Leichtathletik-WM: Speerwurf-Titelverteidigerin Špotáková holt diesmal Silber

Barbora Špotáková (Foto: ČTK)

Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin sorgt in diesen Tagen wiederholt für Schlagzeilen. Man denke nur an den neuen Fabel-Weltrekord des Jamaikaners Usain Bolt über 100 Meter, den Fachleute auch als einen Katapultsprung in eine neue Dimension bezeichnen. Den erneuten Sprung auf das Siegerpodest hat am Dienstag auch die tschechische Speerwurf-Weltrekordlerin Barbora Špotáková geschafft – allerdings nicht auf das höchste Treppchen.

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Es half diesmal nicht, das Daumendrücken, das der tschechische Fernsehreporter Michal Dusík vor der Entscheidung im Speerwurf-Finale der Damen für seine Landsfrau Barbora Špotáková eingefordert hatte. Ihr Speer, den sie im sechsten und letzten Versuch mit aller Macht hinausschleuderte, flog zu steil in den Berliner Abendhimmel und setzte daher schon kurz nach der 60-Meter-Marke auf – sehr zur Freude ihrer deutschen Kontrahentin Steffi Nerius. Die 37-jährige Speerwerferin aus Leverkusen gewann nämlich ausgerechnet im abschließenden Wettkampf ihrer Karriere ihren ersten WM-Titel, der vom tosenden Beifall des deutschen Publikums begleitet wurde. Ein Erfolg, den ihr auch die entthronte Titelverteidigerin aus Tschechien von Herzen gönnt:

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„Steffi und ich sind Kameradinnen. Sie beendet in diesem Jahr ihre aktive Karriere, von daher erlebt sie heute bestimmt einen fantastischen Abend. Aber auch für mich war es ein toller Wettkampf, denn ich werde meine Karriere mit Sicherheit noch nicht beenden. Ich kann mir also eine weitere Goldmedaille auch noch später holen. Und ich denke, dass so heute alle ihre Freude haben, sowohl Tschechen als auch Deutsche.“

Die gute Laune von Barbora Špotáková war also nicht aufgesetzt. Es war die Freude über den Gewinn der Silbermedaille, der den kurzen Unmut über das verpasste Gold schnell verdrängte. Schon eher unzufrieden war sie mit dem gesamten Auftritt, den sie in Berlin geboten hat:

„Ich habe heute schlecht geworfen. Und wer nicht gut wirft, kann auch nicht gewinnen. Beim letzten Versuch, in den ich alles hineingelegt habe, hat zudem wieder mein Ellenbogen geschmerzt. Dieser Wurf aber flog eher in Richtung Kosmos als geradeaus, wie es hätte sein müssen.“

Barbora Špotáková und Steffi Nerius  (Foto: ČTK)
Die 28-jährige Olympiasiegerin Barbora Špotáková konnte sich also ihren großen Traum vom Titel-Hattrick nicht erfüllen. Wie vor drei Jahren bei der Europameisterschaft in Göteborg war es ihre Freundin und Konkurrentin Steffi Nerius, die ihr die letzte Niederlage bei einer internationalen Meisterschaft beibrachte. Aber auch über die Silberplakette konnte sie sich am Ende freuen:

„Jede Medaille, die man bei einer WM gewinnt, ist ein Erfolg. Ich bin maximal zufrieden, auch wenn ich mit einem solchen Wettkampfverlauf nicht gerechnet habe. Aber das ist ja gerade das Schöne im Sport: Es ist jedes Mal anders, es lässt sich nichts voraussagen.“

Wir aber wagen die Voraussage, dass wir auch in Zukunft noch über Erfolge und Medaillengewinne der sympathischen Barbora Špotáková berichten können und werden.

Autor: Lothar Martin
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