Lesung in Berlin und zwei Ausstellungen in Bayern

Valerian Arsène Verny (Foto: Valerian Arsène Verny Literaturstiftung)

Im Gegensatz zu vielen Institutionen macht die tschechische Kultur auch im August keine Sommerpause. In Berlin werden am Dienstag Texte des verstorbenen Literatur-Studenten Valerian Arsène Verny gelesen. In Bayern laden gleich zwei Ausstellungen ein: Jaroslav Němec präsentiert Naturaufnahmen von Böhmen im Tschechischen Zentrum München. Und in Regensburg zieht Sabine Schneider in Ihren Zeichnungen Verbindungen zur Partnerstadt Plzeň / Pilsen.

Gedenken an einen jungen Schriftsteller

Valerian Arsène Verny wollte Schriftsteller werden. Doch dann verstarb er mit 19 Jahren beim S-Bahn-Surfen in Berlin. Ihm zu Ehren gründeten seine Eltern und Freunde eine Stiftung für die literarische Förderung von Kindern und Jugendlichen. Valerians Vater Arsène Verny ist in Tschechien geboren, er leitet das Kuratorium:

„Am 18. August findet eine Sommernachtslesung in der Tschechischen Botschaft in Berlin statt. Dabei werden unveröffentlichte Texte Valerians gelesen. Zwei seiner Freunde gestalten den Abend. Ein Studienfreund, der selbst Schriftsteller ist, wird lesen, und Daniel Klaus begleitet die Lesung am Flügel. Er ist mit Valerian aufgewachsen und war bis zu seinem Tod eng mit ihm befreundet.“

Arsène Verny  (Foto: B.Krnavkova CC BY-SA 4.0)
Valerian studierte Literatur und Philosophie an der Humboldt-Universität. Als Leiter von sieben Gruppen der Berliner Literaturinitiative vermittelte er Literatur an Kinder und Jugendliche.

„Nachdem Valerian Anfang März letzten Jahres gestorben ist, haben wir überlegt, wie wir ihm am schönsten und sinnvollsten nicht nur ein Andenken gewähren, sondern gleichzeitig seine größte Gabe zum Guten hin verwenden können. Deshalb haben wir diese Stiftung zusammen mit vielen Freunden gegründet.“

Freunde und Förderer aus ganz Europa sind eingeladen, man rechnet mit ungefähr 200 Gästen, darunter Vertreter der Prager Franz-Kafka-Gesellschaft und des Tschechischen Kulturministeriums. Unterstützt wird die Stiftung von der Tschechischen Botschaft.

Valerian Arsène Verny  (Foto: Valerian Arsène Verny Literaturstiftung)
„Wir haben von Anfang an im deutsch-tschechischen Kontext gearbeitet, gemeinsam mit vielen Theatern sowie Kultur- und Bildungsinstitutionen. Und so haben wir ein Programm ins Leben gerufen, das nicht nur im kreativen Schreiben ausbildet, sondern sich auch an die Brennpunkt-Schulen wendet. Dieses Programm befasst sich aktiv mit Integrationsfragen und versucht, die aktuelle Flüchtlings- und Asylpolitik Europas in den Schulen nicht nur an die Kinder und Jugendlichen, sondern auch an die Lehrer heranzutragen.“

Denn die Völkerverständigung mithilfe literarischer Projekte für Kinder und Jugendliche sei dem Verstorbenen ein großes Anliegen gewesen, sagt Arsène Verny. Valerians Vater unterrichtet Europäisches Recht in Berlin und Ustí nad Labem ̸ Aussig an der Elbe.

„Wir haben uns immer in beiden Ländern zu Hause gefühlt, deswegen war von Anfang an klar, dass die Stiftung nicht nur in Deutschland tätig sein soll, sondern auch spiegelbildlich in der Tschechischen Republik.“

Regensburg und Pilsen – mit Linien verbunden

Sabine Schneider,  aus der Ausstellung zum Jahresthema Pilsen 2015  (Foto: Stadt Regensburg)
Regensburg pflegt seit 1993 eine Städtepartnerschaft mit Pilsen. Von Frühjahr bis Herbst finden deshalb auch in der Stadt in der Oberpfalz zahlreiche Veranstaltungen zur diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt statt. (Im Rahmen des Programms werden seit Dienstag Zeichnungen von Sabine Schneider ausgestellt. Klemens Unger ist Kulturreferent der Stadt Regensburg:

„Der Ausstellungsraum befindet sich in einer mittelalterlichen Patrizierburg in Regensburg, nicht zu groß, mit intimem Charakter. An den Wänden dieses Kapellenraums werden wir die Zeichnungen von Sabine Schneider präsentieren.“

