auch im Schulwesen gekürzt werden soll: die Lehrer sollen ab nächstem Jahr jeweils nur ein Fünftel des 13. und 14.Monatsgehalts erhalten. Der Schulministerin ist es nicht gelungen, die Schulgewerkschaften oder den Großteil der Schulen selbst davon zu überzeugen, dass die Regierung nicht mehr anzubieten hat, als die bereits vor kurzem beschlossene Erweiterung der Lohntarifstufen von den bisherigen 12 auf insgesamt 16. Dank der neuen Tarifskala sollen die Gehälter wesentlich schneller als bei anderen Staatsbeamten steigen, aber damit wollten sich die Schulgewerkschaften nicht begnügen. Denn im Endeffekt würden sie nach der Kürzung des 13. und 14. Monatsgehalts - so das Argument - sogar weniger Geld bekommen.

Und wie sieht den heutigen Streik der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Beschäftigten im Schulwesen, Jiri Valenta? Hier ist seine Antwort:

"Es tut uns leid, dass sich eine ganze Reihe von Schulen nicht angeschlossen hat, aber in diesem Moment erlaube ich mir zu behauten: Mehr als 71.000 Schulmitarbeiter und mehr als 3.000 Schulen ist eine dermaßen hohe Zahl, die diesen Protest rechtfertigt und gleichzeitig beweist, dass sich das nicht nur die Gewerkschaften ausgedacht haben, sondern dass sich da tatsächlich der Willen der Beschäftigten im Schulwesen äußert. Für die Regierung sollte dies als Anstoß zum Nachdenken gelten."

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Die Mehrheit der Politiker, außer den kommunistischen, zeigte nur wenig Verständnis für den Streik. Die Position der Öffentlichkeit bewertet Valenta wie folgt:

"Persönlich bin ich mir dessen bewusst, dass nicht jeder Bürger mit dem Streik einverstanden ist. Medien zufolge sind diejenigen, die dagegen sind, angeblich in der Mehrheit. Das ist eine Tatsache. Aber was mich auf der anderen Seite freut, ist, dass sich nachweisbar, also aufgrund von Meinungsumfragen, die Mehrheit der Öffentlichkeit, mit unseren Forderungen identifiziert, das heißt mit dem Bedürfnis, das Volumen der Finanzmittel im Schulwesen aufzustocken."

Ob sich die Regierung doch noch den Kopf über die Forderungen der streikenden Lehrer zerbrechen und diesen nachkommen wird, bleibt abzuwarten. Die Schulgewerkschaften sind jedenfalls entschlossen, nicht nachzugeben, wie Jiri Valenta bestätigt:

"Wir haben die Regierung allgemein gewarnt, dass im Falle, dass sie nicht auf unsere Forderungen hört, unsere Protestaktionen fortgesetzt werden. Wenn Sie jetzt aber etwas über konkrete Schritte wissen möchten, die werde ich Ihnen nicht verraten."