Letní Letná Light: Prager Zirkusfestival trotz Corona
Das Zirkusfestival Letní Letná wird auch in diesem Jahr abgehalten – aber in einer abgespeckten Version.
„Letní Letná“, auf Deutsch „Das sommerliche Letná“, ist ein beliebtes Festival des neuen Zirkus. Mit ihm werden traditionell in Prag die Sommerferien abgeschlossen. Vor zwei Monaten sah es so aus, als ob dieses Festival wie viele weitere Kulturveranstaltungen in diesem Jahr wegen der Corona-Krise abgesagt werden müsste. Nun haben die Organisatoren aber eine Kehrtwende gemacht. Zwar habe man einige Punkte streichen und eine „Light“-Version vorbereiten müssen, doch das Programm sei trotzdem intensiv und interessant, sagte Festivalleiter Jiří Turek gegenüber dem Tschechischen Rundfunk.
„Von den ursprünglich eingeplanten ausländischen Ensembles werden zwei nach Prag kommen. Mit dem Ensemble Voalá haben wir seit vielen Jahren über einen Auftritt in Prag verhandelt. Da sich die Lage entspannt hat, steht diesem nun nichts mehr im Wege. Wir hoffen, dass das auch so bleibt und wir einige ausländische Künstler dann anbieten können.“
Das spanische Luftballett-Ensemble Voalá sorgt für die Eröffnung, und zwar mit ihrem Musical „Voalá station“. Dabei werden die Akrobaten, an einem Kran hängend, über den Köpfen der Zuschauer schweben. Ebenfalls nach Prag kommt das französische Ensemble „Galapiat Cirque“ mit dem Programm „Esel und Mohren“.
Das tschechische Cirk La Putyka zeigt seine Aufführung „Kaleidoscope“. Die Vorstellung wurde in der Zeit des Notstands von acht Akrobaten, Schauspielern und Tänzern einstudiert, die Regie hat Maksim Komaro aus Finnland. Rosťa Novák leitet den Cirk La Putyka. Er beschreibt dessen Arbeit in der Corona-Krise:
„Die Proben waren ziemlich dramatisch. Es ist unglaublich, dass zu Zeiten der Quarantäne eine Vorstellung einstudiert werden konnte. Treibende Kraft war wohl die Sehnsucht der Beteiligten, wieder auf der Bühne stehen zu können. Die Stimmung in der Trainingshalle, aber auch in den Werkstätten war toll. Der Regisseur saß zu Hause in Helsinki und konnte nur das sehen, was ihm über eine Kamera gezeigt wurde. Dabei vermischten sich völlig gegensätzliche Gefühle: die Euphorie in der Halle einerseits und die Depression und der Pessimismus des Regisseurs andererseits.“
Zusammen mit Akrobaten des Ensembles Loosers Cirque Company plant Cirk La Putyka zudem eine Vorstellung mit dem Titel „Be together“. Rosťa Novák:
„Das Ziel ist, die Künstler untereinander, aber auch die Künstler mit den Zuschauern und die Zuschauer untereinander zu verbinden. Selbstverständlich werden dabei alle erforderlichen Corona-Maßnahmen respektiert. Für mich persönlich ist dies allein deswegen ein Fest, weil alle zusammen auf einer Bühne sein können. Wir verwandeln nämlich selbst den Zuschauerraum in eine Bühne, wir lösen also die Grenzen auf. Und falls die Zuschauer dies wollen, werden sie ein Bestandteil der gesamten Vorstellung sein.“
Per Film kehrt auch Tatiana Mosio Bongonga nach Prag zurück. Die Akrobatin überquerte im vergangenen Jahr auf einem Seil die Moldau, das geschah in 35 Metern Höhe. Die Doku „Die Seiltänzerin über Prag“ erinnert nun an dieses Ereignis. Ivana Pěkná Vrbíková ist Programmleiterin des Festivals:
„Wir haben uns damals spontan entschieden und mit einem tschechischen Stab einen Film gedreht. Dazu haben wir auch Luftbilder genutzt sowie Aufnahmen des Tschechischen Rundfunks, der den Event damals gestreamt hat. Wichtig sind in unserem Streifen vor allem die kurzen emotionalen Momente – wie etwa ein Treffen mit ihrem Lehrer und Guru Rudi Omanovsky oder die Generalprobe, bei der es so aussah, als ob sie ihren Drahtseilakt nicht schafft.“
Das Festival findet wie jedes Jahr im Letná-Park in Prag statt. Der Termin ist 18. bis 25. August.