Klemens Unger  (Foto: Stadt Regensburg)
Das Motto der Ausstellung ist „Linien verbinden“. Und so verbindet Sabine Schneider Wahrzeichen der beiden Städte in ihren Zeichnungen. Klemens Unger:

„Sabine Schneider hat sich an den wichtigsten Bauwerken orientiert. In Regensburg sind das zunächst einmal der Dom, die Steinerne Brücke, das Alte Rathaus und die Porta Praetoria. In Pilsen sind das natürlich der Dom Sankt Bartholomäus, die große Synagoge und der alte historische Stadtkern von Pilsen. Sabine Schneider hat sich die architektonischen Details von Sehenswürdigkeiten herausgenommen und daraus komplexe labyrinthische Raumgefüge geschaffen. In einer kulissenhaften Tiefenstapelung verweben und vermischen sich die einzelnen architektonischen Besonderheiten ineinander.“

Ziel der Städtepartnerschaft mit Pilsen sei das gegenseitige Kennenlernen, die Kommunikation, das Austauschen und das gegenseitige verstehen lernen, sagt Klemens Unger. In der Ausstellung funktioniert das bei dem Betrachter visuell.

Sabine Schneider  (Foto: Akademie Regensburg)
„Und gerade diese Bilder tragen dazu bei, weil die Künstlerin sehr geschickt Bekanntes und weniger Bekanntes miteinander vernetzt hat. Man kann sich förmlich mit den Augen in diesen Motiven festbeißen und wie in einem Puzzlespiel schauen: Aus welcher Stadt ist was? Wie passt das zusammen? Wo liegen die Kontraste? Wie hat sie das miteinander verwoben?“

Die Initiative zur Ausstellung ging von Sabine Schneider aus. Sie ist es auch, die dreimal in der Woche persönlich durch die Ausstellung führt. Die Ausstellung „Linien verbinden“ ist noch bis 5. September in der Regensburger Sigismundkapelle zu sehen.

Bilder böhmischer Lieblingsorte

Kamera, Foto-Objektive und ein Stativ trägt er immer bei sich: der Fotograf Jaroslav Němec. Im Tschechischen Zentrum München wird am kommenden Dienstag eine Fotoausstellung des tschechischen Künstlers eröffnet. Die Landschaften auf den Bildern sind Lieblingsorte in der böhmischen Heimat des Künstlers Jaroslav Neměc:

Foto: Tschechisches Zentrum München
„Die Fotografien sind repräsentativ für Mitteleuropa, aber natürlich auch für die tschechische Landschaft. Sehr oft bin ich zum Beispiel beim Fluss Doubravka in Železné hory gewesen und habe dort die Landschaft oder auch kleine Ausschnitte der Natur wie Steine aufgenommen. Diese Naturbilder sind in verschiedenen Jahreszeiten entstanden: im Winter, im Sommer und im Frühjahr. Außerdem gibt es im Böhmerwald den sehr interessanten Fluss Vydra, an dem man viele zauberhafte Orte entdecken kann. Der Böhmerwald war lange Sperrgebiet, daher ist die Natur teilweise noch immer unberührt. Und das macht die Schönheit besonders eindrucksvoll.“

Der Böhmerwald grenzt an Bayern und Oberösterreich. Das Gebirge Železné hory ̸ Eisengebirge dagegen liegt südöstlich der tschechischen Hauptstadt.

„Ich fotografiere aber nicht nur Landschaften, sondern befasse mich auch mit Makro-Fotografie. Auf Makros sind zum Beispiel Blumen zu sehen. Kleine Ausschnitte der Natur, die sich auf bestimmte Orte beziehen.“

Allerdings unterscheidet Jaroslav Němec nicht nur die verschiedenen Perspektiven, er muss außerdem auf den richtigen Moment warten, bis er das Bild machen kann.

„Sehr interessant ist die Zeit, wenn zwischen Winter und Frühjahr die Natur aufwacht. Und da bin ich dann ständig dabei. Man muss sich viel Zeit nehmen, um bei Sonnenaufgang, zu den verschiedenen Tagesabschnitten und bei jedem Wetter dabei zu sein.“

Wenn Jaroslav Němec von seinem Ausflug in die Natur zurückkommt, wählt er die Bilder aus. Und ob eine Fotografie besonders gelungen ist, hängt nicht nur von einer einwandfreien technischen Umsetzung ab, sagt Jaroslav Němec.

„Jedes Bild entsteht erst einmal im Kopf. Und dann stellt man sich die Frage: Wie kann ich das umsetzen? Die Umsetzung ist eine Frage der Technik. Aber der Gedanke, gerade etwas Besonderes zu sehen, ist natürlich das Entscheidende für die Aufnahme.“

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